Kapitel O5 - Ethan

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Kapitel O5 – Ethan


Das Wochenende zieht sich hin. Ich habe hier nichts zu tun, laufe unruhig im Haus umher, rede mit Claire über Gott und die Welt und helfe ihr etwas im Garten. Christian ist ein Workaholic, weshalb er auch am Wochenende meist beschäftigt ist und ich ihn kaum zu Gesicht bekomme. Claire scheint es nicht weiter zu stören. Vermutlich hat sich sich längt damit abgefunden, eine Ehe mit ihrem Mann und dessen Job zu führen.

So ein Leben wünsche ich mir nicht. Auf einer Ranch hat man auch einiges zu tun, allerdings ist man dort in der Natur. Dieses Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit fehlt mir hier. Ich fühle mich eingesperrt in diesem Stadthaus und habe das Gefühl, dass ich meine Zeit hier verschwende. Aber Christians Wort halten mich davon ab zu gehen.

Am Montagmorgen wartet Greg bereits mit dem Wagen auf mich. Auch eine Sache, an die ich mich erstmal gewöhnen muss. Ich muss mir unbedingt einen eigenen Wagen zulegen, damit ich wenigstens etwas selbstbestimmend sein kann.

»Guten Morgen, Mr... Ethan«, grüß er mich.

»Morgen Greg.«

»Haben sie schon gefrühstückt oder sollen wir noch einen keinen Stop machen? Hier in der Nähe gibt es einen guten Coffeeshop. Ihr Vater...« Er unterbricht und ich kann hinter den Gläsern seiner Sonnenbrille sehen, dass er die Augenbrauen nach oben zieht. »Es ist wirklich gut. Leckerer Kaffee.«

»Schon gut«, wimmle ich ihn ab und öffne die hintere Tür des schwarzen Audis. »Claire kümmert sich hervorragend. Ich denke, dass ich die nächsten zwei Tage nichts mehr essen muss.« Lüge. Ich könnte immer essen. Zumindest in Arizona, denn dort war die Arbeit so anstrengend, dass ich meinen Körper regelmäßig stärken musste.

Wir machen uns auf den Weg in die Innenstadt zu Thompson & Hill. Als wir davor anhalten, betrachte ich das imposante Gebäude und lege den Kopf in den Nacken.

»Alles in Ordnung?«, erkundigt sich Greg, als er neben mir zum Stehen kommt.

»Alles klar.«
»Wenn sie etwas brauchen, melden sie sich. Ich bleibe in der Nähe.« Er nickt mir zu und verschwindet dann. Nachdenklich sehe ich ihm hinterher und würde ihn am liebsten gleich anrufen, dass ich etwas brauche. Eine Fahrt zum Flughafen. Den nächstbesten Flug nach Arizona. Aber ich kneife nicht. Ich bin nicht mein Vater.

Nach einem tiefen Atemzug mache ich einen Schritt nach dem anderen und ignoriere die Last auf meinen Schultern, die mit jedem Meter schwerer zu werden scheint.

Im 50. Stock angekommen halte ich automatisch Ausschau nach einem blonden Haarschopf. Und doch bin ich überrascht, als ich ihr Lachen hören kann. Ohne darüber nachzudenken folge ich der Stimme und mache vor einem Büro halt. Die Tür steht offen, drinnen ist es dunkel. Jemand hat alle Jalousien runtergelassen, sodass kein Sonnenlicht eindringen kann. Ein einzelnes Bild hängt rechts an der Wand, sonst gibt es hier nichts zu entdecken. Außer sie. Sie steht mit dem Rücken zu mir an einem Schreibtisch gelehnt, deshalb hat sich mich bisher noch nicht bemerkt. Sie ist zu tief in einem Gespräch verwickelt, als dass sie mich wahrnehmen kann.

Ihr Haar ist länger geworden, reicht ihr jetzt fast bis zum Ende ihres Rückens. Ihre zierlichen Arme stecken in einem schwarzen T-Shirt, welches sie sich in ihre Jeans gesteckt hat. Weiße Sneaker. Sklyar Brown.

»Ah, sie müssen der Sohn des Bosses sein«, wird meine Musterung plötzlich unterbrochen. Verwirrt blinzle ich gegen die Dunkelheit an und sehe dann einen großen, schlaksigen Typen auf mich zukommen, der bis eben noch an seinem Schreibtisch saß. »Ich bin Damien.« Er kommt vor mir zum Stehen und hält mir seine Hand entgegen.

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