Chapter 18

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Kaum das ich im Eingangsbereich der Schule stand, setzte ich die Kapuze meines Hoodies auf und ging in Richtung vom Klassenzimmer wo ich die erste Stunde hatte. Etliche Schüler liefen an mir vorbei oder quetschten sich durch den Gang. Ich zog die Kapuze etwas tiefer in die Stirn und ging mit dem Blick auf den Boden gerichtet so schnell es ging zum Klassenzimmer. Als erstes Fach hatte ich heute den Mathe Grundkurs. Ich ging die Treppe hoch und bog dann nach rechts ab und drückte die letzte Tür auf. Zu meinem Pech waren schon die meisten da und sahen mich jetzt direkt an. Ich ging durch die Reihen und ließ mich schließlich auf einen freien Platz in der letzten Reihe fallen. Links von mir saß Mike, ich kannte ihn von Chemie Kurs von Aaron. Als ich das Wort ,,Aaron" wieder in meinem Kopf hörte schüttelte ich nur den Kopf. Ich holte meinen Block und mein Mäppchen aus dem Rucksack und lehnte mich die restlichen Minuten nach hinten und tippte mit dem Fuß nervös herum. ,,Alles klar?", fragte Mike nach einer Weile und drehte sich jetzt zu mir. Er hatte blonde wirr gestylte Haare und hellbraune Augen die mich jetzt zusammengekniffen musterten. ,,Klar warum?", fragte ich nur. Mike zeigte mit dem Kopf nach vorne wo Feyra mit einigen aus dem Spanischkurs saß und jetzt unsicher mir zulächelte. ,,Die letzten Wochen wo du da warst warst du die ganze Zeit mit denen". Ich sagte nichts mehr sondern holte mein Handy raus und tippte etwas darauf herum. Dumpf hörte ich wie immer mehr Schüler in den Klassenraum kamen und sah schließlich aus dem Augenwinkel wie unser Lehrer Mr.Trivin hereinkam. ,,Handy rein, Tiara", sagte er und ich steckte es seufzend in meine Hosentasche. ,,Schön, das du wieder da bist", sagte er schließlich und begann dann mit dem Unterricht. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu und starrte nachdenklich ins leere. Nach etwa zwanzig Minuten meldete ich mich in der Arbeitsphase und unser Lehrer kam an meinen Tisch. ,,Probleme bei der Aufgabe?", fragte er. Ich schüttelte mit dem Kopf und verdeckte mit dem Arm mein Blatt auf dem bisher noch nichts stand. ,,Ich fühl mich nicht besonders, kann ich nachhause gehen?", fragte ich. Er sah mich mit gerunzelter Stirn an. ,,Du hast die letzten Wochen schon oft gefehlt, das ist viel Stoff den du nachzuholen hast", meinte er. ,,Ja aber-", begann ich. ,,Wir sind uns deiner Situation bewusst Tiara", sagte er und ich sah wie Mike jetzt von seinem Buch aufsah. ,,Um ehrlich zu sein, finde ich es natürlich auch schade das Mr.Walton unseren Unterricht nicht mehr besucht aber", er machte eine tadelnde Handbewegung. Ich sah ihn mit zusammengepressten Lippen an. ,,Hören Sie, ihr scheint es wirklich nicht gut zu gehen", meldete Mike sich jetzt zu Wort. Ich sah ihn überrascht an. Genauso wie Mr.Trivin. ,,Ich denke du solltest-", begann er doch mein Mitschüler unterbrach ihn. ,,Nein ich denke Sie wissen das jeder Schüler das Recht hat zu gehen falls es ihm nicht gut geht", er hob die Brauen. Ich war immer noch verblüfft. Ich hatte mit Mike Mathe, Biologie und Sport und normalerweise war er eher der ruhigere und beteiligte sich nur selten am Unterricht. Ich hatte ihn um ehrlich zu sein noch nie so viele Worte am Stück reden gehört. Mr.Trivin sah jetzt zu mir und nickte seufzend. ,,Geh schon, gute Besserung", meinte er. ,,Danke", sagte ich knapp und griff nach meinem Rucksack. ,,Mike, begleitest du sie noch nach draußen?", fragte er noch meinen Tischnachbarn. Mike nickte und griff nach seinem Rucksack. Gemeinsam verließen wir das Klassenzimmer und gingen die Treppe runter zum Eingangsbereich. Erst als wir vor der Schule standen brach ich ein Wort hervor. ,,Danke für vorhin", sagte ich. Mike lächelte leicht. ,,Schon okay, Mr.Trivin ist ein Arschloch, er hat es verdient". Ich grinste, dann sah ich ihn fragend an. ,,Willst du den nächsten Block schwänzen und mit zu mir kommen?", fragte ich schließlich. Mike sah sich unsicher um. ,,Was wenn ein Lehrer-", begann er doch ich schüttelte nur den Kopf. Er überlegte ein paar Sekunden, dann nickte er. ,,Cool", ich grinste und wir traten nach draußen. Die Busse würden erst in zwei Stunden wenn eigentlich Schulschluss war fahren also bestellte ich ein Taxi was innerhalb von zehn Minuten vor der Schule hielt. Ich erklärte dem Fahrer wo er hinmusste und lehnte mich dann wieder zurück. ,,Ihr wohnt in Manhattan?", fragte Mike und er klang überrascht. Ich nickte. ,,Gehst du dann nicht eigentlich nicht wie die meisten auf die Manhattan Private School?". ,,Von wo kommst du eigentlich?", lenkte ich schnell vom Thema ab. ,,Aus unterschiedlichen Teilen, öfters haben wir in der Bronx gelebt genau wie jetzt, aber früher noch in Queens", antwortete er und ich nickte. Schließlich hielt das Taxi und ich bezahlte den Fahrer. Dann stiegen wir aus und sahen noch kurz dem Taxi hinterher bis es nicht mehr zu sehen war. ,,Krass", Mike sah sich staunend in der Nachbarschaft um. ,,Und in welchem wohnt ihr?", fragte er und zeigte auf die Häuser. Ich zeigte nach rechts wo unsere Villa stand. Mike pfiff durch die Zähne als wir gleich darauf eintraten. Ich sah mich kurz in ein paar Zimmern nach meinen Brüdern um, doch sie schienen alle noch auf der Arbeit zu sein.
,,Und das ist mein Zimmer", sagte ich gleich darauf als wir die Treppe hochgegangen waren und jetzt in meinem großen lichtdurchfluteten Zimmer standen. ,,Das gehört alles dir?", Mike staunte und drehte sich einmal um sich selbst. ,,Mmh", machte ich nur , warf meinen Rucksack in die Ecke und ließ mich auf mein Bett fallen. Mike setzte sich auf den Boden und für die nächsten Minuten war es still. ,,Ich hab von der Sache in Kalifornien gehört", sagte er schließlich. Automatisch verkrampften sich meine Hände. Wieso musste man mit mir immer über diese einen Sachen reden? Verbissen starrte ich aus dem Fenster. ,,Fand ich echt krass dass ihr das das durchgezogen habt", meinte Mike dann. ,,Was?", ich sah ihn verwirrt an. ,,Na, das ihr einfach ohne Erlaubnis nach Kalifornien gereist seid", er grinste. Daraufhin huschte auch mir ein Lächeln übers Gesicht. ,,Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Arbeiten sie auch hier in New York?", er schien ziemlich neugierig doch ich hatte nichts zu verbergen. Es war eh schon alles zu spät und er konnte ruhig alles wissen. Ich schüttelte also mit dem Kopf. ,,Meine Eltern haben sich getrennt, meine Mum ist gerade irgendwo in Japan oder Schweden, keine Ahnung, und mein Dad-". Ich legte eine kurze Pause ein. ,,Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst", sagte Mike. Ich lächelte leicht. ,,Ist schon okay", ich legte mir eine Strähne hinters Ohr. ,,Mein Dad hat eine neue Freundin", ich nickte langsam. ,,Tut mir leid", meinte Mike schließlich. Ich wendete den Blick und starrte aus dem Fenster. ,,Du kannst nichts dafür, es ist meine Familie", ich zog die Knie ran. ,,Glaub mir keine Familie ist wirklich perfekt", Mike lachte leise. Ich sah ihn überrascht an. ,,Du siehst nicht so aus als hättest du irgendwelche Probleme", sagte ich daraufhin. ,,Ich lebe nur mit meinem Dad", erzählte er schließlich. ,,Es ist ein zwei Zimmer Apartment und er", Mike zögerte und verstummte. Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. Dann sah er kurz zur offen stehenden Zimmertür. Ich verstand sofort, sprang vom Bett und schloss die Tür obwohl eigentlich keiner außer uns hier war. Mike sah jetzt ziemlich verunsichert aus. ,,Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst", wiederholte ich das, was er mir vorhin ebenfalls gesagt hatte. Er lächelte und seufzte. Schließlich griff er nach seinem Hoodie und zog es leicht hoch. Ich zog die Brauen zusammen. Seine ganze Linke Seite war voller blauer Flecken. ,,Trägst du deshalb in Sport nur Hoodies?", fragte ich schließlich. Er nickte stumm. ,,War das dein Dad?", hakte ich weiter nach. Er nickte wieder. Seufzend ließ mich nach hinten sinken. ,,Er trinkt, trinkt und trinkt", meinte er. ,,Mike...", begann ich doch er unterbrach mich. ,,Ich meine", er stand jetzt auf. ,,Er kann nichts dafür, Mum ist kaum noch zuhause und sein neuer Job ist echt verdammter bullshit", er fuhr sich durch die Haare. Ich richtete mich langsam auf. ,,Trotzdem hat er kein Recht dich so derart...zuzurichten", sagte ich. ,,Das ist doch nicht mal das schlimmste", jetzt sah ich wie er zitterte und stand auf. ,,Mike, du kannst es mir sagen", sagte ich leise. Er druckste eine Weile herum und ich sah wie er mit sich selbst kämpfte. ,,Ich bin schwul". Für einen Moment war es still. Ich sah ihn für einen Moment überrascht an. Dann umarmte ich ihn. Ich spürte wie erleichtert er war und er lachte als wir uns wieder lösten. ,,Und er weiß nichts davon?", fragte ich. ,,Nein aber ich glaube er ahnt es schon", sagte Mike und starrte an die Wand. ,,Du kannst mit mir immer reden", ich lächelte und er nickte. ,,Danke Tiara".

( Update bei: 💗)

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