3. i'm not good at a one-night stand

1.4K 66 30
                                    


TW: Panikattacke

This ain't love, it's clear to see

But darling, stay with me

Stay With Me, Sam Smith

Das Bett war zu groß und zu leer, wenn Rezo es nicht mit jemand anderem teilte. Die Stille, die er nachts hörte, wenn er wieder einmal grundlos wach wurde, kam ihm fremd und viel zu laut vor.

Mexi war weg, und so langsam sollte sich doch mal wieder ein gewisser Rhythmus einspielen, oder?

Aber das passierte nicht. Jedenfalls nicht nachts. Tagsüber funktionierte alles wie immer: im Office sein, Arbeiten, mit Ju schreiben. Mit Mexi schreiben, fügte er in Gedanken hinzu.

Alles, was mit anderen Menschen zu tun hatte, lief reibungslos. Nur alles, was er jetzt wieder alleine machte, alles, was er für nicht mal fünf Tage mit Mexi gemeinsam gemacht hatte, kam ihm jetzt einsamer vor. Frühstücken, Zähneputzen, Kaffee trinken.

Rezo wusste gar nicht genau, was er nicht vermisste. Oder, ob er nur die Gesellschaft eines anderen Menschen vermisste; ob er eine Beziehung vermisste oder ob er Mexi vermisste.

Nicht, dass letzteres wirklich abwegig wäre; Mexi war lustig und jemand, mit dem man gerne zusammen war. (Und er konnte wirklich gute Blowjobs geben, dachte Rezo unwillkürlich, bevor er den Gedanken in die hinterste Ecke seines Gehirns verbannte.)

Aber trotzdem war Mexi nicht mehr als ein sehr guter Freund für ihn. Ein Freund, mit dem er eine ziemlich niedrige Hemmschwelle hatte, das ja, aber trotzdem.

Nicht mehr, nicht weniger.

Und genau deshalb war er jetzt hier, trank seinen Kaffee alleine, putzte alleine seine Zähne und frühstückte alleine.

Es gab Momente im Leben, in denen Rezo wirklich darüber nachdachte, sein Handy wegzuwerfen und es als woken Smartphone-Detox darzustellen.

Er tastete im Dunkeln nach dem Gerät, das wild surrend auf dem Nachtschrank lag und drückte auf den grünen Hörer.

"Was?", knurrte er etwas ungehalten und stützte sich mit einer Hand auf seiner Matratze ab.

Mexis Stimme antwortete ihm. Er flüsterte seinen Namen, seinen richtigen Namen und unwillkürlich breitete sich eine Gänsehaut auf seinem Körper aus.

"Mexi?", fragte er sanfter, "Ist alles okay?"

"Weiß nicht", brachte der andere hervor, "'s fühlt sich komisch an."

Rezo versuchte, sein plötzliches Zittern nicht hören zu lassen.

"Ist es besser, wenn ich rede, oder soll ich leise sein?", fragte er bemüht ruhig.

"Reden", stieß Mexi hervor, seine Stimme klang anders als sonst. So, als würde er ein Schluchzen unterdrücken. "Rede einfach irgendwas."

Und Rezo redete. Immerhin war das sein Job, zumindest tagsüber. Aber nachts hatten in Handys gesprochene Worte eine andere Bedeutung.

Wenn er Mexi im fahlen Licht seines Smartphones erklärte, wie wichtig er ihm war, dann war das alles, nur keine Lüge. Dann bedeutete das etwas.

In solchen Situationen hätte man Rezo vermutlich an so ziemlich jedes Versprechen binden können.

Irgendwann, nach einer unendlich wirkenden Zeit, wurden Mexis Atemzüge wieder normaler. Rezo fand keine andere Art es zu sagen, außer, dass Mexis Atem wieder nach ihm selbst klang.

we don't shineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt