Kapitel 3 - Trau dich

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~ Emil's Sicht ~

Der nächste Morgen nach dem Konzert war für Emil die Hölle. Zwar schien die Sonne über Frankfurts Skyline, aber in seinem Kopf herrschte ein heftiger Sturm voller Gedanken. Konnte es wirklich sein, dass er gestern die Liebe seines Lebens gesehen hatte oder hatte Dean ihm einfach nur einen Floh ins Ohr gesetzt? Schweren Herzens stand Emil wenig später auf und trotte daraufhin zu seinem Handy, welches auf dem Hotelschreibtisch lag und vor sich her lud. Gähnend tippte er auf den schwarzen Bildschirm und sofort tauchte sein Hintergrundbild mit der jetzigen Uhrzeit auf. Auf dem Foto waren Emil und seine Bandmitglieder beziehungsweise seine besten Freunde zu sehen. Die Uhr zeigte "11:00 Uhr" an und parallel dazu erschien eine Nachricht von Dean. "Hey. Bist du wach? Ist alles in Ordnung?", fragte er. Emil wusste nicht, was er darauf antworten sollte, denn irgendwie war nicht alles in Ordnung! Seit dem Auftritt gestern Abend konnte er nur noch an Marko denken. Schnell tippte er in sein Display ein: "Ja. Es ist alles okay". Sofort legte er sein Handy wieder auf den Tisch und setzte sich auf sein Bett.  "Ob ich Marko jemals wieder sehen werde?", fragte sich Emil leise und versank immer weiter in seinen Gedanken. Kurze Zeit später klopfte es an der Tür des Hotelzimmers. "Wer ist da?", fragte der Sänger. "Hier ist Dean. Dein Manager, falls du dich daran erinnern kannst", kam es von der anderen Seite der Tür. Langsam und schwerfüßig stand Emil von dem Bett auf, ging zur Tür und öffnete diese. "Komm rein", sagte er dann und lief wieder zurück zum Bett. "Was ist denn nur los mit dir?", fragte Dean, als er hineinkam und die Tür hinter sich schloß. "Nichts. Was soll sein?", erwiderte Emil dann. "Ach komm schon. Irgendwas stimmt doch nicht. Hatte ich gestern Abend etwa recht?", hakte sein gegenüber dann nach und grinste dabei verschmitzt. Darauf kam keine Antwort und es herrschte für wenige Sekunden eine unangenehme Stille zwischen den beiden Freunden. "Ach Emil", fing Dean dann an, "das ist doch nichts schlimmes. Vielleicht bekommt ihr beide ja nochmal die Möglichkeit, um euch wiederzusehen." "Und wie soll das bitte gehen? Soll ich jeden Marko auf Instagram durchstalken und hoffen, dass er da irgendwann auftaucht?", fragte Emil dann leicht wütend. "Du musst dir  ja nicht unbedingt jeden Marko anschauen, aber du könntest doch mal schauen, ob er in Stories auftaucht, wo du markiert wurdest", schlug Dean daraufhin vor. An sich war diese Idee nicht schlecht, aber was sollte Emil machen, wenn er Glück haben sollte und Marko fand? Ihn anschreiben oder einfach lässig die Story teilen? "Aber was soll ich machen, wenn ich ihn finden sollte? Du weißt, dass ich nicht geoutet bin und ich es zurzeit noch nicht öffentlich machen will", antworte er. "Das musst du ja auch nicht. Wir wissen ja nicht mal, ob Marko ein Teil der Community ist. Schau doch erstmal nach und dann sehen wir weiter. Denk dran, dass du dabei nicht alleine bist", ermutigte ihn der Manager und gleichzeitig bester Freund. Emil nickte zustimmend, stand dann erneut auf und nahm dann sein Handy. Er atmete noch einmal tief durch und öffnete Instagram. Oben in der Ecke tauchte die Zahl 100 auf. Hundert Benachrichtigungen, wo Marko potentiell dabei sein könnte. Zögernd fing er an, die Nachrichten und Stories durchzuarbeiten. Ein Like hier und eine Antwort da, aber rund 90 Nachrichten später, gab es immer noch kein Zeichen von dem dunkelblonden Crush. "Hach. Ich glaube, dass wird nichts mehr", gab Emil dann niedergeschlagen zu. "Komm schon. Gib nicht auf. Ich bin mir sicher, dass er da noch ist", bat Dean ihn dann. Seufzend schaute Emil wieder auf sein Handy. "Na gut. Eine letzte Story schaue ich mir noch an", sagte er dann und öffnete diese dann auch. Zu sehen war eine junge Frau, die lächelnd neben einen jungen Mann stand. Emil blieb das Herz kurz stehen. Da war Marko. Er lächelte ebenfalls und wurde sogar in der Story markiert. Mit einer zittrigen Stimme hielt er Dean das Handy hin. "D-da ist er. Was mach ich jetzt?", fragte er dann nervös. "Geh erstmal auf sein Profil und schau, ob du mehr über ihn herausfinden kannst", schlug Dean vor. Der Sänger nickte dann, klickte auf die Verlinkung und öffnete dann das Profil. Es war voller Selfies und Erlebnisse aus Marko's Leben, aber am wichtigsten war, was in der Bio stand. Dort war Marko's Alter, Beruf und eine Regenbogenflagge zusehen. "Er ist wirklich ein Teil der Community", freute sich Emil und lächelte seinen Manager an. "Sehr gut", sagte dieser dann, "und jetzt schreib ihm. Ein einfaches Hallo reicht da schon." Der schwarzhaarige Sänger nickte, nahm all seinen Mut zusammen, tippte ein "Hey" mit passendem Emoji und sendete diese Nachricht ab. Nun hieß es warten und Emil bekam mit jeder Minute mehr Angst.

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