Kapitel O4 – Skylar
»Ich danke dir, Skylar«, begrüßt mich Sam und zieht mich in eine schnelle Umarmung. »Die Bar ist kurz davor zu platzen, ich sag's dir.«
»Vielleicht solltest du dich in naher Zukunft mal nach einer anderen Aushilfe umsehen. So kann das nicht weiter gehen, Sam«
»Ich weiß«, murmelt er und lässt mich vorbei, damit ich eilig meine Sachen im Hinterzimmer verstauen kann.
Es ist jetzt bereits das vierte Mal in zwei Woche, dass ich für Lydia einspringen muss. Andauernd hat sie eine andere Ausrede, warum sie ihre geplante Schicht nicht antreten kann. Es ist nicht so, dass ich nicht auch hin und wieder meinen Dienst abgegeben oder tauschen muss, weil ich im Büro Überstunden leisten muss. Aber das kommt selten vor und ist ganz normal, wenn man zwei Jobs zu stemmen hat. Lydia dagegen hat nur diesen einen. Und das auch nur, weil ihre Eltern nicht länger dulden, dass sie die Abende auf Partys verbringt und das Vermögen ihrer Eltern vertrinkt.
»Was meinst du? Flyer oder Internetaufruf?« Sam steht hinter mir und beobachtet mich dabei, wie ich mir eilig meine Schürze umlege. »Wegen der neuen Aushilfe«, erklärt er, als ich ihn verständnislos anschaue.
»Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Boss. Ich denke das Internet ist hier besser geeignet.«
»Du hast recht. Hilfst du mir dabei?« Sam ist in den Fünfzigern. Die Bar führt er jetzt schon das achte Jahr und sie wird immer beliebter. Jeden Samstagabend bekommen unbekannte Bands die Möglichkeit, hier ihre Gigs zu spielen und ein wenig Bekanntheit zu erlangen. Deshalb ist die Samstagschicht die stressigste. Aber das Fat Angel ist angesagt und die Leute kommen gerne her. Wenn die Band gut ist, gibt es meistens sogar noch mehr Trinkgeld.
»Klar, kein Problem. Ich setze mich morgen dran.« Ich klopfe ihm auf die Schulter. »Das kriegen wir schon hin. Und jetzt lass mich arbeiten, damit du nicht von Grace die Kündigung bekommst, wenn sie hier noch länger alleine die durstigen Mäuler stillen muss.«Mechanisch beginne ich damit, die Getränkebestellungen aufzunehmen und ein Glas nach dem anderen auf den Tresen zu stellen. Das Abkassieren geht Gott sei Dank digital. Die Gäste bestellen per App ihre Getränke und zahlen sofort. Das erspart uns einiges an Arbeit und Zeit.
Grace wird mir zwischendurch ein eiliges »Hey, Süße« entgegen, gibt mir einen Kuss auf die Wange und verschwindet dann mit der nächsten Getränkebestellung an die Tische. Für mehr ist keine Zeit.
Ich bin lieber hinter der Theke. Hier habe ich alles direkt griffbereit, bekomme meine Bestellungen sofort auf mein Tablet und kann alles genau abarbeiten. An den Tischen ist es da schon hektischer, wenn die Gäste dich auch noch bequatschen und unbedingt einen Drink mit dir trinken möchten.
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, aber irgendwann puste ich mir erschöpft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und stütze mich mit beiden Armen auf der Theke ab. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich jetzt bereits seit zweieinhalb Stunden Akkordarbeit leiste und allmählich spüre ich es in den Knochen.
»Halleluja.« Grace erscheint neben mir und sieht ebenfalls sehr erschöpft aus. »Ich sag dir, lange mache ich das hier nicht mehr mit.« Sie pfeffert ihre Schürze auf die Theke und nimmt einen Schluss aus ihrem Wasserglas. »Die Leute machen mich fertig. Sam soll zusehen, dass er endlich mal eine vernünftige Aushilfe bekommt. Mit dieser Göre geht es so nicht mehr weiter. Wo ist er überhaupt?«
»In seinem Büro, schätze ich mal.« Ich nehme ihr das Glas aus der Hand und trinke es restlos aus. »Ich bin am Ende«, stöhne ich.
»Stressiger Tag?«
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HOW TO FALL IN LOVE
General FictionSkylar ist glücklich. Sie hat einen Job, gute Freunde und fühlt sich endlich angekommen. Doch dann taucht plötzlich Ethan auf. Ethan Hill, der Sohn von Michael Hill - Skylars Chef. Alles halb so wild, hätten Skylar und Ethan nicht eine kurze aber ge...