Die SuperLoser

13. Tubby-Pudding für Jennifer

,,Merk dir, die Kotze, die die Kanalratten hier unten als Essen verkaufen, darfst du dir nur von 18 bis 19 Uhr reinwürgen, danach geben die dir nichts mehr, auch wenn du ihnen damit drohst, dass du ihre Familie mit dem, was sie hier Brot nennen, erschlagen wirst. Verstanden, Jennifer Lopez?", fabulös stolzierte die Schwarzhaarige hüftwackelnd vor mir in den großen, grauen Essenssaal.

,,Nur für's Protokoll, ich sehe mich eher als eine entschlossene und dennoch natürliche Jennifer Lawrence", beinahe wäre ich in mein toughes Wikingerweib gelaufen, als es abrupt in der Tür stehen blieb und ich schwöre, das war mein erstes Mal. Ich meine, dass noch nie zuvor alle anderen Kinder, in plötzlicher Stille und mit angsterfüllten Blicken, in meine Richtung gesehen haben. Naja, eigentlich schon, aber zu dem Zeitpunkt stand gerade der Prügelnde Kevin hinter mir und zwang mich weinend Not Fair von Lily Allen zu singen, während er meine solide Unterhose in einen brennenden String Tanga verwandelte. Eigentlich bin ich ja wirklich kein gehässiger Mensch, aber dieser rotschöpfige Laborunfall verdient nasse Türklinken und eine Katze, die ihn nur für Futter und ein warmes zu Hause ausnutzt und in Wahrheit hasst.

Es fühlte sich tatsächlich wie in den Filmen an; irgendwie Zeitlupen-artig schritt Satan, also Summer, sagen wir Sumtan (das wird sich sicher nicht durchsetzen), an der wartenden Schlange vorbei und keiner sagte etwas.

Trotzdem, und ich weiß wirklich nicht warum, hat sie ein Mädchen einfach im Gehen gegen das Plexiglas vor dem dampfendem Essen, gestoßen. Das war nun also mein Schicksal, ich war das unwichtige und dumme Anhängsel des Mobbers hier unten, so wie Timon und Pumba irgendwie. Schwein und Erdmännchen in einer Person.

,,Was soll das werden, Berta?", als wäre sie gerade während eines okkulten Rituals zur neuen Reinkarnation Satans mutiert, zischte meine Dämonin des Vertrauens, die, am vorderen Ende der angstvoll schweigenden Schlange, stehende, moppelige Oma, mit dem Haarnetz um die schneeweiße Dauerwelle, an.

Bedeutete das eigentlich, dass es hier unten einen Friseur gab? Die Leute hier sahen vielleicht teils etwas seltsam aus, aber ein Haarschnitt war zumeist noch zu erkennen. Würde ich lernen müssen, wie man sich selbst beschneidet oder würde sich Summer darum kümmern? Falsche Wortwahl, Ryan.

,,Miss Summer, bitte, Sie müssen sie ja nicht essen, aber ich werde gefeuert, wenn ich Ihnen nicht wenigstens ein paar Erbsen auf den Teller tue", zitternd hielt die kleine Frau auf der anderen Seite des Tresens eine stählerne Kelle mit 4 grünen Kullern über den, bereits mit einem Klumpen gelblicher Masse und einem Stück Fleisch, dass so aussah, als wäre es bereits einige Tode gestorben, ausgestatteten Teller.

Ich hoffe ihr versteht mein Problem. Wegen vier Erbsen schien die Zeit, gedrosselt von der steigenden Anspannung, still zu stehen und ich musste hier vergebens auf meinen unnatürlich pinken Tubby-Pudding-Nachtisch warten.

,,Was ist dir wichtiger, Berta, deine Daumen oder dieser beschissene Job", noch nie hatte ich etwas derart Überdramatisiertes direkt miterlebt; und ich verkehrte seit einigen Jahren auf Tumblr.

,,Wage es ja nicht", knurrend moderierte Loki bei der leichtesten Neigung der vibrierenden Kelle den Showdown an, während die, allmählich durch die Mengen an Schweißperlen, zu Edward Cullen mutierende, Essensoma, einige letzte Worte an ihren Herrn und Erlöser Cthulu zu richten schien.

Zeitlupen-artig rollte eine einzige Oger-Granate vom Metall und noch bevor diese das harte Tablett auch nur berühren konnte, stieß Summer es mit einem animalischen Aufstöhnen so gewaltsam von sich, dass nicht nur der traurige Brei hinter dem Tresen auf den harten, für eine Küche zu unhygienischen Boden klatschte, sondern auch alle Hoffnungen und Träume der leise schluchzenden Küchenfrau. Sie war gebrochen. Ich habe mir meinen Pudding aus Höflichkeit dann selber genommen; auch, weil Summer schon passive-aggressiv vorstolziert war und die Frau gerade nicht so wirkte, als könne sie ihrem Job nachgehen.

Ich hätte nicht gedacht, dass meine schwarzhaarige Führerin hier tatsächlich so etwas wie Freunde haben könnte, bis ich, meinen pinken Wabbelpudding in beiden Händen haltend, vor einem silbernen, länglichen Tisch stand.

,,Taylor Swift, das sind die nicht vollkommen verschissenen Vollidioten hier unten", während Summer sich schon über das Essen des innerlich toten Rollstuhl-Typen, den ich schon im ultimativen Freundschaftstest und später sicher auch noch in meinen Albträumen kennenlernen durfte, hermachte, fragte ich mich nur, ob die Leute hier unten die wundervolle Musik von Taylor überhaupt kannten, als sich ein beinahe weiß-haariger Typ, mit einer perfekten Kieferform, von seinem Platz nach hinten beugte und mich kurz auf seiner Augenhöhe begutachtete: ,,Nitstsa zadnitsu, rab mal'chik."