Kapitel 5 - Versprechen

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"Heh! Reader.", ertönt Tomuras Stimme über mir. Er rüttelt ohne Feingefühl an mir, weswegen ich widerwillig meine Augen öffne. Der Mann über mir grinst mich an, als er sagt: "Du hast nicht mehr viel Zeit bis du zur Arbeit musst."

Schlagartig sprinte ich ins Badezimmer und putze mir die Zähne, ziehe mich an und renne aus dem Haus. Mittlerweile geht Tomura gar nicht mehr. Er ist da, wenn ich aufwache und begrüßt mich, wenn ich entweder von der Arbeit oder von einer Vorlesung komme.

Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich froh bin einen Mitbewohner zu haben. Es hat mir das Gefühl von Einsamkeit genommen, dass ich bis vor kurzem gar nicht realisiert, gehabt zu haben. Ein Teil von mir fühlt sich auch irgendwie geschmeichelt, dass er bei mir bleibt. Er kritisiert zwar noch vieles, aber er hat sich sicherlich nicht ohne Grund zu entschlossen bei mir zu bleiben.

Heute habe ich früher Schluss. Das kommt in der Regel ziemlich selten vor, aber beschweren tue ich mich auf keinen Fall. So leise wie immer, schließe ich die Haustür auf und...

...

...

....

bleibe geschockt im Türrahmen stehen.

Aus meinem Schlafzimmer entweichen Geräusche, die ich als lautes Atmen und leises Stöhnen wahrnehme. Natürlich, jeder hat mal das Bedürfnis oder den Drang nach sexuellem, aber...

Warum in meinem Schlafzimmer?

Was mache ich da jetzt? Soll ich einfach gehen? Ja, gehen klingt gut. Sei einfach genauso leise wie beim Reinkommen. Das hier, ist nie gewesen.

"Ahh, verdammt Reader! Du magst es wie ich dich fick' oder? Du willst, dass ich deine Pussy mit meinem Sperma fülle, richtig!?", sagt er und bevor ich weiter was mitbekomme, habe ich schon die Tür geschlossen.

Mein Gesicht ist tomatenrot, vor allem, als hinter mir meine Nachbarin sagt: "Mensch, Reader. Ich wusste gar nicht, dass du einen Partner hast. Er muss dich ja wirklich richtig mögen, wenn er sowas sagt."

Mein Kiefer klappt vor Schock und Scham runter. Wieso muss sie auch ausgerechnet jetzt die Treppen runter gehen?

"Ja, ich kann mich da wohl echt glücklich schätzen.", murmle ich vor mich hin und stürme vor ihr die Treppen runter und renne regelrecht um den Block, dass sie mich nicht weiter sieht. Neben zwei Büschen lasse ich mich nieder und versuche mein Atem zu regulieren.

Nachdem ich gehört habe, was er gesagt hat, kann ich mir gut vorstellen, was er in meinem Schlafzimmer getrieben hat. Wie soll ich ihm denn jetzt gegenüber treten? Normal. So normal wie möglich.

Aber kann ich das?

Natürlich! Ich schaffe das!

Bevor ich nach Hause gehe, verschwinde ich noch in den Discounter neben an und kaufe ein bisschen Hähnchen sowie Gewürze für das Abendessen. Als ich auf die Zeit schaue, sehe ich, dass eine Weile vergangen ist.

Als ich vor der Haustür stehe, halte ich kurz Inne. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich ungefähr um diese Uhrzeit immer nach Hause komme.

Er ist sicherlich fertig, oder?

Vorsichtig stecke ich den Schlüssel rein und drehe ihn, bis die Tür auf geht. Dann öffnet sich der Spalt und alles was ich höre, sind die Töne des Fernsehers. Erleichtert seufze ich auf und gehe ins Wohnzimmer.

Als ich jedoch Tomura anschaue, wird mein Gesicht ganz rot. Die Geräusche und der Satz, der aus seinen Lippen kam, kommen mir schlagartig in den Kopf.

"Du bist früher als sonst da.", merkt er an und zieht eine Augenbraue hoch, als er auf die Farbe meines Gesichtes aufmerksam wird. "Ist alles okay mit dir?"

"Ja.", sage ich knapp. "Ich wollte nur sagen, dass ich da bin.", stammle ich vor mich hin und flitze in mein Schlafzimmer. Schnell stelle ich fest, dass alles genauso aussieht wie vorher.

Komisch...

Dann bereite ich das Abendessen vor, wobei Tomura zu mir kommt und sich beim Esstisch niederlässt. Nervös fange ich an das Fleisch zurecht zu schneiden.

"Was machst du heute?", fragt er, woraufhin ich mit: "Hähnchenbrust mit Bratkartoffeln. Damit bist du doch okay, oder?", antworte.

"Ja, aber schau, dass es lecker wird.", grummelt er vor sich hin. Ich muss dabei ein wenig kichern.

"Wie war heute dein Tag? Hast du irgendwas aufregendes gemacht?", frage ich, doch werde bei der letzteren Frage immer leise, als mein Gehirn es wieder mit vorhin verbindet.

Reiß dich zusammen, Reader!

"Nicht viel, paar Sachen...", murmelt er vor sich hin. „Hast du dich nicht mal gewundert, was ich als Beruf mache?"

Bei der Frage werde ich ein bisschen Aufmerksam. Soll ich ihm sagen, dass ich ihn für einen Schurken halte? Tomura bekommt es immer mit, wenn ich Lüge. Er hasst Lügner...

"Ich hab dich am Anfang für einen Schurken gehalten, aber dass bist du nicht, richtig?"

Die Stille im Raum sagt mir alles.

"Hast du noch nie was von mir gehört? In den Nachrichten oder so?"

"Ich weiß nicht, sollte ich? Normalerweise schaue keine."

"Reader.", beginnt er und spricht erst weiter, als ich mich zu ihm drehe. "Bitte schau nicht nach meinem Namen im Internet."

Meine Augen weiten sich bei der Szene. Es ist das erste Mal, dass er mich nett um eine Sache bittet. Normalerweise befiehlt er mir alles und schaut mich auch nicht mit so großen Augen an. Ich schlucke. Ist er echt so eine große Nummer, dass er in den Nachrichten zu sehen gewesen war?

"Mach ich nicht, keine Sorge.", antworte ich nach einer gewissen Zeit und lächle ihn an, bevor ich mich wieder dem Essen zuwende. Nur vage höre ich ihn aufstehen und zu mir laufen. Und dann schlingen sich schon seine Arme meinen Oberkörper.

"Versprich es mir.", flüstert er ganz leise und drückt mich fester zu sich. Geschockt und sprachlos bleibe ich stehen. Für den Moment fühlt es sich so an, als ob mein Gehirn aufgehört hat, zu funktionieren. "Reader, versprich mir, dass du nicht nachschaust.", drängelt er nach einer Zeit. Erst dann bin ich in der Laage was drauf zu sagen.

"Ich verspreche es dir, Shigaraki. Unter keinen Umständen werde ich deinen Namen im Internet suchen."

"Nenne mich ab jetzt beim ersten Namen, ja?", sagt er. "Sag dein Versprechen nochmal nur mit meinem ersten Namen."

Ich unterdrücke den Drang aufzuseufzen als ich mich wiederhole.

"Ich verspreche dir, Tomura, dass ich unter keinen Umständen deinen Namen im Internet suche."

Und erst dann realisiere ich, dass etwas hartes gegen mich gepresst ist.

𝐎𝐛𝐬𝐞𝐬𝐬𝐢𝐨𝐧 (yandere Shigaraki x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt