"Schatz, ich hab dir Frühstück gemacht! Steh auf, du Schlafmütze." sagte er und schmunzelte. Ich musste meine Augen nicht öffnen, um herauszufinden wer sich auf mein Bett setzte und mit mir redete. Diese raue, mir so vertraute Stimme ließ mich lächeln und meine Augen öffnen. Rick saß auf meinem Bett in seinem weinroten Hoodie, seinen verwuschelten Haaren und mit einem Strauß roter Rosen. Das Tablett mit meinem Frühstück stellte er auf meinem Nachttisch ab und fixierte meine Augen. Er sah traurig und schuldig aus. Ich realisierte erst jetzt, dass er gekommen war um sich zu entschuldigen. Gestern Abend wollte ich ihn besuchen und ihm eine Freude bereiten. Wir hatten seit einigen Tagen kaum Zeit für uns und einen Freitagabend zusammen ausklingen lassen würde uns sicher gut tun, dachte ich vergeblich. Dieser Gedanke und mein Wunsch nach etwas Zärtlichkeit verschwand, als ich ihn mit Addison im Bett gesehen habe. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, rannte ich die Treppen runter und stürmte aus der Tür. Es war bereits das dritte Mal.
"Es tut mir so leid, Chloe. Es war nicht das, wonach es aussah. Chloe, bitte rede mit mir."
"Rick, ich weiß genau wonach das gestern Abend aussah." Ich richtete mich auf und blickte ihm nun auch in die Augen.
"Chloe, ich bitte di-"
Ich machte eine klare Handbewegung, die darauf hindeutete, dass er aufhören soll zu reden. Er spannte sein Kiefer an und seine Wangenknochen kamen schön zur Geltung. In solchen Situationen schaut er immer auf den Boden und lächelt spöttisch, nachdem er sich mit seiner Hand durch seine Haare fährt. Genau das machte er auch.
"Das war das dritte Mal, Rick. Ich kann das nicht mehr. Du versprichst mir dich zu ändern und doch enttäuschst du mich jeden Mal. "
"Addison ist in mein Zimmer gerannt und wollte wissen, ob ich sie vermisse und natürlich habe ich diese Frage verneint. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe und niemand anderen als dich lieben könnte, Chloe. Sie kam mir näher und akzeptierte kein Nein. Bevor ich etwas sagen konnte, hat sie angefangen mich zu küssen und auf das Bett zu ziehen. Und genau in diesem Moment bist du gekommen. Ich habe den Kuss nicht mal erwidert und drückte sie von mir. Dann warst du schon weg. Es tut mir so leid, Schatz."
Ich atmete laut aus und dachte nach. Als ich meine Hände anstarrte, spürte ich seine warme, starke Hand an meiner Wange.
"Verzeihst du mir, Chloe?"
"Ich vertraue dir. Bitte tu mir das kein weiteres Mal an."
"Ich liebe dich, Babe."
Er zog langsam meinen Kopf näher an sich ran und küsste meinen Haaransatz. Ich kann ihm nur vergeben. Wir sind bereits 2 Jahre zusammen und für keinen Menschen empfand ich solche Gefühle wie für ihn. Er bereut es, es ist nicht mal seine Schuld. Rick wird sich ändern. Er ist mein Fels in der Brandung.
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich an ihn dachte. Doch ich musste lächeln. Ich fing an laut unter der Dusche zu lachen, weil ich so blöd und engstirnig war. Er war mir die ganze Zeit untreu und mir war das egal.
Mittlerweile war ich wieder in meinem Zimmer und zog mir bequeme Sachen an. Während ich am Fenster stand und den Sonnenuntergang in Miami betrachtete, klopfte es an der Tür.
"Ja?"
Erleichtert lächelte ich ihn an und lief zu ihm. Er kam herein und zog mich in eine Umarmung. "Wie geht es dir?" Er blickte mich intensiv an und erst jetzt merkte ich, wie verletzt und traurig er aussah. Er hatte ein blaues Auge, weswegen ich mich schrecklich fühlte. Langsam strich er mir eine Strähne hinter mein Ohr und lächelte schief.
"Gut. Wie fühlst du dich?"
"Den Umständen entsprechenden."
"Danke Elijah."
Ich zog ihn näher an mich ran und schloss meine Augen. Ich wusste, dass mein bester Freund in diesem Moment das selbe tat und lächelte. Elijah löste sich aus der Umarmung und lief zum Fenster.
"Ich liebe diese Stadt. Man fühlt sich vollkommen und frei. Es scheint alles so leicht zu sein. Doch irgendwann holt dich die Realität ein."
Elijah senkte nun seinen Blick und fuhr sich durch seine Haare. Er war immer für mich da. Hätte ich Elijah nicht gehabt, würde ich niemals über Rick hinwegkommen. Er ging mit mir den langen Weg, war immer bei mir und munterte mich auf.
"Da hast du Recht."
Plötzlich klingelte sein Handy. Als er auf das Display sah seufzte er und ging ran.
"Hey Ian. Okay. Alles klar. Kannst du nicht zu Fuß laufen? Bist du betrunken? Gut, bin in 10 Minuten da." Er legte auf und sah mich an. "Mein kleiner Bruder ist mit deinem kleinen Bruder unterwegs. Sie haben sich betrunken und wollen nach Hause. Da beide zu faul sind zu laufen, muss ich sie natürlich abholen." Elijah und ich fingen beide an zu lachen. Es fühlte sich gut an. "Soll ich Matt nach Hause fahren?"
"Frag ihn selbst. Er wird sowieso nicht das machen, was ich sage."
Und schon wieder lachten wir laut. Unsere Brüder waren in der selben Klasse und gut befreundet.
Ich brachte Elijah zur Tür und verabschiedete mich. Draußen war es recht kühl, doch ich wartete trotzdem bis Elijah ins Auto stieg und losfuhr.
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Nur ein Jahr
Teen Fiction"Wenn du jetzt gehst, ist alles vorbei. Für immer." "Ich muss gehen, Elijah. Versuch mich zu verstehen." "Das meinst du doch nicht ernst? Ich mach das nicht mehr mit. Verschwinde!" Und so sehr er mir auch leid tat, wusste ich, dass ich gehen musste...