Kapitel 2 - Schicksal oder Einbildung?

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~ Marko's Sicht ~
Die eisige Kälte des Wintertages war, trotz der Masse an Menschen, selbst noch in der U-Bahn zu spüren. Es war auch nicht Marko's dicke Winterjacke oder sein elektrischer Handwärmer, die ihm das Gefühl von Wärme gaben, sondern die Musik aus seinen Kopfhörern. Selbstverständlich hörte er einen Song von Emil. Sein Song "Kummerfolge" löste in Marko eine Breitseite an Emotionen aus und schaffte es sogar, dass er jedes Mal vor sich her träumte, aber sich auch an die Trennung von seinem Ex-Freund Mike erinnern musste. Marko fing schon fast an in der Bahn zum einen, als die Ansage ihm zum Glück mitteilte, dass er jetzt aussteigen musste. Der kalte Wind traf Marko, wie ein Schlag ins Gesicht und seine Augen fingen dadurch an zu tränen. Langsam nahm er die Kopfhörer heraus, weil er von weitem schon Clara erkennen konnte. Seine beste Freundin stand vor dem Club und schaute sich die umliegenden Hochhäuser an. "Na. Haben wir etwa immer noch die Faszination für Hochhäuser oder ist dir einfach nur langweilig?",  fragte Marko, nachdem er hinter ihr stand. Mit einem Satz drehte sich Clara um. "Du bist manchmal  so ein Arschloch, Marko!", gab sie von sich und umarmte ihn dann lachend. marko erwiderte ihr Lachen und drückte sie dann an sich. "Ich hab dich auch lieb", gab er dann zurück. "Man ist es kalt. Wollen wir jetzt schon rein? Lieber warte ich die Stunde im Club, als hier draußen", gestand Clara dann und schaute Marko dabei erwartungsvoll an. "Natürlich können wir reingehen. Ich habe auch nicht wirklich Lust auf diese Kälte", sagte ihr gegenüber dann und die beiden stellten sich dann an die kleine Schlange vor dem Club an. Das Warten verging schneller als gedacht. Beide standen schließlich vor dem Merchstand, wo ein junger, braunhaariger Mann die beiden lächelnd erwartete. „Ich kaufe mir einen Pulli. Möchtest du auch etwas?", fragen Marko und schaute zu Clara. „Wenn überhaupt nur ein Tourband.", antwortete schnell. „Alles klar. Das geht auf.", erwiderte Marko dann und drehte sich zu dem jüngeren Mann. „Hallo. Ich hätte gerne den Tourhoodie in der größten Größe, die sie haben und zwei Tourarmbänder bitte", sagte Marko dann und lächelte dabei leicht. „Sehr gerne doch. Das macht dann zusammen 60€ bitte", bat der junge Mann. Marko zog seine Karte aus seinem Portmonee, zahlte, nahm die Sachen und verabschiedete sich lächelnd von dem unbekannten Mann. „So meine Liebe. Hier ist dein Band", gab Marko von sich und Clara nahm es dankend an. „Danke dir. Sag mal, der Typ an dem Stand hat schon voll mit dir geflirtet", flüsterte Clara. „Ach du spinnst doch. Hast du ihn dir mal angesehen? Im Vergleich zu mir ist er der Olymp und ich bin der Komposthaufen auf einem Bauernhof", winkte Marko ab und ging dann lachend mit ihr runter in den kleinen Konzertraum. „Nein ich meine es ernst. Er hat dich die ganze Zeit angelächelt und seine Augen haben gefunkelt", warf seine beste Freundin hinterher. „Du solltest echt weniger saufen. Nur weil du schon verlobt bist, bedeutet das nicht, dass du jetzt die Göttin der Liebe bist", gab Marko zurück und die beiden unterhielten sich dann weiter.

~ Emil's Sicht ~
Nervös saß er vor dem Spiegel in der Kabine. Die Bandmitglieder lachten und stimmten dabei nochmal ihre Gitarren oder naschten noch etwas. Als es an der Tür klopfte, drehte sich Emil zur Tür und sagte lautstark: „Herein." Kurz darauf öffnete die Tür und der braunhaarige Mann vom
Merchstand betrat den Raum. „Emil.
Du wirst es nicht glauben, aber ich habe ihn gefunden!", sprudelte er dann los. „Dean, beruhig dich erstmal. Wen hast du gefunden?", fragte Emil dann nervös. „Deinen Prinzen. Ich habe ihn beim Merchstand gefunden! Er passt perfekt zu dir. Ich schwöre es", sagte Dean daraufhin. „Dean. Nur weil eine Wahrsagerin auf einer Kirmes meinte, dass ich angeblich auf der Tour die Liebe meines Lebens treffen werde, bedeutet es nicht, dass das auch passiert." „Aber erinnere dich, was die Wahrsagerin auch noch gesagt hat", drängelte Dean. „Naja. Sie meinte, dass mein Prinz groß ist, blaue Augen und etwas breiter ist", antwortete Emil. „Genau das trifft alles auf ihn zu! Glaub mir. Du wirst schon sehen.", ermahnte er Emil dann. „Du hast doch echt einen an der Klatsche", sagte der schwarzhaarige Sänger lachend und schaute dann auf die Uhr. „Gleich ist es soweit", flüsterte er, stand dann auf und die gesamte Band versammelte sich. „Also ihr drei. Lasst uns die Menge zum toben bringen!", motivierte Emil die anderen und jubelnd machten sich alle bereit. Alle atmeten nochmal tief durch und betraten dann die Bühne. Die gesamte Menge tobte und klatschte. „Hallo Frankfurt", rief Emil ins Mikrofon, „seid ihr bereit für einen tollen Abend mit nicer Musik?". Die Menge jubelte weiter und die Band fing an den ersten Song zu spielen. Sofort begann Emil dann den Song zu singen. Mit jedem Song verging mehr Zeit und die Interaktionen mit dem Publikum gab ihn mehr Energie und gab Emil ein  Gefühl von grenzenloser Freiheit. Der Blick auf die Setliste ließ ihn dann aber doch traurig werden. „So Leute. Kommen wir nun zum vorletzten Song des Abends", sagte er daraufhin. Das Publikum reagierte daraufhin traurig. „Glaubt mir, dass macht mich genauso traurig. Passend dazu gibt es jetzt den Song „Kummerfolge". Ich würde euch bitten die Handys dieses Mal auszulassen, damit ihr einfach dem Lied lauschen könnt", bat er dann und der Raum wurde dunkel. Nur der Bereich um dich Technik, welche sich weit hinten befand, wurde schwach beleuchtet. Die Band stimmte den Song an und Emil schloss die Augen und begann mit allem was er fühlte, diesen Song zu singen. Kurz darauf öffnete er beim Singen doch die Augen und schaute sich langsam um. Das gesamte Publikum schien leise dem Song zu lauschen. Emil's Blick blieb dann bei der Technik stehen. Davor stand ein junger, dunkelblonder, großer Mann und warf ihm ein leichtes Lächeln zu. Auch wenn Emil kaum was erkennen konnte, blieb für ihn die Welt einen Moment lang stehen und in seinem Kopf ploppte ein massives „Wow" auf. Zum Glück konnte er sich noch genug konzentrieren, um den Song richtig zu Ende zu singen. Das Publikum klatschte und auch der unbekannte, junge Mann klatschte. „Danke an euch alle. Dieser Song bedeutet mir wirklich viel und es freut mich, dass er euch genauso gut gefällt, wie uns. Leider kommen wir nun zum letzten Song des Abends. Ihr wisst ja, was das bedeutet oder?", fragte er dann in die Runde. Bejahend jubelte das Publikum. „Für alle die es doch nicht wissen, erkläre ich es kurz. Ich suche mir immer jemanden aus dem Publikum aus und singe den Lieblingssong dieser Person. Oftmals nicht gut und ich muss manchmal den Text ablesen, aber Spaß macht es trotzdem", erklärte er dann und sofort fingen alle an zu schreiben und „Nimm mich" oder „Ich. Ich. Ich." zu rufen. „Ich entscheide mich für", er fuhr mit dem Finger das Publikum entlang und blieb dann bei dem unbekannten Mann stehen, „dich!". Zögernd zeigte der junge Mann auf sich und Emil nickte sann bestätigend. „Genau dich meine ich. Auf komm zu mir", sagte Emil daraufhin. Langsam kam der Unbekannte nach vorne. Aus der Nähe fand Emil ihn noch schöner und er konnte das erste Mal in dessen wunderschönen blauen Augen schauen. „Wie heißt du denn?", fragte Emil leicht nervös. „I-ich bin Marko", antworte er dann. „Also Marko. Was ist dein Lieblingssong zurzeit? Es muss nicht unbedingt ein Song von mir sein",sagte Emil. „Also neben „Kummerfolge" liebe ich den Song „Until I found you" von Stephen Sanchez. Auch wenn er über eine Frau geht und das nicht so zu mir passt", quasselte Marko dann vor sich hin. „Hey. Das ist auch einer meiner Lieblingssongs", gab Emil zu. „Jungs. Könnt ihr die Melodie oder muss ich Playback singen?", fragte er dann. „Wir können den Song", antworte die Band und fing dann an die Melodie zu spielen. „Also Marko. Dieser Song ist nur für dich", sagte Emil lächelnd und fing dann an zu singen. Er probierte auch den Song so zu singen, als wäre er für einen Mann geschrieben worden sein und währenddessen setzte Emil sich neben Marko und legte seine Hand auf dessen Schulter. Auch wenn der Sänger es nicht richtig zu ordnen konnte, aber sein Herz schlug wie verrückt und umso mehr der Song sich dem Ende nahte, umso mehr dachte er daran, wie schön es wäre Marko zu küssen, aber das war leider nicht möglich. Außer ihm und seinen engsten Mitmenschen wusste keiner, dass Emil schwul ist und er war nicht bereit sich für eine wahrscheinlich bedeutungslose Nummer zu outen. Der Song endete und Emil rief dann in das Publikum: „Einen herzlichen Applaus für Marko." Die Menge jubelte und Emil fing an das Konzert zu beenden. Er bedankte sich bei der Crew, den Bandmitgliedern und natürlich auch beim Publikum. Alle verbeugten sich vor der Menge und nach einem tobenden Applaus verabschiedeten sich alle und verließen die Bühne. Emil blieb noch kurz stehen und suchten Raum nach Marko ab. Leider konnte er diesen nicht mehr finden und traurig verließ er dann die Bühne. Dabei wisch er sich eine Träne aus seinem Gesicht.

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