Kapitel 3

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„Eren, wär schön, wenn du die Chaoten vielleicht mal unter Kontrolle bringen könntest!"

Ich nickte ihr einmal verwirrt zu, danach gingen wir zurück durch die endlosen Gänge der Kirche, um auf ein riesen Außengelände zu treten.
Nach einem kleinen Spaziergang kamen wir vor einem großen, viktorianischen Haus an.

Zwar war die Tür deutlich kleiner als die, die bei der Kirche war, aber trotzdem war sie echt gewaltig.
Diesmal war Mountain aber so lieb und öffnete sie mir und machte dabei eine übertriebene Handbewegung, daraufhin trat ich lachend mit einer Verbeugung ein.

Auch er konnte sich das Lachen wohl nicht verkneifen und hielt mir seinen Arm hin, dass ich mich einhaken konnte. Und so schritten wir durch die Eingangshalle, an dessen Ende zwei geschwungene Treppen nach oben führten. Diese gingen wir und liefen einen ebenfalls viktorianisch eingerichteten Gang entlang.

„Ich werde dich erstmal Papa vorstellen und danach den anderen Ghouls. Nebenbei kann ich dir ja das Haus zeigen und wo alles ist. Mit der Zeit wirst du dich hier aber auch bald zurechtfinden", sagte Mountain.
„Ok, muss ich Angst haben die anderen kennenzulernen?", fragte ich ihn zögerlich, daraufhin schüttelte er den Kopf.
„Vor Papa wohl am wenigsten. Die Ghouls können teilweise, bis auf ein paar, vielleicht ein bisschen aufgedreht sein, aber sie sind eigentlich alle ganz nett."
„Wenn du meinst, ich vertrau dir da einfach mal."

„Wir müssen auch schon direkt hier rein", meinte er und klopfte wieder an die Tür. Uns wurde recht schnell die Tür von einem Mann geöffnet, dessen Gesicht kalkweiß geschminkt war, mit schwarzen Rändern, die es aussehen ließen, als würde man direkt in seinen Schädel schauen.

„Papa? Das hier ist Eren. Er wird ab jetzt bei uns arbeiten, heißt, dass er uns bei unseren Aufgaben hilft und andere Sachen erledigt", stellte Mountain mich dem Mann vor, der wohl dieser Papa Emeritus IV war.

„Freut mich dich kennenzulernen, Eren. Du kannst mich einfach Papa oder Copia nennen.
Aber das ist ja sehr nett, dass du uns ab jetzt unter die Arme greifst", sagte Copia erfreut.

Ich lächelte ihn freundlich an. „Ist ja nicht so, als hätte ich groß eine Wahl gehab", murmelte ich sarkastisch zu mir selber.
Mountain neben mir gluckste nur einmal kurz auf, aber fing sich schnell wieder. Wie hat er das denn bitte gehört?
Wahrscheinlich so ein Ghoul Ding.

Copia hatte es aber anscheinend nicht verstanden und schaute uns beide nur verwirrt an.
„Alles gut. Ist nichts wichtiges", meinte ich schnell zu ihm. Zwar schien er nicht ganz überzeugt, beließ es aber dabei.

„Was habt ihr denn jetzt vor? Ihr könnt ja nicht den ganzen Tag hier so rumwandern?", fragte er stattdessen.
„Wir werden gleich gemeinsam Einkaufen fahren und dann noch die Blumen gießen wenn wir zurück sind", antwortete ihm Mountain.

Meine Güte, sogar in meinen Gedanken war der Name zu lang. Ich müsste mir bald auf jeden Fall einen Spitznamen für ihn ausdenken. Das hatte ja aber noch einen Moment Zeit.
Denn Mountain hatte sich, währenddessen ich in Gedanken vertieft war, von Copia verabschiedet und leitete mich jetzt mit seiner Hand an meinem Rücken wieder hinaus in den Gang, um wieder in Richtung Treppe zu gehen.

„Fahren wir auch wieder mit dem Bus zum Einkaufen?", fragte ich ihn, während wir die Treppen hinuntergingen.
Er nickte und machte nebenbei die Tür auf.
Es dauerte etwas länger zur Bushaltestelle, da dieses Haus weiter abseits von der Kirche stand.

Trotzdem brauchten wir nicht sonderlich lange, mussten aber schließlich doch rennen, da wir den Bus die Straße runterfahren sahen.
Natürlich war Mountain schneller als ich. Er war ja aber auch 20 cm größer als ich. Deswegen sah das von außen wahrscheinlich noch komischer aus, als es eh schon aussah, da ja niemand ihn sehen konnte. Jedoch rannte ich den Weg so runter, als würde ich gezogen werden. Was ich ja auch wurde, wusste nur niemand.

Gerade so bekamen wir aber noch den Bus und machten es so, wie wir es auch vorhin auf der Hinfahrt hierher gemacht hatten. Also dass ich so saß, dass sich niemand neben mich setzen könnte.

Wir fuhren gute 40 Minuten bis zum Supermarkt, als wir aber endlich da waren, nahm ich einen Einkaufswagen und stellte mich so auf ihn, dass ich mit vollem Speed Richtung Eingang rollte.

Auf einmal wurde ich aber noch schneller, da ich von zwei Händen angeschoben wurde. Und so rasten wir über den Parkplatz, mussten aber vor dem Eingang eine Vollbremsung machen, weil die Türen sich nicht schnell genug öffneten.

Ich stieg von dem Wagen ab und schob ihn durch die Gänge. Nebenbei sagte ich Mountain, was wir alles brauchten und er packte diese Dinge dann in den Wagen. Zu unserem Glück war der Einkaufsladen recht lehr, weil die meisten Leute bei der Arbeit oder in der Schule waren.

So mussten wir uns auch keine großen Gedanken darüber machen, dass irgendwer sehen würde, wie haufenweise Müsli in den Wagen flog.

Wir kauften hauptsächlich Lebensmittel, da er Sachen wie Waschpulver und Toilettenpapier immer freitags kaufte.
Trotzdem war der Einkaufswagen voll, als ich ihn zur Kasse schob.

Mountain hatte mir vorher schon Geld gegeben, dass ich bezahlen konnte.
Als ich ihn danach fragte, wie er denn sonst immer einkaufen gehen würde, meinte er nur, dass er immer zu einer Uhrzeit ging, in der der Laden immer recht leer wäre und dann an der Selbstbedienungskasse bezahlen würde.

Trotzdem war das wohl alles sehr aufwändig, weswegen er wohl sehr froh war, dass ich ihm von jetzt an beim Einkaufen helfen würde.

Vor uns war noch ein Mann, der sich aber nur Brötchen holte. Deswegen dauerte es auch nicht lang, bis wir drankamen. 
Während der Kassierer schon anfing die Einkäufe einzuscannen, legte ich immer noch Sachen aufs Band.

Wie sollen wir das denn bitte alles wieder zurückschaffen???

Nachdem ich den Einkauf bezahlt hatte, stand ich jetzt ratlos vor dem vollbefüllten Einkaufswagen. Mountain war gerade auf der Toilette und ich hab ihm versichert, dass ich die Einkäufe schon mal einpacken würde, dass wir direkt los könnten.

Sehr dumme Idee.
Eine Mitarbeiterin schien meine Verzweiflung wohl zu sehen und kam auf mich zu.
„Alles in Ordnung bei ihnen?", fragte sie mich.
„Überhaupt nicht. Ich hab keine Ahnung, wie ich das alles zurück nach Hause bekommen soll", erklärte ich ihr meine Situation.

Sie überlegte kurz, dann schien ihr etwas einzufallen.
„Sie können sich den Wagen ausleihen und dann einfach wieder zurückbringen."
„Wirklich? Das wäre wunderbar! Könnte ich ihn dann morgen wieder mitbringen?"
„Klar, können sie machen. Ich vertrau ihnen einfach mal, dass sie uns jetzt nicht direkt den Wagen klauen."
Ich schüttelte den Kopf und bedankte mich noch endlose Male bei ihr, bis ich sah, dass Mountain von den Toiletten wiederkam.

Ich verabschiedete mich bei der Frau und rollte ihm entgegen.
„Hast du einen Einkaufswagen geklaut?", fragte er mich lachend.
„Nein, hab ich tatsächlich nicht. Aber der Laden war so nett und lässt uns den ausleihen. Wir müssen den nur morgen wiederbringen", verteidigte ich mich.

„Na, das ist ja wirklich nett von denen. Wir müssen morgen wahrscheinlich ja eh wieder herkommen. Irgendwer wird wahrscheinlich was vergessen haben, was er auf die Liste setzen wollte."
„Das vergess ich auch immer", sagte ich und kratzte mir am Hinterkopf.

„Naja, bist ja nicht der Einzige."

𝐂𝐨𝐥𝐥𝐢𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt