Kapitel 3 - Zahlung

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"Oh? Du bist schon wach?", frage ich verwundert, als ich aus meinem Schlafzimmer trete und mit der Sicht vom halbnackten Tomura begrüßt werde. Er hat einen gut gebauten Körper: eine Sache, die ich mir merken werde, sollte es zu Konflikten kommen. 

Die meisten Decken und Kissen liegen auf dem Boden und auch der Pyjama, den ich ihm gegeben habe. 

"Unter den ganzen Sachen ist es unmöglich zu schlafen! Weißt du wie heiß es allein in diesem hässlichen Fetzen ist? Behandelt man so seinen Gast?", flucht er wild herum. Sein böser Blick trifft auf meinen Enttäuschten. 

Dabei wollte ich nur gastfreundlich sein...

"Hör auf die ganze Zeit zu flennen! Ist ja schlimm mit dir. Gestern genauso! Hast bei jedem scheiß rum geheult."

"Ich weiß, nur hab ich mir Mühe gegeben es dir bequem zu machen. Tut mir leid, dass es nichts für dich war...", murmle ich leise vor mich hin, als Tränen meine Wange runter kullern. Bevor ich ins Bad gehe, erkläre ich mich noch einmal selbst: "Vielleicht bin ich auch einfach wegen gestern noch so sensibel."

Nach dem ich aus der Dusche gehe, stelle ich fest, dass ich meine Anziehsachen für heute  in meinem Schlafzimmer vergessen habe. Also umschlage ich meinen Körper mit meinem Handtuch und stecke vorsichtig meinen Kopf aus der Tür heraus - kein Tomura in Sicht.

Auf Zehenspitzen schleiche ich mich zu meinen Zimmer nur um festzustellen, dass die Tür, die ich zugemacht hatte, offen steht. Langsam aber sicher spähe ich um die Ecke nur um mit Leere begrüßt zu werden. 

"Was machst du da?", höre ich meinen Gast hinter mir sagen. Sofort spüre ich die Wärme, die sich in meinem Gesicht ausbreitet. Planlos schaue ihn an. 

Wie soll ich mich denn hier raus reden?

"Die 5 Minuten haben rein gekickt...schätze ich."

Der Mann vor mir mustert mein Gesicht, bis sein Blick auf mein Körper fällt. 

"Präsentierst du dich so jedem Fremden? Gestern ein Minirock und heute nackt in einem Handtuch."

"Das ist mein Zuhause. Ich muss normalerweise nicht drauf achten, dass mich hier jemand nackt sieht.", gebe ich verärgert von mir. Tomura scheint mein Ton gar nicht zu passen, als auch er angepisst reinschaut und ein Schritt auf mich zu geht.

"Pass auf wie du mit mir redest.", droht er und wirf mir einen warnenden Blick zu. Meine Augen verengen sich und der Drang, ihn in seine Schranken zu weisen steigt. 

Ganz ruhig, Reader. Heute geht er sowieso.

"Natürlich. Mein Fehler.", gebe ich schließlich nach und sperre meine Tür zu, um mich in Ruhe umzuziehen. Als ich rausgehe, suche ich nach meinem Gast, nur um ihn im Wohnzimmer zu sehen. Und dann weiten sich meine Augen: die Decken, die er auf den Boden geschmissen hat, liegen unter ihm und die Kissen sind auf dem anderen Ende der Couch gestapelt. Der Pyjama liegt über eine Lehne. 

"Deine Couch ist unbequem. Ohne die Decken ist es unerträglich.", beschwert er sich.

Natürlich. Was sonst? Warum sollte er auch ein schlechtes Gewissen haben, meine Freundlichkeit mit Füßen zu treten?

"Du kannst gerne duschen gehen, während ich Frühstück mache.", erzähle ich ihm mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Du machst jetzt schon Frühstück?"

"Ja, ich muss gleich raus."

"Wohin?"

"Zur einer Vorlesung. Ich bin davor noch mit Megan-", dann fällt das Lächeln und auch die gute Laune, die ich gerade eben noch hatte. Mein Blick wird traurig und ich wende mich ohne ein Wort der Küche zu. 

Dann entweicht mir ein Schluchzen als ich wieder an die Geschehnisse von gestern denken muss. Das Schluchzen wird lauter sobald ich höre, wie die Dusche im Bad angeht. Die fetten Tränen versuche ich gar nicht aufzuhalten, doch wische sie mir verzweifelt weg.

Da ich die meiste Zeit mit Weinen verbringe, beschließe ich einfach Butter in eine Pfanne zu geben und ein paar Toasts zu braten. Es dauert auch nicht lange bis sich mein Gast aus dem Bad begibt und sich an den Esstisch setzt.

"Bist ja immer noch nicht fertig. Dabei hab ich mir soviel Zeit gelassen.", merkt er an. Mein Rücken ist zu ihm gedreht, weswegen er meine, noch immer, wässrigen Augen nicht sehen kann. 

"Ich wusste eine zeitlang nicht was ich zubereiten sollte. Ich hab schon eine sehr lange Zeit niemanden mehr zu Besuch gehabt."

Meine Stimme bebt, egal wie sehr ich versuche gelassen rüberzukommen.

"Kann ich verstehen, wieso sich niemand hier her traut."

Bei dem Kommentar rolle ich die Augen. 

Er sollte Restaurantkritiker werden. 

Trotzdem erhellt sich meine Stimmung einwenig, als ich ein schwaches Lächeln bei dem Gedanken hervorbringe.

"Was ist gestern passiert? Du meintest, dass du schon genug Pech hast, als du um Hilfe gebettelt hast.", fragt er nach und bei der Frage muss einen großen Kloß im Hals hinunterschlucken. 

"Ich wurde gestern aus einer Übernachtungsparty rausgeschmissen. Es war eine Freundesgruppe zu der ich eigentlich dazugehörte, aber da hat mich anscheinend keiner wirklich gemocht und das wurde dann sehr deutlich als ich meine Meinung gesagt habe. Wenn ich ehrlich bin, hätte es mir viel früher auffallen müssen. Ich wurde aus Gruppenaktivitäten meistens Ausgegrenzt oder war die letzte Wahl. Vielleicht war mir das alles egal, weil ich so gerne dazugehören wollte.", erkläre ich meine Situation. "Ich hab mir Mühe gegeben  mich ihnen anzupassen und hab extra 2 Nebenjobs gemacht um mit ihnen auf die ganzen Konzerte zu gehen oder generell das teure Essen leisten zu können. Letzten Endes war es eh um umsonst, da sie mich sowieso sehr selten zu etwas eingeladen haben."

Am Ende der Erzählung, bricht meine Stimme ein wenig, weswegen ich schnell das Thema wechsle.

"Wie viele Toasts magst du essen?"

"3.", antwortet er knapp. Ich bin ein wenig froh, dass er nicht weiter drauf eingeht. Wahrscheinlich wäre ein Kommentar gekommen, wie dumm ich sei oder was für ein Loser ich bin. 

Ich serviere ihm anschließend eine Wahl von Wurst und Käse und setze mich dann hin.

"Wegen dem wie ich es dir zurückzahlen muss, hast du da schon was?", frage ich. Tomuras Augen schweifen ruckartig von seinem Teller zu mir. Es fällt mir schwer seine Emotionen zu deuten oder zu wissen ob ich was falsches gesagt habe.

"Willst du mich los werden?"

"Nein, aber ich muss ja bald los und ich würde dich ungerne alleine in meine Wohnung lassen...", sage ich ihm offen und ehrlich.

"Ich will einen Zweitschlüssel.", erklärt er knapp und ich spüre wie er mich daraufhin genauestens analysiert. 

Ein Zweitschlüssel? 

Meine Augen weiten sich vor Schock und ich merke, wie ich einen Moment brauche um mich zu sammeln.

"Weder kenne ich dich, noch kennst du mich. Bist du dir sicher? Ich meine, ich weiß gar nicht ob ich dazu zustimmen kann...", antworte ich unsicher und immer noch verblüfft. Sofort verändert sich die ganze Stimmung im Raum, als er wieder Anfängt an seinem Hals zu kratzen und sich seine Gesichtszüge aus Wut verzerren.

"Was? Haltest du dich jetzt nicht deine Worte? Ich hasse Lügner.", sagt er und steht auf. Voller Panik halte ich meine Hände schützend vor mir, doch er ergreift meinen Hals und drückt zu - trotzdem noch so, dass ich die Chance habe zu Atmen. Schon wieder spüre ich wie meine Augen wässrig werden. 

Was ist denn zurzeit mit mir los? Warum weine ich die ganze Zeit?

"Ich habe doch noch gar nicht 'nein' gesagt. Es war gerade nur mein ehrlicher Gedanke, Shigaraki."

"Also gibst du mir einen Zweitschlüssel?"

Nach einer kurzen Zeit voller zögern, nicke ich schließlich und sein Griff um meinen Hals löst sich. Sein wütender Ausdruck ändert sich zu einem Grinsen, als er sich zurück an den Tisch setzt. 

𝐎𝐛𝐬𝐞𝐬𝐬𝐢𝐨𝐧 (yandere Shigaraki x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt