Herzrasen und ein Schnappschuss

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„Während der Kopf versucht doch ein klares Bild von den Dingen zu machen, schießt das Herz seine eigenen Schnappschüsse" - Unbekannt

„Während der Kopf versucht doch ein klares Bild von den Dingen zu machen, schießt das Herz seine eigenen Schnappschüsse" - Unbekannt

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Mit der Sonne im Rücken stand ich noch immer dort, wo er mich zurückgelassen hatte. Mein tränenverschleierter Blick heftete sich auf den Pfad und ich wünschte mir, dass er zurückkommen würde, mich in den Arm nehmen würde und mir sagte, dass er mich nicht verlassen würde, keine einzige Sekunde. Ich gestand mir einige Minuten der Trauer zu, bevor ich mir meine Tränen abwischte, meine Schultern straffte und mir in Erinnerung rief, dass ich stark genug war. Auch wenn dies das erste Mal sein würde, dass ich alleine war, nicht im Sinne von ganz alleine sein, denn ich hatte ja noch meine Familie, sondern alleine in Bezug auf, dass ich keine anderen Freunde außer Helio hatte. Ich war an unserer Schule das nerdige kleine Mädchen gewesen, die schwer Anschluss fand, irgendwann hatte ich mich damit arrangiert, da ich ja meinen besten Freund hatte. Jetzt, mit 20 Jahren, standen die Dinge nicht anders.

Ich schulterte die Tasche, blickte nochmals über den See und machte mich auch auf den Weg hinunter ins Tal. Den ganzen Weg hinunter, fragte ich mich, was ich mit dem angebrochenen Morgen anfangen sollte, denn ich hatte alle meine Aufgaben unter der Woche gewissenhaft erledigt. Da ich auch nicht scharf darauf war, meiner Cousine zu Hause über den Weg zu laufen, entschied ich mich den Tag am See mit meiner Kamera zu verbringen.

Meine Cousine und ich hatten nicht wirklich eine Beziehung, wir tolerierten uns oder besser gesagt, sie tolerierte mich, mal mehr, mal weniger. Wobei zurzeit ihre Toleranz bei weniger lag. Sie war eines der beliebteren Mädchen in unserem Rudel, für sie zählte das Image eines Menschen. Sie legte sehr viel Wert auf ihr Äußeres und wusste ihre Reize einzusetzen, das war ich alles nicht, ich war ein Nerd und passte nicht zu ihrem Freundeskreis. Ich liebte das Schreiben und Fotografieren, hatte gute Noten und hatte noch keine Erfahrung darin „normal" zu sein. Fotografieren entspannte mich, ich konnte dabei gut abschalten und meine Gedanken klären.

Meine Beine setzten sich ganz von alleine in Bewegung, ich hätte den Weg hinunter zum See mit verbundenen Augen gefunden, so oft war ich ihn schon gegangen. Wehmütig dachte ich daran, denn die meiste Zeit war Heli bei mir. Während ich den Weg hinunterging, kramte ich in meiner Tasche herum. Verflixt, wenn man mal etwas suchte, fand man es nicht auf Anhieb. Wie groß konnte so eine Tasche werden, wenn man etwas suchte? Ich blieb stehen und hockte mich hin, stellte die Tasche vor mich und suchte nach meiner Kamera. Natürlich hatte ich sie nicht so lose in der Tasche, sondern ich hatte eine kleine Kameratasche, die sie schützte. Aber heute hatte ich sie nicht mitgenommen, ich musste es wohl in der Eile und Aufregung vergessen haben. Mist, jetzt musste ich erst recht nach Hause.

Ich schulterte gerade meine Tasche als neben mir aus dem Wald ein Knacken ertönte, ein Knacken, wie es nur Zweige taten, die unter einem schweren Stiefel zertreten wurden. Ich schreckte hoch, horchte intensiv in die nun jetzige Stille und fragte mich, wer zum Teufel um diese Zeit unterwegs war, hier war sonst nie jemand. Ein Schauder lief mir den Rücken hinunter und meine Nackenhaare stellten sich auf, irgendwas lief hier falsch. Um nicht länger in dieser Unbehaglichkeit zu sein, begann ich den Pfad hinunterzulaufen, doch das Gefühl verschwand nicht, es schien mich regelrecht zu verfolgen. Ich sah mich um, doch ich sah nur den so vertrauten Wald. Meine Füße wurden immer schneller und ich konnte erst wieder richtig aufatmen, als ich die Lichtung erreicht hatte. Mein Herz schlug in einem schnellen Galopp und beruhigte sich inzwischen langsam. Ich atmete nochmals durch und schlug den Weg nach Hause ein, wenn ich mich beeilte, war Dijana noch nicht wach.

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