Kapitel 1

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Ich spürte ihren Atem, der in keuchenden Stößen kam und die Haare in meiner Rute kitzeln, ich hörte das Donnern ihrer nicht menschlichen Herzen, die empfindlichen Sensoren an meinen Pfotenpolstern ließen mich die Vibration ihrer Pfoten auf dem weichen Waldboden spüren, nicht dass es nicht zu hören war... sie macht mehr Lärm als eine gesamte Elefantenherde. Ich jagte um einen Baum herum und sprang über einen ungestützten Baumstamm. Sie waren gut, das musste ich ihn lassen, seit 10 Monaten jagten sie mich jetzt schon und waren mir dabei das ein oder andere Mal näher gekommen als die meisten anderen, was schon etwas bedeutete, wenn man beachtet, dass die halbe Welt der Schattenwandler nach mir suchte, sei es, weil sie Sams Schoßhunde waren oder wegen des nicht gerade kleinen Betrages der auf meinen Kopf ausgesetzt war oder weil sie sich wegen Dingen, die in der Vergangenheit passiert, waren rächen wollten. Meine Verfolger fielen
in die erste Kategorie. Es waren Stürmer, 10 Stück insgesamt. 10 Stürmer! Das war ungewöhnlich, meistens traf man nicht mehr als drei auf einmal, zumindest hörte man das, die meisten überlebten eine solche Begegnung nicht lange genug, um davon zu erzählen.

Stürmer waren den meisten Geschöpfen dieser Welt überlegen. Sie waren mit verschiedenen Instinkten ausgestattet, keiner war wie der andere, manche besaßen die Schnelligkeit von Leoparden, andere die Kraft von Tigern, wieder andere hatten so scharfe Augen, dass sie im Stockdunkeln jede Einzelheit sehen konnten oder hatte so gute Ohren, dass sie das Knacken eines Zweiges 8 Kilometer gegen den Wind hören. Zu sagen, dass sie zum Töten geboren waren, wäre falsch gewesen, sie waren zum Töten erschaffen worden.

Aber keiner dieser Fähigkeiten hatte es ihnen erlaubt sich in diese Position zu begeben, eine Position in denen sie eine ernste Bedrohung für mich darstellen. Keine geschärften Sinne hätten es irgendwem erlaubt. Nein! Nur meine unglaubliche Dummheit hatte dazu geführt. Während einer mich verfolgt hatte, hatte ein ganzes Rudel im Dunkeln gelauert und darauf gewartet, dass ich ihnen direkt in die Falle lief. Was auch geschehen wäre, wenn sich nicht genau in dem Moment, der von hinten kommende Wind gedreht, mir den Geruch der Feinde entgegengeweht und mir so den Hinterhalt offenbart hätte. Eine Mischung aus jahrelangen Training, Instinkt und Intuition hatte mich dazu veranlasst herumzuwirbeln und mich nach links zu werfen, um den Schlag des Stürmers, der als Treiber fungiert hatte, zu entgehen. Stürmer waren grandiose Jäger und noch bessere Killer!

Ein Schlag ihrer, mit langen, Rasiermesser scharfen Krallen, bestückten Pfoten, konnte tödlich enden. Die anderen waren mir gefolgt. Und so kam es, dass ich durch den Wald jagte wie ein Hase, der vor einem Fuchs floh. Doch während meine wilde Flucht den Anschein erweckte, dass ich völlig orientierungslos durch den Wald hetzte, hatte ich einen Plan, ich hatte immer einen Plan! Ich lief in einem engen Bogen um einen Baum, weiter vorne wurde die Sicht von einer Hecke verdeckt. Es war so weit, ich klärte meinen Geist und griff in die mich umgebende Macht. "Magie„ hatte Inori immer gesagt" Ist wie Musik. Jeder nimmt sie anders wahr.„ Für mich war die Magie rohe Naturgewalt: das Toben eines Tsunamis, das Rauschen und Tosen eines Wasserfalls, das Brüllen und Knistern von orange roten Flammen, und das Grollen und Beben eines Erdbebens.

Die Stürmer spürten die Magie, die ich hervorrief und knurrten zufrieden, da sie fälschlicherweise Annahmen meine Ausdauer würde nachlassen. Ich warf mich in die Hecke und drängte mich durch. Die Zufriedenheit meiner Verfolger wechselte in Wut als sie begriffen, was ich vorhatte, darüber hinaus konnte ich ihre Angst riechen. Sie konnten es sich nicht leisten, mich zu verlieren, nicht nach zehn Monaten Jagd und Vorbereitung. Vor mir lag ein Kreuzweg, zwei übereinander liegende Trampelpfade, die ein perfektes Kreuz bildeten. Ich schicke meine Magie in die Mitte des Kreuzes, ein grünes Licht leuchtete auf. Verzweifelt beschleunigten die Stürmer ihre Geschwindigkeit, einer holte auf, seine Krallen fuhren durch mein Fell und ich warf mich nach vorne, in dem Moment in dem seine Krallen meine Haut berührten, trafen meine Vorderpfoten auf das grüne Licht, und ich wurde nach vorne gerissen.

Ich landete unsanft in einer dunklen, stinkenden Gasse am Rande eines Dorfes namens Verrens ich lauschte auf Verfolger, hörte aber nur das Klacken der Rattenkrallen und die typischen Dorfgeräusche. Als ich mir sicher war, dass sich niemand in der Nähe befand, schloss ich die Augen und verwandelte mich. Meine Zähne verkürzen sich und wurden stumpf, Knochen knacken, Sehnen wurden gespannt, Muskeln zogen sich zusammen. Mein strahlend weißes Fell zog sich zurück und machte abgetretenen Turnschuhen, bei denen man nur noch raten konnte, welche Farbe sie mal besessen hatten, einer schwarzen Hose und einem langen schwarzen Mantel platz. Nur meine schulterlangen Haare blieben weiß. Ich prüfte meinen Rücken, die Krallen des Stürmers hatten nur eine Kratzwunde hinterlassen. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass das mein Schwert fest auf meinem Rücken geschnallt war, verdeckte ich mein Gesicht mit meiner Kapuze und trat aus der Gasse. Jeder zufällige Zuschauer hätte nur eine sehr junge Frau Richtung Westen gehen sehen.

Schattenwandler Das Auge des SturmsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt