𝐸𝑖𝑔ℎ𝑡

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„Also wenn du nicht darüber reden möchtest, ist das ok. Aber ich würde dir gerne zuhören. So wie du mir zuhörst." Dieser Ausdruck in seinem Gesicht, er sieht mir direkt in die Augen. Soll ich es versuchen?

Felix PoV:

„Hyunjin?!" Erschrocken verschlucke ich mich plötzlich an meinem Drink und lehne mich hustend nach vorne, woraufhin Hyunjin mir leicht lachend auf den Rücken klopft. „Hey, alles gut?" Sehe ich etwa so aus, als wäre alles in Ordnung? „Was machst du hier?!" So früh habe ich ihn hier wirklich nicht erwartet. Gerade eben meinte Changbin noch, Hyunjin würde erst später kommen. „Ich habe gehofft, dich hier zu treffen, auch wenn nicht unbedingt hier draußen", erwidert er schmunzelnd und lässt sich mir gegenüber auf der Wiese nieder.

„Was ist mit deinem Hund?" Leise räuspernd wische ich mir kurz mit dem Handrücken über die Lippen und sehe dabei unsicher zu dem Älteren hinüber. Ob er wohl bemerkt hat, dass ich versucht habe, ihm aus dem Weg zu gehen? „Er ist eben beim Spazieren gehen auf eine Dorne getreten, aber jetzt geht es ihm wieder gut. Ich habe einen Verband um seine kleine Pfote gewickelt und nach dem ganzen Stress ist er ziemlich schnell eingeschlafen."

„Ah, ach so." Es hört sich fast so an, als würde er über ein kleines Kind reden und nicht über seinen Hund. „Du hast mir aber immer noch nicht meine Frage beantwortet. Wieso bist du ganz allein hier draußen? Changbin meinte, du wärst auf einmal geflüchtet", fragt er erneut nach und sieht dabei mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck zu mir auf. Ich habe eigentlich gehofft, dass er dieses Thema belassen würde. „Ist nicht so wichtig..." Er würde es ohnehin nicht verstehen.

„Komm mal her." Ohne mir viel Zeit zu geben, wieder in meinen Gedanken zu versinken, klopft Hyunjin auf einmal auffordernd neben sich auf den Boden, weswegen ich ihn etwas irritiert ansehe. „Huh?" Er will doch jetzt nicht, dass ich mich zu ihm auf die Wiese setze, oder? Mir gefällt der Abstand zwischen uns gerade eigentlich ganz gut. „Na komm schon, oder willst du da den ganzen Abend stehen bleiben?" „Nur weil du sonst keine Ruhe gibst." Etwas widerwillig gehe ich schließlich zögerlich zu ihm hinüber und lasse mich mit Abstand zu ihm auf die Wiese nieder. Ich kann nicht glauben, dass ich es schon wieder mache. Ich sollte mir lieber eine Ausrede einfallen lassen und von hier verschwinden.

„Die Sterne sind schön, oder?" Leicht schmunzelnd legt er nun seinen Kopf in den Nacken, wobei ich seinem Blick langsam in den Himmel hinauf folge. „Ja." Ich weiß wirklich nicht, worauf er mit diesem Gespräch hinaus will. Er wechselt ständig das Thema. Wenn er denkt, mir so näher kommen zu können, hat er sich getäuscht. Ich habe nicht vor, mich heute auf irgendwas einzulassen.

„Ich gehe auch nicht gerne auf große Partys wie diese. Da werde ich meistens nur von irgendwelchen betrunkenen Leuten angetanzt, die irgendwas von mir wollen. Du weißt schon, wegen meinem Aussehen." Er tut es schon wieder, er wechselt ohne jeglichen Zusammenhang das Thema. Was hat der Sternenhimmel auf einmal mit dieser Party zu tun? „Man weiß nie, ob sie es ernst meinen, oder ob ich nur eine Errungenschaft für sie bin."

„Warum erzählst du mir das?" Mit zusammengebissen Zähnen sehe ich angespannt zu dem Dunkelhaarigen hinüber, welcher mit einem traurigen Blick weiter hinauf in den Sternenhimmel sieht. „Weiß nicht, weil du zuhörst." Leicht schulterzuckend lässt er sich auf einmal zurück ins Gras fallen, wobei ich meine Augen nicht von ihm lassen kann. „Hast du noch nie mit deinen Freunden darüber geredet?" „Nicht direkt, sie würden es vermutlich nicht verstehen. Dafür musste ich mir schon zu oft anhören, wie sehr sie mich doch darum beneiden. Dabei wünsche ich mir einfach nur jemanden, dem ich richtig vertrauen kann. Jemand, der mich mag und nicht nur an meinem Aussehen interessiert ist. Verstehst du?"

„Ja...", erwidere ich leise seufzend und lasse mich ebenfalls nach hinten auf die Wiese fallen. Er hat ja keine Ahnung, wie sehr ich das wirklich verstehe. „Aber warum glaubst du, dass ich mich von den anderen unterscheide? Ich finde dich schließlich auch sehr hübsch." Er hat mich bei unserem ersten Treffen mit seinem Aussehen förmlich in Verlegenheit gebracht. Er hat mich so sehr in den Bann gezogen, dass ich keinen vernünftigen Gedanken, geschweige den einen richtigen Satz fassen konnte.

„Du bist ein fürchterlicher Lügner." „Bin ich gar nicht", kontere ich schnell, woraufhin er seinen Kopf in meine Richtung dreht. Was hat das eine bitte mit dem anderen zu tun? Meinetwegen bin ich vielleicht nicht der Beste im lügen, aber damit bin ich sicher nicht allein. Es gibt viele Menschen, die nicht lügen können. Das ist ein wirklich grauenhaftes Argument. „Dann beantworte mir eine Frage. Warum bist du mir aus dem Weg gegangen? Habe ich beim letzten Mal etwas Falsches gesagt?"

„Das ist es nicht." Er hat es also doch bemerkt. Das erklärt auch, warum er die ganze Zeit um den heißen Brei herumgeredet hat. Er hat vermutlich nur nach einem Vorwand gesucht, mich damit konfrontieren zu können. „Was ist es dann? Sag es mir bitte. Ich möchte es wissen, wenn ich etwas falsch gemacht haben sollte. Wir haben uns doch eigentlich gut verstanden, oder irre ich mich da?"

„Das ist ja das Problem. Du hast nichts falsch gemacht. Du bist einfach zu perfekt. Ich bin im Gegensatz zu dir nicht gut darin, Lügner zu erkennen. Ich weiß, dass ich verdammt naiv bin und ich will nicht, dass das schon wieder von irgendwem ausgenutzt wird. Glaub mir, du hast wirklich nichts falsch gemacht. Ich weiß nur einfach nicht mehr, wem ich noch vertrauen kann." Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass ich mich in jemanden grundlegend getäuscht habe.

„Oh..." Sichtlich überrascht und anscheinend auch etwas überfordert, sieht er kurz zu mir hinüber, bevor er seinen Blick unsicher umherwandern lässt. Ich war wohl gerade ein bisschen zu direkt ihm gegenüber. Aber dennoch bin ich erleichtert, es ihm endlich gesagt zu haben. Solange ich wieder davor wegrenne, wird sich nie etwas ändern. Ich hoffe nur, dass er der Richtige dafür ist. Noch einmal würde ich es nicht schaffen, mich jemandem so zu öffnen.

„Also wenn du nicht darüber reden möchtest, ist das ok. Aber ich würde dir gerne zuhören. So wie du mir zuhörst." Dieser Ausdruck in seinem Gesicht, er sieht mir direkt in die Augen. Soll ich es versuchen?

***
War Hyunjin überzeugend genug?

Ich denke, dass bald eines meiner anderen Bücher in die Startlöcher gehen wird hehe~

Scribble // HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt