Kapitel 1.1 *überarbeitet*

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Rose


Vor meinem inneren Auge zerbricht mein Leben abermals in tausend Scherben. Den Kampf gegen die Tränen habe ich bereits verloren. Alles scheint zu verschwimmen, schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen wie kleine Ruß Männchen. Die Worte hallen in meinem Kopf wider und brennen sich wie Tinte in meinen Verstand.

Das ist ein schlechter Scherz. Die Welt erlaubt sich einen Spaß mit mir. Niemals. Nicht sie und er. Das will und kann ich nicht glauben.

Die Frau, die mein Leben zerstört hat und der Mann den ich mehr als alles anderen Liebe, liefern sich ein erbittertes Blickduell. Ich will nicht glauben, dass sie die Wahrheit spricht. Es muss eine ihrer Lügen sein. Es kann nicht der Wahrheit entsprechen.

Sie die mir den Mann genommen, mir den Glauben an die Liebe und all mein Glück gestohlen hat. Eine unbändige Wut mischt sich mit der Hoffnungslosigkeit, die mich nun erfüllt. Tränen laufen mir über die Wange. Er hat mich nicht betrogen. Selbst wenn sie nicht lügt, ihre Verbindung war vor meiner Zeit. Eigentlich sollte es mich nicht verletzten. Dennoch habe ich das Gefühl, ihn in diesem Moment zu verlieren. Früher oder später wird er sich für sie entscheiden. Für sie und ihre gemeinsame Zukunft.

Für meinen Teil in dieser Geschichte ist kein Platz. Zum zweiten Mal in diesem Jahr erwischt mich die bittere Realität mit vollem Schlag.

Seine Hand legt sich auf meine Wange. In seinen Augen kann ich dieselbe Traurigkeit erkennen, die mich gepackt hat. »Kätzchen, ich kläre das. Bitte weine nicht Rose. Alles wird gut.« Andächtig setzt er mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Lippen beben, als sie meine Haut streifen. Nicht nur ich leide unter den Erkenntnissen, die diesen Abend trüben.

2 Monate zuvor

März 2023

Seufzend lasse ich mich auf den staubigen Treppenstufen meines Wohnhauses nieder, den Blick auf die Unmengen an Kartons gerichtet, welche sich am Rande des Gehwegs stapeln. Es hat mich den halben Morgen gekostet, die schweren Kartons nach unten zu hieven. Morgen habe ich sicherlich Muskelkater. Allerdings ist es eine Willkommene Abwechslung gewesen. Einen Moment habe ich nicht über die dunklen Schatten nachdenken müssen, die über meinem Leben hängen.

Ich seufze abermals, denn jetzt muss ich unwillkürlich wieder daran denken. Toll gemacht Rose. Die Kartons sind an einigen Seiten bereits durchgeweicht. Durch den gestrigen Regen ist die Straße noch voller Pfützen, die aufgrund der vorbeifahrenden Autos nur so spritzen. Nicht mehr lange und meine ganzen Sachen sind ebenfalls durchnässt. An diesem Tag scheint mein Glück mich gänzlich verlassen zu haben. Wo bleibt nur dieser verdammte Umzugswagen? Er hätte bereits vor zwei Stunden ankommen sollen. Wenn ich noch länger hier warten muss, werde ich meinen Flug verpassen.

Meine Wohnung ist bereits gekündigt und auf die Schnelle werde ich sicher kein Hotelzimmer bekommen. Zu dieser Jahreszeit ist es schwierig, ein günstiges Hotel zu finden. Vor allem in Las Vegas.

Der Tourismus boomt, das Wetter ist schön und die Casinos voll. Ein Grund mehr, um von hier zu verschwinden.

Ich kann nichts für Glücksspiel erübrigen. Dabei veriert man mehr, als man gewinnt. Ganz zu schweigen von der Sucht die manche dabei Entwickeln. Eine ehemalige Klassenkameradin aus der High-School ist seit einigen Jahren dem Glücksspiel verfallen. Jetzt sieht man sie oft in der Nähe, einiger größeren Casinos. Oft in Begleitung verschiedener Männer, denen sie geschickt das Geld aus den Taschen zieht - nur um es im nächsten Augenblick wieder zu verspielen.

Die Glücksspiele, die ständige Hitze, dass alles sind nur einige Gründe, weshalb ich von hier weg will.

Am liebsten wäre ich gleich in eine friedliche Gegend gezogen, doch als das Jobangebot aus New York eingetroffen war, hatte ich mich umentschieden, auch wenn ich zu Beginn zögerte. New York war riesig, definitiv nicht ruhig. Doch nach langem hin und her, habe ich mich dazu entschlossen, dorthin zu ziehen.

True Desire - FrühlingstanzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt