Kapitel 2: Alhaitham

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Kapitel 2: Alhaitham

Es war überraschend ruhig am Esstisch in Alhaithams Zuhause. Seit knapp einer Stunde hatten er und sein Chef Kaveh, sein Haus betreten und während Kaveh immer noch leise vor sich hinschniefte und kaum ein Ton von sich gegeben hatte, hatte er ihm trockene Kleidung und ein Handtuch gegeben. Es grenzte wohl nahezu an einem Wunder, dass der Blondschopf es hinbekommen hatte, sich umzuziehen, die nasse Kleidung aufzuhängen und dann, in Alhaithams Kleidung, die ein wenig zu weit für seinen doch recht zierlichen Körper war, am Esstisch zu sitzen, um vor sich hinzustarren.

Auf dem Kopf lag das graue Handtuch, das eigentlich dafür gedacht war, die Haare abzutrocknen, doch dieses blieb genauso unberührt, wie die warme Suppe, die vor ihm stand und vor sich hin dampfte.

"Kaveh."

"Mhm...", machte der Angesprochene, ohne sich zu rühren. Sein leerer Blick lag auf dem Tisch vor sich gerichtet, die Augen waren vom vielen Weinen glasig und rot, aber zumindest vergoss er gerade keine Tränen mehr. Wer wusste, wo seine Gedanken nun waren, aber ganz bestimmt nicht im Hier und Jetzt. Alhaitham kannte seinen Chef, er hätte ein riesiges Fass aufgemacht, dass er bei Alhaitham Zuhause war, so oft er sich schon versucht hatte selbst einzuladen, weil er so neugierig war, wie sein Lieblingsangestellter denn lebte.Aber wahrscheinlich hatte er es einfach nicht realisiert, nicht kapiert... und das war gruselig.

So oft hatte sich Alhaitham gewünscht, dass sein Vorgesetzter einfach mal ruhig war und nicht nervte. Ironisch, dass er sich gerade das Gegenteil wünschte.

Es war gruselig und besorgniserregend. Was auch kein Wunder war, Kaveh war nicht selten eine Dramaqueen und er drückte zu schnell auf die Tränendrüse, aber so schnell die Tränen kamen, so schnell verschwanden sie auch wieder und seine Trauermiene verwandelte sich in ein Strahlen, so hell wie die Sonne. Doch dieses Mal...

"Du solltest mal essen. Die Suppe wird kalt."

"Mhm...", ertönte es wieder geistesabwesend von dem anderen und Alhaitham legte den Löffel zur Seite und seufzte.

"Chef, der Abgabetermin unseres Projekts hat sich verkürzt. Auf Morgen." Es war eine Lüge, aber ein Test, ob er ihm auch zuhörte.

"Mhm..."

"..." Alhaitham fasste sich an die Stirn. Das hatte doch echt keinen Sinn mit dem.

"Und ich habe gehört, dass Childe und Kaeya in die engere Auswahl gerutscht sind, die Medienabteilung zu übernehmen." Auch eine Lüge.

Kurz glaubte Alhaitham eine Regung in den Augen des anderen gesehen zu haben, ehe dessen Mundwinkel sich zu einem falschen Lächeln hochzogen.

"Schön, schön..."

"Kaveh!" Jetzt reichte es. Ehrlich, im Grunde konnte ihm wirklich egal sein, was mit ihm war. Er war nur sein Vorgesetzter, ein Spinner, der viel zu leidenschaftlich war und gerne mal mit seinen Ideen und Kreationen übertrieb, aber er gehörte zu den wenigen Menschen, die Alhaitham aus tiefstem Herzen respektierte und zu ihnen aufschaute.

Als wenn es ihm gefiel, ihn wie ein halbtoter Trauerkloß vor sich sitzen zu sehen.

"Um Archons Willen, werd endlich wieder vernünftig!" Gereizt erhob er sich von seinem Stuhl, umrundete den Tisch und zog etwas grob den freien Stuhl neben Kaveh unter dem Tisch hervor, um sich draufzusetzen.

Er nahm den unberührten Löffel in die Hand, tauchte ihn in die Suppe und mit der anderen Hand griff er nach Kavehs Kinn, um dessen Kopf in seine Richtung zu drehen.

"Eh...?" Er wurde angeblinzelt. Scheinbar hatte Alhaithams grobe Art ihn wieder aus seiner Trance befreit, aber ehe dieser noch irgendwas von sich geben konnte, hatte er ihm den Löffel in den Mund geschoben und zwang ihn, die Suppe runterzuschlucken.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 26, 2023 ⏰

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