Kapitel 5 - Kaffee und Tee

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~ Marko's Sicht ~

Endlich war es soweit. Es war Freitag. Der Freitag, wo Emil endlich zu Marko kommen würde. Als Marko das erste Mal auf sein Handy schaute, war es 6:38 Uhr am Morgen. Voller Elan stand er auf, schob sich seine Kopfhörer in die Ohren, drückte den Knopf des elektrischen Rolladens und tanzte etwas durch seine Wohnung. Erst als er aus dem Fenster seines Schlafzimmer schaute, wurde seine Laune etwas getrübter. Über Frankfurt zog eine riesige Ansammlung an Gewitterwolken her, welche die gesamte Stadt und ihre Straßen mit heftigen Regenfällen überschwemmte. Sofort schnappte sich Marko sein Handy vom Nachttisch und schaute nach, ob trotzdem die Bahnen und Züge noch fuhren. Laut der App fuhren die ICEs wie gewohnt, aber die U- und S-Bahnen fielen reihenweise aus. Die Wetter-App dagegen versprach auch keine Besserung in den nächsten 24 Stunden. Davon wollte sich Marko aber nicht unterkriegen lassen. Er hatte ich drei Stunden Zeit bis er Emil abholen musste. Er zog sich also aus, machte seine Musik über die Box im Bad an und ging dann duschen.


~ Emil's Sicht ~

Nervös saß Emil schon seit zwei Stunden im Zug Richtung Frankfurt. Immer wieder schaute er auf sein Handy und seine Gedanken waren so gewaltig, dass sie ihm keine Sekunde an Ruhe ermöglichten. Die Zweifel in ihm wurden mit jeder Haltestation größer und größer. Also nahm er sein Handy und schrieb Marko: "Bist du dir sicher, dass ich heute kommen soll?". Erst vergingen zwei Minuten ohne Antwort. Dann waren es fünf, zehn und dann zwanzig Minuten. Von Marko kam gar nichts und das machte Emil verrückt. Was ist, wenn Marko ihn jetzt ghostete und er ihn gar nicht sehen will? Emil's Umgebung wurde immer düsterer und voller Angst starrte er nun auf sein Handy. Er bekam immer mehr das Gefühl, das er keine Luft mehr bekam. Alles engte ihn gerade ein, schnürte ihm die Lunge zu und brachte sein Kopf fast zum explodieren. Was ist, wenn Marko ihn doch outen würde oder Marko ihn sieht und einfach ihn dann persönlich abblitzen lässt? Ein kleines "Bing" riss ihn dann aber wieder in die Realität zurück. Marko hatte ihm geantwortet. "Natürlich sollst du kommen und sorry, wegen der späten Antwort. Ich war schnell duschen, damit ich auch gut für dich aussehe :D", schrieb er. Emil lies sich beruhigt in den Sitz fallen, schaute auf die einzelne Rode, die er für seinen Crush gekauft hatte und er antwortete dann mit einem: "Supi. Ich freu mich schon <3". "Ich mich auch. Mach dich aber auf viel Regen gefasst. Hier geht gerade die Welt unter", kam dann nicht von Marko zurück. In dem Moment konnte Emil auch schon die ersten Tropfen gegen die Scheiben des Zuges klatschen hören. Mit einem Lächeln schaute er nach draußen und er beschloss am Bahnhof einen Tee für Marko zu kaufen.


~ Marko's Sicht ~

Eine Dreiviertelstunde vor Emil's Ankunft stand Marko vor seinem Spiegel und begutachte sich nochmal. Sein grüner Pullover und seine blaue Jeans saßen perfekt an seinem Körper und trotzdem hielt er sich die Hände an den Bauch. Vor lauter Aufregung hatte er Magenschmerzen bekommen. Er atmete nochmal tief durch, zog dann seine schwarze Jacke an und schaute sich nochmal um. Es war für Marko's Verhältnisse tiptop aufgeräumt und ein kleiner Strauß Blumen stand in einer Vase auf dem Esszimmertisch. Zwar hatte Emil gesagt, dass er ihm auf keinen Fall was kaufen und am Bahnhof mitbringen sollte, aber in der Praxis gab es die Blumen ja erst bei Marko daheim. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr nahm er noch sein Handy, einen Regenschirm, seine Kopfhörer und seinen Schlüssel und machte sich dann auf den Weg zum Hauptbahnhof. Kaum hatte er die Wohnung verlassen und die Kopfhörer im Ohr, klingelte sein Handy. Ohne richtig auf's Display zu schauen, nahm er das Telefonat an und begrüßte die andere Person mit einem "Hallo". "Endlich gehst du an dein Handy. Ich probiere dich schon seit Tagen zu erreichen", motzte Clara auf der anderen Seite der Leitung. "Ich wünsche dir auch einen schönen Tag Clara", fing Marko an, "und es tut mir leid, dass ich nicht geantwortet habe. Die letzten Tage waren echt etwas viel." Es donnerte laut. "Sag mal. Wo bist du denn?", erwiderte Clara daraufhin, "du bist bei diesem Wetter doch nicht draußen unterwegs oder?". "Doch. Ich bin auf dem Weg zum Bahnhof", antworte Marko dann. "Und was machst du da?", fragte seine beste Freundin. "Ich hole jemanden ab." "Uh wen denn?" "Kann ich dir noch nicht sagen. Habe ihm versprochen, dass ich die Klappe halte." "Ah ich verstehe schon", sagte Clara letztendlich lachend, "bist du aufgeregt?" Marko überlegte kurz. "Aufgeregt würde ich es nicht nennen, aber ich habe mega Angst und bin auch echt nervös. Mein Bauch rumort deswegen schon seit gestern Abend", gab er dann zu. Clara antwortete dann in einem sanften und ruhigen Ton: "Du schaffst das oder besser gesagt ihr schafft das. Marko, du kennst dich am besten und auch wenn du es nicht immer wahr haben willst, hast du all die Liebe und all das Glück verdient. Lass dich drauf ein und wenn es zu viel wird, rufst du mich an. Okay?" "Das werde ich", sagte er nickend, "sei mir nicht böse, aber ich muss dich jetzt abwürgen. Ich bin gleich bei der U-Bahn Station und du weißt ja, wie schlecht der Anfang da unten ist." "Jaja ich versteh schon. Viel Spaß und bis später. Hab dich lieb." "Ich hab dich auch lieb", erwiderte Marko und legte dann auf. Als Marko's Musik endlich aus den Kopfhörern dröhnte, fuhr endlich die Straßenbahn ein. Zehn Minuten später stieg er an der Frankfurter Hauptwache aus. 20 Minuten waren es noch bis Emil am Hauptbahnhof ankam. Wenn alles nach Plan läuft, wäre Marko sogar fünf Minuten zu früh da. Doch das Schicksal machte dem schnell einen Strich durch die Rechnung. Auf der Anzeige wurde die Bahn mit 15 Minuten Verspätung angekündigt. Genervt schrieb Marko Emil, dass er sich durch die Ausfälle verspätete und danach kam ihm eine Idee. Als Ausgleich für die Wartezeit würde Marko ihm einen Kaffee mitbringen. Schließlich hatte der schwarzhaarige Sänger eine Vorliebe für guten Kaffee. Marko ging also zu dem nächstgelegenen Bäcker, bestelle einen Latte Macchiato zum mitnehmen, bezahlte und war dann pünktlich wieder am Bahngleis. Kurz darauf stieg er dann in die Bahn ein und mit jedem gefahrenen Meter klopfte sein Herz immer lauter. Bum Bum. Bum Bum. Marko's Magen schmerzte vor Aufregung immer mehr. Nervös schaute er auf die Uhr. Emil sollte schon seit fünf Minuten da sein. Endlich war Marko am Hauptbahnhof angekommen. Schnell stürzte er aus der S-Bahn. Links mit dem Kaffee bewaffnet und rechts mit seinen Regenschirm. Er drängte sich an den wenigen Menschen auf der Rolltreppe vorbei. Jeder Schritt erhöhte weiter deinen Herzschlag. Bumbumbumbumbum. Einzelne Regentropfen peitschten Marko ins Gesicht. Auf der Anzeigetafel suchte er nach dem Gleis. Gleis 4. Dort sollte Emil sein. Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Weg dorthin. Es standen nur noch wenige Menschen auf dem Gleis. Welcher davon war wohl Emil? Er lief dann suchend den Bahnsteig entlang. Wo war er nur? Jede Person die dort stand, war nicht Emil. Angst machte sich langsam in Marko breit. „Suchst du nach mir?", ertönte es auf einmal hinter ihm. Marko drehte sich um und schaute einem schüchtern lächelten Emil ins Gesicht. „J-ja hab ich", störte der dunkelblonde, junge Mann. Ruckartig umarmte ihn Emil dann. „Das wollte ich schon seit unserem ersten Videoanruf machen", gab er dann zu und ließ Marko dann los. „Ich hab dir diese Rose und einen Tee mitgebracht", fügte er noch hinzu und überreichte Marko dann beides. „D-Dankeschön. Ich habe dir einen Kaffee zum aufwärmen mitgebracht", sagte Marko dann und überreichte ihm dann den Becher. Emil bedankte sich dann. „Wollen wir los? Langsam wird es kalt", bat Marko und hielt dem Sänger seine Hand hin. Glücklich legte dieser seine Hand dann in Marko's und beide gingen langsam zur S-Bahn.

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