Zuviel des Guten??

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„Ich brauche eine Pause, Randal", keuchte ich erschöpft.

Er schaute mich fragend an. „Ist das dein ernst? Du schaffst noch nicht mal eine halbe Stunde leichtes Training?" 

Ich fragte mich wirklich, was er mit leichtem Training meinte, denn die ganzen Sit-ups, Klimmzüge, das ganze Hin- und Herrennen, konnte er nicht wirklich als LEICHTES Training bezeichnen, oder? Ich jedenfalls, wollte nicht wissen was er dann unter 'schwerem Training' verstand.

„Okay, dann lass kurz raus an die frische Luft." 

Ich nickte.

Randy folgte mir zum Hinterausgang, zum Parkplatz.

Ich setzte mich auf eine Stufe, legte meinen Kopf in den Nacken und schaute hinauf in den Himmel. 

Es waren einige Tage vergangen, seit Seth und ich uns im Fahrstuhl begegnet waren.

Randy setzte sich neben mich und ich konnte spüren, das er mich ansah.

„Ist irgendetwas, Sweety?"

Ich blickte auf und schaute ihn fragend an. 

„Ich meine, du wirkst heute so nachdenklich", sagte er leise und trank aus seiner Wasserflasche.

Sollte ich es ihm wirklich sagen? Der Stress von neulich, zwischen Seth und mir? Sollte ich ihm alles sagen? Auch, dass er mir im Fahrstuhl eindeutig zu nahe gekommen war? Ich zappelte mit meinen Fingern und dachte scharf nach, denn wenn ich Randy alles sagen würde, dann würde er Seth mit Sicherheit umbringen.  Nun, eigentlich könnte es mir egal sein. Warum machte ich mir eigentlich all diese Gedanken?

Mit einem Seufzen lehnte ich mich an ihn und schloss die Augen. Es tat einfach gut, meinen großen Bruder bei mir zu haben, doch die Wahrheit wollte ich ihm nicht erzählen. Warum auch der unnötige Stress? Mit Seth würde ich auch selber zurecht kommen.

Eine Weile saßen wir einfach nur da und genossen die angenehme Luft. Wenig später setzten wir unser Training fort.  


Der Nachmittag schien kein Ende nehmen zu wollen. Das Training zog sich in die Länge und meine Beine fühlten sich an als würden sie bald abfallen. 

„So, jetzt laufen wir noch sechs Runden locker aus und dann ist das Training für heute beendet!", rief mein großer Bruder grinsend, während ich laut aufstöhnte und mich aus der Hocke wieder aufrichtete.

Dieses Oberschenkeltraining war wirklich die reinste Hölle gewesen.

„Na, da haste dir wirklich Mühe gegeben, mich zu ärgern. Ich kann nicht mehr", murmelte ich ihm beim Laufen zu.

„Sweety, dass wird dein tägliches Training sein. Glaube mir, du wirst dich noch daran gewöhnen."

„Ich glaube, wenn ich heute ins Hotel komme, will ich nur noch schlafen", jaulte ich.

Randy lachte leise. 

Ich zwang mich dazu, die dämlichen sechs Runden zu laufen, auch wenn ich wahnsinniges Seitenstechen dabei bekam.



Am frühen Abend beschloss ich noch einmal hinaus zu gehen, um etwas frische Luft zu schnappen. Ich wollte mir die Gegend genauer angucken und hoffte, bei einem Spaziergang klarere Gedanken zu bekommen.

Klare, kühle Luft wehte durch meine Haare und ich schaute mir die Landschaft an. Ich befand mich mittlerweile an einem ruhigen Ort und genoss die Stille. 

Liebe auf den zweiten Blick!♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt