Kapitel 7

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Dreieinhalb Stunden später verließ ich das Gebäude und mein Kopf befand sich noch immer dort, wo er hingehörte. Vorläufig zumindest Ich streckte mich genüsslich. Der Heiler, ein älterer Newmoon hatte ganze Arbeit geleistet. Ich sah mich kurz um und trat dann zu Dimitri, der an einem schwarzen Wagen lehnte. "Sie sind zu spät." Ich verdrehte die Augen. "Wo sind die anderen?" Dimitri richtete seine goldenen Augen auf mich und hob eine Augenbraue. "Einsteigen!" war alles, was er sagte, bevor er um den Wagen herum ging, einstieg und die Tür zu knallte. Genervt öffnete ich die Beifahrertür und stieg auf dieselbe Art ein wie er: Mit dem Rücken zuerst, den Blick auf die Umgebung gerichtet. Die Tür knallte zu, der Motor startete und der Wagen setzte sich in Bewegung. "Wo sind die anderen?" Dimitri knurrte mürrisch. "Die haben Besseres zu tun." ich zog die Augenbrauen hoch. "Und was, wenn ich meine Meinung ändere? Wenn ich beschließe, sie zu töten und abzuhauen?" Er schnaubte belustigt. "Glauben sie, sie könnten mich besiegen?" "Naja ich bin immerhin eine Darksun und die gelten als die mächtigsten Geschöpfe der Welt. Ein einfacher Panthera sollte da doch kein Problem darstellen, oder?"

Er zuckte die Schultern. "Irgendwann vielleicht, aber momentan sind sie nur ein 17-jähriges Wolfsblut, das sie letzten 10 Monate Ausbildung verpasst hat. Ich hingegen bin ein voll ausgebildeter Wächter. Sie haben keine Chance gegen mich." Und damit hatte er recht. Ich hatte nicht nur die letzten Monate Sekundar Ausbildung verpasst, ich konnte auch meine Darksun- Fähigkeiten nicht anwenden. Verdammt ich wusste nicht mal was für Fähigkeiten ich eigentliche hatte. Dimitri schien zu wissen, was ich dachte, denn er meinte "Auf der Academy werden sie den Umgang mit ihren Kräften." ich hob die Augenbrauen "Und wer soll mich unterrichten?" Er schüttelte den Kopf. "Darüber darf ich nicht sprechen." Wir passierten ein großes Tor und ich entspannte mich ein bisschen als ich spürte, wie meine Magie zurückkehrte. Dimitri wirkte ebenfalls erleichtert und lockerte die Schultern.

"Wie lange brauchen wir bis zur Academy?" Ich runzelte die Stirn. "Wo sind wir eigentlich?" "Schottland." "WAS?" Ich war fassungslos. Dimitri zuckte die Schultern. "Sie waren eine ganze Zeit bewusstlos." Ich blinzelte. "Wir sind in 2 Stunden am Flughafen." Erklärte er. "Flughafen?" "Was denken sie denn? Dass wir mit dem Auto nach Nepal fahren? Wohl kaum." Ich stöhnte. "Und wie lange fliegen wir?" "Mit einer Linienmaschine würden wir 13-14 Stunden brauchen. Zum Glück hat der Rat einen Jet geschickt, mit dem wir es in 11, vielleicht auch 12 Stunden schaffen." "11 Stunden?" "Wir sollten ungefähr gegen fünf Uhr in morgens in Kathmandu landen." "Fünf Uhr Morgens?" Er ignorierte mein entsetzen. "Wir verbringen den Vormittag in einem kleinen Hotel. Um 12 Uhr werden wir abgeholt und zu einem privaten Landeplatz des Rates gebracht." "Schon wieder fliegen?" "Wir sollten gegen 17 Uhr an der Academy sein." "Wunderbar." Dimitri holte tief Luft.

"Wenn sie mit dem Dekan sprechen, sollten sie ihre Kommentare lassen." "Ach ja, was ich noch fragen wollte: Wer ist eigentlich der neue Dekan?" Dimitri lächelte mich strahlend an. Es war irgendwie unheimlich." Darüber darf ich nicht reden, tut mir leid." "Und meine Ausbildung?" "Auch darüber darf ich nicht reden." Ich knurrte leise. "Mir scheint, sie dürfen über eine ganze Menge nicht reden." Er zuckte nur die Schultern und ich stöhnte und schloss die Augen.

Flap,Flap,Flap Ich starrte das Ding an, das uns das letzte Stück zur Academy fliegen sollte und wünschte mir sehnlichst den Jet von gestern zurück. Ich hasste das Fliegen, so wie fast jedes Wolfsblut. Wir waren einfach nicht für das Fliegen gemacht. Aber der Jet des Rats hatte zumindest sicher ausgesehen. Die kleine Propellermaschine vor mir hingegen war mit Kratzern und Dellen übersät und sah alles in allem so aus, als hätte irgendwer sie erst ein paar mal mit einem Vorschlaghammer bearbeitet und hätte das Ding danach noch ein paar mal gegen die zerklüfteten Flanken der Berge um uns geflogen.

Dimitri trat zu mir. "So schlimm ist es nicht." Meinte er, als er meinen Gesichtsausdruck sah. Ich schüttelte den Kopf. "Wir werden abstürzen." Beklagte ich mich. Ein hochgewachsener Wächter mit aschgrauen Harren lachte leise und verpasste der Maschine einen zärtlichen Klaps. Bei der Bewegung blitzte die Manschette an seinem Handgelenk auf. Ein Darkmoon. "Das ist Fynn." Stellte Dimitri ihn vor. "Er ist ein reines Luft Elementar und begleitet uns, um im Notfall einzugreifen. Unter seiner Aufsicht werden wir nicht abstürzen." Fynn grinste. "Wahrscheinlich. Und jetzt hört auf, hier herumzustehen und bewegt eure Ärsche da rein." Und damit sprang er in die Maschine.

Dimitri schleifte mich praktisch hinterher und drückte mich auf einen der Sitze. Er selbst saß mir gegenüber. Fynn neben ihm. Ich schloss die Augen und krallte mich an meinem Sitz fest, als die Maschine zu beben begann. Nach einer gefährlichen Zitterpartie erhoben wir uns schwankend in die Luft und..... Stürzten nicht ab. Ich hob den Kopf und öffnete die Augen. Dimitri saß völlig entspannt dar, aber Fynn war ein bisschen blass geworden, wie ich mit leiser Genugtuung bemerkte. Er fing meinen Blick auf und schnitt mir eine Grimasse.

Der Flug dauerte vier Stunden, und ich starrte die meiste Zeit stumm vor mich hin. Mit jeder Minute, die verstrich, stieg meine Nervosität. Mein Herz raste, meine Hände waren schweißnass und ich hatte das Gefühl gleich kotzen zu müssen. Ich war mir sicher, dass Dimitri und Fynn mitbekamen, wie es mir ging. Vor allem Fynn, der als Wolfsblut natürlich meine Gefühle lesen konnte (warum zum Teufel hatte Dimitri mir eigentlich kein Amulett gegeben, um das zu verhindern?) doch weder er noch Dimitri sprachen mich darauf an. Meine Gedanken rasten. Wie würden die anderen wohl auf mich reagieren? Würde ich wieder Anschluss finden? So wie früher würde es nicht wieder, so viel stand fest.

Ich schluckte und starrte auf meine zu Fäusten geballten Hände, als mich plötzlich ein heftiger Schauer durchlief. Ich riss den Kopf hoch, Fynn und Dimitri sahen mich an, sagten aber nichts. Das war auch gar nicht nötig. Ich spürte es tief in meinem Inneren, ein warmes, weiches Gefühl. Mit rasendem Herzen sah ich aus dem Fenster. Unter uns erstreckte sich ein riesiger Talkessel. Zwei große Wälder schmiegten sich an die Flanken der gewaltigen Berge, die den Kessel umgaben. Und da mitten im Herzen des Kessels lag die Vatix Academy. Ich war zu Hause.

Wir landeten auf einem kleinen Landeplatz ganz am Rand. Dimitri stand wortlos auf und trat nach draußen, ich schauderte und folgte ihm. Er öffnete die Türen eines bereits wartenden Jeeps. Ich sog die kalte Novemberluft ein und sah in den Himmel. Die Sonne versank gerade hinter einem der mächtigen Berggipfel. Dimitri wartete, bis ich zu ihm trat, dann stiegen wir beide schweigend ein. Die Fahrt dauerte nicht lange und als wir wieder austiegen, wurden wir von vier Wächtern empfangen, die sich in einem Halbkreis hinter mir aufstellten. Ich erstarte und warf Dimitri einen zögernden Blick zu. "Ignorieren Sie, Sie einfach." riet er mir und marschierte mit hocherhobenen Kopf auf die Academy zu. Nach einem kurzen Zögern folgte ich ihm.

Wir betraten die Academy, durch einen Seiteneingang und durchquerten mehrere lange Flure, keiner sagte ein Wort. Die Wächter blieben die ganze Zeit über hinter mir. Schließlich blieben wir an einer mit Silber und Mondstein verzierten Tür stehen. Dimitri öffnete sie, ohne anzuklopfen, und deutete auf den dahinter liegenden Raum. "Der Dekan erwartet sie." Ich holte tief Luft und trat in den Raum, hinter mir schloss sich die, Tür wieder. Das Büro des Dekans sah noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Dunkelrote Wände, Regale voller Bücher und Akten. Wandteppiche an den Wänden und Vitrinen, in denen Waffen und Artefakte lagen. Eine Vitrine zog wie jedes Mal meine Aufmerksamkeit auf sich.

Sie stand in der Mitte des Raumes und die Schwerter, die in ihr, auf rotem Samt lagen, waren mir so vertraut wie der Klang meines eigenen Namens. Ich kante jeden einzigen Zentimeter dieser Schwerter, als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes getan, als sie anzusehen. Ich wusste, wie sich ihr Material anfühlte, wie scharf ihre Klingen waren und wie sie in der Hand lagen. Ich wusste, dass das eine Schwert auf der Parierstange einen winzigen Kratzer hatte, den man so wie es lag, nicht sehen konnte. Und das alles, ohne die Schwerter auch nur einmal berührt zu haben. Und dieser Umstand, dieses Wissen, jagte mir panische Angst ein. Vor allem, da sie einmal einer Gottheit gehört hatten.

Der Griff des linken Schwertes bestand aus funkelndem, schwarzem Adamant, der des rechten aus silbrig schimmerndem Mondstein. Die Knäufe von beiden waren mit 2 Hühnerei großen, Tränen förmigen Steinen besetzt, die von jeweils vier dünnen Rippen gehalten wurden, die aus dem gleichen Stein hergestellt waren wie der Griff des Schwertes. Im Knauf des linken lag ein tiefroter Blutrubin. Im rechten ein strahlend blauer Kaschmir Saphir. Die Parierstangen bestanden aus demselben Material wie die Griffe und waren leicht nach oben gebogen. Die Klingen beider Schwerter bestanden aus magisch erschaffenen Diamanten. Nur mit Mühe gelang es mir, den Blick von den Schwertern abzuwenden und auf den Schreibtisch zu richten, der am anderen Ende des Raumes stand. Hinter dem Schreibtisch, den Blick aus dem Fenster gerichtet, stand ein Mann. Der sich jetzt langsam zu mir umdrehte.

Mein Herz setzte einen Schlag lang aus, als ich in kalte braune Augen blickte. Kein Wunder, dass Dimitri mit mir nicht über den neuen Dekan reden durfte, denn der neue Dekan der Vatix Academy war niemand anderes als mein Onkel Markus Frost. Das hier würde hässlich werden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 10, 2023 ⏰

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