„Guten Tag, willkommen zu eurem ersten Tag im neuem Jahr, ich hoffe ihr habt viel Motivation mitgebracht. Ich habe ebenfalls einen Neuen mitgebracht. Wenn du dich bitte vorstellen würdest" rief der Lehrer enthusiastisch den Schülern zu, die alle Luan anstarrten und auf seine Antwort warteten.
Vor diesem Moment habe ich mich, als ich von unserem Umzug gehört hatte, am meisten gefürchtet. Eine neue Schule und zu viele Schüler, die ich nicht einschätzen konnte. Könnte ich überhaupt Anschluss finden? Der erste Eindruck wäre sehr wichtig, stellte ich am Vorabend heraus.
Ich nahm allen Mut zusammen und versuchte dabei möglichst cool zu bleiben.„Hey, ähm, ich bin Luan, 15 Jahre alt und meine Familie ist aus Job-technischen Gründen hierher gezogen"
Das hätten wir dann schonmal geschafft!
Erleichterung machte sich in mir breit.Alle Augen waren immer noch auf mich gerichtet. Ich fühlte mich unwohl und schutzlos, ganz alleine vor der Klasse zu stehen. Lehrer würde wohl schonmal nicht als Berufsziel in Frage kommen, stellte ich für mich fest.
„Hier vorne ist noch Platz, neben Luisa, setz dich doch" sagte der Lehrer mit einem eigenartigen, netten Befehlston und begann mit Wiederholungen aus dem letzten Jahr -für mich nichts Neues, auf meiner alten Schule waren wir schon etwas weiter gewesen. Ein Glück, zumindest würde ich dem Unterricht folgen können, oder?
Luisa schob mir einen Zettel rüber.•Max' Sicht•
Ich betrat meinen Klassenraum und fand eine völlig neue Sitzordnung und einen neuen Mitschüler, der in der ersten Reihe
saß, vor.
Ich musterte ihn möglichst unauffällig. Er trug mittellange zerzauste blonde Haare und hatte smaragdgrüne Augen, nur ohne funkeln. Es waren seltsame 'matte' smaragdgrüne Augen. bis dato, hatte ich noch nie zuvor, solche Augen gesehen.
Aber er hatte etwas an sich, etwas, was ich nicht definieren konnte. Ein ähnliches kribbeln, wie bei Luan machte sich in mir breit.Alle meine bisherigen Freunde, unter ihnen Sebastian, saßen hinten rechts im Raum.
Ich schaute über die Tische und fand nur einen freien Platz bei ihnen:
Der Tisch neben Sebastian war frei.Ich ging schnurstracks in dessen Richtung und wollte mich gerade hinsetzten, als ich
'Bummmss'... mit meinem Arsch auf den Boden knallte. Alle in der Klasse fingen an zu lachen.
„Was soll das, Sebastian, sag mal spinnst du?" schrie ich ihn böse an. Scherze an einem ungeliebten ersten Schultag, sollte man nicht mit mir machen!
„Nein, ich spinne sicherlich nicht, aber du, du jämmerlich Schwuchtel!" lachte er höhnisch weiter.
Ich spürte wie meine Beine mich nicht mehr tragen konnten. Ich war fassungslos, enttäuscht, traurig und wütend zu gleich? Oder kniete ich wie gelähmt da? Wahrscheinlich beides!
Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
In meinem Kopf kreisten seine Worte: 'Du Schwuchtel!'; hatte er das gerade wirklich gesagt, vor der ganzen Klasse? Diese Worte trafen mich wohl mehr, als der härteste Schlag in die Magengrube.Ich wurde aus meiner Trance gerissen, als alle anfingen, noch lauter als vorhin, zu lachen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass der Lehrer bereits den Raum betreten hatte. Ich drehte mich um und sah ihn verärgert neben der aufgeklappten Tafel stehen.
'Max, die Klassenschwuchtel' stand auf ihr geschrieben. Ich dachte an nichts mehr.
Ich wollte nur noch raus! Raus aus der Hölle, raus aus diesem Alptraum?!
Ich rannte aus dem Schulgebäude und lief so schnell ich konnte nach Hause. Weg, einfach nur weg von diesem Ort.
Darum hasste ich die ersten Schultage so, alles hat einen Grund im Leben!
Mir lief eine Träne nach der anderen die Wangen runter.
Warum hat er das getan? Wie kann man sich so in einen tMenschen, den man geglaubt hatte gekannt zu haben, so täuschen. Ich kannte Sebastian schon seit der Grundschule.
Sowas passte überhaupt nicht zu ihm. War ihm unsere Freundschaft schon länger nichts mehr wert? Warum tut er mir nun sowas an? Ich war wütend und traurig zugleich, umrahmt von tiefer Enttäuschung.
Meine ganze Klasse wusste, dass ich schwul war. Na prima! Meine Eltern würden das also auch früher, oder später, erfahren. Hatte ich jetzt überhaupt noch Freunde? Werde ich noch eine Familie haben, die zu machen r hält? Vielleicht wollte noch nicht einmal mehr Luan, etwas von mir wissen, wenn er erfahren sollte, dass ich schwul bin. Wir kannten uns ja erst seit etwa einer Woche.
So eine Nachricht verbreitet sich doch so schnell wie ein Feuer, genug 'Holz' hatte es ja mit mehr als 800 Schülern an unserer Schule.
Ich presste meinen Kopf in mein Kissen so fest wie ich nur konnte. Ich merkte, wie feucht es durch meine salzigen Tränen wurde.
Ich spürte, wie sich mein Atem verlangsamte.
Sollte ich jetzt sterben -hätte ich nichts dagegen!
Ich riss meinen Kopf aus dem Kissen -aber nicht an Atemnot! Das könnte ich sowieso nicht durchhalten.Mein Körper wurde wieder schwer und fiel auf mein Bett. Ich drehte mich auf den Rücken und schloss meine Augen. Das nasse Kissen kühlte meinen Nacken.
Wie sollte es nun weitergehen? -ich fand keine Antwort auf diese Frage. Meine Gedanken kreisten immer wieder bei Luan. Seine tief-blauen Augen strahlten in die meine. Sein fantastischer Körpergeruch, gemischt mit seinem Parfum stieg in meine Nase. Meine Lippen spürten seinen sanften Atem. Meine Nasenspitze spürte seine und ich bekam die stärkste Gänsehaut meines Lebens. Dieses Kribbeln durchströmte meinen Körper. Ich war glücklich. Ich hatte die Antwort. Mein Leben hatte einen Sinn. Ich darf nicht sterben, ich muss um Luan kämpfen.
Man lebt, um den Sinn seines Lebens zu leben.Wie lange ich in meinen Gedanken vertieft war -es war bereits nach Mittag und ich hatte Hunger. Großen Hunger. Mein Gehirn musste wohl auf Hochtouren gelaufen sein.
Ich durchforstete den Kühlschrank, aber fand nicht wirklich etwas Essbares, wir hatten nur das da, worauf ich gerade überhaupt keinen Bock hatte.
Da kam mir die Idee. Wozu hatte der Mensch die geniale Idee, die Pizza direkt nach Hause liefern zu lassen, wenn man sie nicht benutzte.
Ich schrieb trotzdem noch schnell einen Einkaufszettel, damit einer unserer Bediensteten einkaufen fahren konnte....ding..ding.dang...
Ich wusste das es die Pizza sein müsste, also sprintete ich persönlich zu Tür und öffnete, was sonst meistens unser Personal übernahm.
Als ich die Tür öffnete, stand ein Junge mit zwei Pizzakartons in der linken und einem Portmonee in der rechten Hand auf unserer Fußmatte. Er kam mir bekannt vor. Als er zu mir hoch sah, erkannte ich ihn an seinen seltenen smaragd-grünen Augen. Er hatte ein unglaubliches lächeln.
„Guten Tag, das macht dann 14,95€ für die Pizzen" sagte der Junge, dessen Namen ich immer noch nicht wusste, förmlich.
Das war wahrscheinlich der Standardsatz, den er auswendig konnte.
„Bitte schön hier sind 20€ der Rest ist Trinkgeld" sagte ich ihm ein wenig verlegen, denn ich hatte noch immer etwas errötete Augen vom ganzen Geheule -peinlich.. ich hoffte ihm würde es nicht zu stark auffallen.
Was soll ich mir eigentlich vormachen, er war doch heute morgen sowieso dabei, als die Tafel umgeklappt wurde und ich als die 'Klassenschwuchtel' deklariert wurde. Er konnte es unmöglich verpasst haben -Er saß schließlich in der ersten Reihe.
Er stand immer noch vor der Tür und starrte mich an. Wollte er eine Schwuchtel aus der Nähe betrachten oder was? Ich wurde wütend.
„Wie heißt du eigentlich?" sagte ich möglichst freundlich, um meine Wut etwas zu verstecken.
„Ich bin Jonas, deinen Namen kenne ich ja, Max war richtig?" sagte er weder belustigt, wie ich es vermutete, noch traurig oder fröhlich -seine Worte kamen ihm ohne jegliche Emotionen über die Lippen. So etwas habe ich ebenso wenig, wie seine seltene Augenfarbe, erlebt.
Er schien mich mit eben diesen Augen zu mustern. Ich fühlte mich unwohl.
„Ja ok, schöner Name!"
War ich jetzt total geistig zurückgeblieben? Ich habe ihm ein Kompliment über seinen Namen gemacht?
*Gedankliche Facepalm*
„Bis morgen in der Schule" sagte er und zwinkerte mir zu.
Ich schloss die Tür hinter mir, die Pizzakartons in der Hand haltend. Was ging da gerade Bitte vor dieser Tür ab, an der ich mich anlehnte?
DU LIEST GERADE
Eine neue Seite [BoyxBoy]
RomanceMax Tanner ist ein ganz normaler 16-Jähriger, der sein Leben lebt. Bis er seinen neuen gleichaltrigen Nachbarn Luan kennenlernt, der einfach alles gründlich auf den Kopf stellt. Max wird mit immer neuen Seiten seines Lebens konfrontiert, an denen e...