Zu seiner eigenen Überraschung verspürte Qui-Gon Jinn keinen Schmerz. Nur ganz kurz, einen brennenden Stich, als die Laserklinge in ihn hineingefahren war, dann nichts mehr. Ein gleichmäßiges Pochen übertönte alles andere, als er langsam nach vorne auf die Knie sank und schließlich umkippte.
Er hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper, aber komischerweise hatte er keine Angst. Er war schon immer sehr gefasst gewesen und nun, im Angesicht seines Todes begriff er, dass er so etwas schon immer kommen hatte sehen. Im Kampf zu sterben hatte er sich zwar nie gewünscht, aber er würde alles tun, um unschuldige Lebensformen zu verteidigen. Und da Naboo und vor allem Anakin von diesem Sith bedroht wurden, hatte er keinen Moment gezögert, den Kampf auf sich zu nehmen, auch wenn er gewusst hatte, dass seine Chancen denkbar schlecht standen. Er war nun einmal nicht der geborene Kämpfer, das zeigte sich auch darin, dass er im Lichtschwert-Training regelmäßig von
seinem Padawan besiegt wurde...
Sein Padawan!!!
Mit einem Mal waren seine Gedanken wieder klar.
Obi-Wan! Sein Schüler musste noch irgendwo hier sein und sich im Moment Maul alleine stellen. Hatte er überhaupt eine Chance gegen den vollends ausgebildeten Sith? Allerdings war Obi-Wan, obwohl er noch so jung war, einer der besten Krieger, die er kannte. Und trotzdem...
Der Jedi-Meister unternahm eine letzte Anstrengung, die Kontrolle über seine Muskeln wiederzuerlangen, aber es gelang ihm nicht und er blieb liegen. Also versuchte er, das Geschehen um sich herum durch sein Gehör wahrzunehmen, aber er hörte nur Rauschen und das zischende Geräusch von zwei Lichtschwertern, die aufeinandertrafen.
Unmöglich, dadurch die Lage des Kampfes zu bestimmen.
Schließlich griff er durch die Macht nach dem Band mit seinem Padawan, aber ihm strömten unglaublich viele Eindrücke entgegen: Entschlossenheit, unterschwellige Wut, Angst, Entsetzten, Trauer, Schmerz... Um den jüngeren Jedi nicht weiter zu verwirren, löste der Jedi-Meister die Verbindung.
Obi-Wan war noch am Leben und er konnte nur hoffen, dass das so blieb.
Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, die einzige Konstante war seine stetig schwindende Kraft. Alles drehte sich und er wusste, dass seine Zeit eigentlich längst gekommen war, aber er klammerte sich mit aller Macht ans Leben.
Und dann waren da plötzlich Hände, die ihn aufhoben, stützten und sanft festhielten.
Er öffnete die Augen und blickte direkt in das verzweifelte Gesicht von Obi-Wan.
„Es...es ist zu spät“, brachte Qui-Gon heraus.
„Nein!“ Die Augen seines Padawans füllten sich mit Tränen und er schüttelte vehement den Kopf.
Plötzlich erinnerte Qui-Gon sich wieder daran, wie dieser ausgesehen hatte, als er ihn als seinen Padawan gewählt hatte, ein kleiner Junge, voller Energie, Neugier und mit der festen Absicht, Großes zu erreichen.
Und wie er das geschafft hatte!
Obi-Wan war jetzt schon, mit Abstand, der mächtigste Jedi seines Alters. Ein Meister mit dem Lichtschwert und stark mit der Macht, eine helle Flamme, die in der Dunkelheit leuchtete.
„Obi-Wan! Versprich...versprich mir, das du den Jungen ausbilden wirst!?“
Jemand musste für Anakins Zukunft sorgen, wenn er nicht mehr da war. Der Junge war ihre einzige Hoffnung.
„Ja Meister!“
Sein Padawan musste außer sich sein, aber dennoch hatte er Ruhe im Kampf gegen Maul bewahrt, sich nicht von seiner Wut und seinem Hass leiten lassen, sondern sich für die helle Seite entschieden, wie so viele Male davor.
Ja, er war sein Padawan, sein Schüler und sein Erbe, dass er auf dieser Welt hinterlassen würde. Und Qui-Gon könnte nicht stolzer sein.
Und doch war Obi-Wan zu noch größerem bestimmt, denn sein Schicksal war untrennbar mit dem des jungen Skywalkers verbunden. Seit der ersten Begegnung mit Anakin hatte Qui-Gon ein, damals noch unbestimmtes, Gefühl gehabt, aber jetzt sah er klar. Er sah die Zukunft, eine mögliche Zukunft. Obi-Wan, wie er an der Seite von Anakin strahlte, sie beide zusammen, schafften es, ein neues Zeitalter einzuleiten, den Frieden wieder zu festigen und Gerechtigkeit zu bringen.
Doch im Moment kniete sein Padawan neben ihm, verunsichert und voller Selbstzweifel.
Qui-Gon wünschte, er könnte ihm helfen, aber er wurde immer schwächer.
Er nahm all seinen Willen zusammen und hob die Hand, um die Wange seines Schülers zu berühren.
„Er ist der Auserwählte. Er bringt das Gleichgewicht. Bilde ihn aus!“
Er wollte noch so viel mehr sagen, Obi-Wan klar machen, wie stolz er auf ihn war, dass es ihm leid tat, ihn in dieser Situation alleine zu lassen und wie viel er ihm bedeutete.
Doch seine Zeit war vorbei, mit einem letzten Kraftakt griff er nach dem Band mit seinem Padawan und sandte alle seine Gefühle hindurch, bevor er schließlich hinüberglitt in unendliche Schwärze, und Eins mit der Macht wurde.

Soldier keep on marchin onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt