Das Uquira war ein Mythos, geboren aus den Tiefen der Dunkelheit und so alt wie die Natur selbst. Es gab niemanden mehr, der die Ursprünge der Gute-Nacht-Geschichten kannte, die Ammen seit Jahrhunderten Kindern erzählten, welche unartig waren. Je nach Region, in denen man sie sich erzählte, waren sie unterschiedlich ausgeschmückt und doch hatten sie einen gemeinsamen Kern: Ein bärenartiges Wesen, mit kalten eisblauen Augen, dessen Blick Menschen augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren ließ. Aufgerichtet überragte er die größten Menschen aller Reiche. Sein starker Fuchsschwanz zerbarst spielend Bäume. Bedrohlich lang entwandten Hauer sich seiner kurzen Schnauze, dazu bereit wehrlose Opfer aufzunehmen. Zwischen den imposant gedrehten Hörnern lag, auf seiner Stirn, verborgen der Kristall. Ein Stein, der seine Energie aus der Angst von Wanderern zog, die er witterte, verfolgte und schließlich erbarmungslos unter die Erde zog.
Velona indes hielt zitternd den Brief ihres Liebsten in den Händen. Ihre Augen überflogen das Schriftstück mehrmals. Die Zeilen desillusionierten sie. Sie zerrten von mehreren Seiten an ihrem Traum, bereit diesen zu zerreißen, sobald der letzte Funke Hoffnung in der Dunkelheit verblasste.
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Der Kristall des Uquira
Short StoryUm in einem Wettstreit die Hand ihres Liebsten zu gewinnen, reist Prinzessin Velona tief in die Wälder Vaidors. Dort soll der sagenumwogene Uquira leben. Dessen Kristall ist das Begehr des Königs und Velonas Chance den Prinzen zu heiraten. Eine mär...