03. Hosenlos

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Heute ist der schlimmste Tag meines noch so kurzen Lebens.

Erst gab es keine Nachos mehr in der Kantine und dann hatte ich vertretungsweise eine Sportstunde.

Nein, nicht nur irgendeine Sportstunde, eine Hochsprungstunde.

Da stand ich nun, der junge Gott, zu dem ich auserwählt war, geformt vom Internet und Pizza, ohne erkennbare Muskeln.

Ich wusste nicht, dass unsere Biolehrerin sich ihre verdammte Hüfte gebrochen hatte und kam ohne Sorgen her, um nun so gepeinigt zu werden. Vielleicht sollte ich anfangen, mit den anderen zu reden, aber immer wenn mir dieser Gedanke kommt, sehe ich die Affen von Footballspielern und die popelfressenden Mittelstufler und denke mir, nein, lieber nicht.

Der Punkt ist, dass ich kein Sportzeug dabei hatte und miefige, vergessene (sicher hat der Typ sie mit Absicht hier gelassen, hätte ich auch) Shorts tragen musste, um keine 6 zu kassieren.
Das größte Problem war aber, dass ich so schmächtig bin, dass das Hochziehen bis zum Bauchnabel und der festgezogene Bund die Hose immernoch nicht an mir fixierten.

Ihr könnt euch sicher schon denken, was dann passiert ist. Ich flitze also dieser überdimensionalen, blauen Matte entgegen, so schnell ein Idiot nunmal rennen kann, mit angewinkelten Hühnerärmchen und asiatisch anklingend zugekniffenen Augen, und springe!

..ca einen Meter zu früh. Wow.

Nur leider nicht früh genug, wie die Stange (auf der niedrigsten Stufe) meinem Kiefer klarmachte.

Schmerzerfüllt sinke ich zum Kieselboden und mir folgend auch die Metallstange - wer stellt sowas in Metall her?! - auf meinen Kopf. Da liege ich nun also, wie sich später herausstellte, hosenlos, da die Stinkeshorts anscheinend noch während des Sprungs beschlossen hat, dass sie nicht mit einem Loser, wie mir, in Verbindung gebracht werden will, umgeben von hämischen Gelächter.

Selbst die ernsten Anzugtypen haben Tränen gelacht, während ich halb tot da liege und blute. Innerlich.

Die SuperLoserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt