Kapitel O3 - Ethan

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Kapitel O3 – Ethan


Er bringt mich zur Weißglut. Wütend drücke ich Greg meine Sporttasche in die Hand, als ich endlich unten beim Wagen angekommen bin. Greg sagt nichts dazu, nickt als würde er verstehen und verstaut meine Sachen im Kofferraum. Ich nehme schonmal auf der Rückbank platz, lege den Kopf zurück und schließe die Augen. Es war schlimmer, als ich erwartet hatte.
»Hey Mom«, gehe ich ran, als ich ihren Namen auf dem Display meines Handys aufleuchten sehe. Sie hat mich bereits die letzten zwanzig Minuten mehrmals versucht zu erreichen.

»Schatz, wie geht's dir? Hat alles gut geklappt?«

»Wie man's nimmt.« Ich zucke mit den Schultern, obwohl sie es nicht sehen kann. Greg öffnet die Tür, startet den Motor und schon schlängeln wir uns wieder durch den Stadtverkehr. »Ich war gerade bei Dad. Mein Fahrer bringt mich jetzt zu den Thompsons.«

Ich höre Mom schwer ausatmen. »Du musst ihm eine Chance geben.«

»Das kann ich nicht.«

»Natürlich kannst du. Wenn ich ihm verzeihen konnte, kannst du das auch.« Nein, kann ich nicht. Weil Mum einfach viel zu gutherzig ist. Jeder bekommt bei ihr eine zweite, dritte und sogar noch eine vierte Chance. Ihr großes Herz hat einfach seine Vor- und Nachteile.

»Wir werden sehen«, antworte ich nur, damit sie aufhört sich Gedanken zu machen. »Wie läuft es bei dir? War der Tierarzt schon da?« Bevor ich Arizona verlassen habe, hat eines unserer Rinder gelahmt. Ich hatte Mom vorgeschlagen, dass ich noch einige Tage länger bleiben könnte. Um mich um das Rind zu kümmern, damit sie genug Zeit hat alles mit dem Notar zu klären. Natürlich war sie strikt dagegen.

»Ja, er war da. Man konnte leider nicht viel für den Kleinen tun. Er hat den Gnadenschuss bekommen.«

»Shit.«

»Ja. Aber es war besser so.« Ich kann hören, wie sie einige Küchenschränke auf und zu macht. Sofort habe ich ihre kleine Gestalt vor Augen, wie sie mit ihrer Schürze und dem Kochlöffel wild in der Küche herumhantiert. »Diese Christine stand vorhin wieder vor der Tür. Das arme Ding.«

»Mom, du weißt ...«

»Ja, ich weiß. Trotzdem wünsche ich mir, dass es anders wäre.« Ich schließe die Augen und seufze leise. Ich weiß genau was jetzt kommt. Die alte Leier. »Ob du es ihnen nun sagst oder nicht, die Mädchen werden sich immer Hoffnungen machen. Weil du eben ein toller Kerl bist. Ich hoffe nur, dass du bald einmal sesshaft wirst, mein Schatz. Mehr wünsche ich mir gar nicht.«

»Schon klar, Mom. Danke. Irgendwann bestimmt.« Nicht. »Ich bin ziemlich müde. Können wir morgen sprechen?«

»Klar, kein Problem.« Ihr Kochlöffel klimpert laut im Topf. »Dann komm gut an und grüß alle ganz lieb von mir.«

»Mach ich, bye Mom.« Nachdem ich aufgelegt habe, schmeiße ich mein Handy neben mich auf die Rückbank und starre aus dem Fenster. Was für ein verdammter Scheiß das hier ist.

Dreißig Minuten später erreichen wir endlich das Stadthaus der Thompsons. Ich bin Christian und seiner Frau unheimlich dankbar, dass sie mich bei sich wohnen lassen. Eine Nacht mit meinem Dad und es hätte Verletzte gegeben. Garantiert.

Nachdem Greg und ich gefühlte zwanzig Minuten darüber diskutieren, ob er meinen Koffer und die Tasche reinbringt und ich dagegen halte, dass ich das selbst kann, gibt er schließlich nach und stellt alles vor mir auf den gepflasterten Bürgersteig.

»Na, sieh mal wer da ist.« Ich drehe mich um und sehe Claire in der Tür stehen. Sie hat die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkt, lächelt mich aber herzlich an. »Ich dachte schon, sie hätten dir den Zutritt zum Flieger verboten.«

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