Letting down

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7 Jahre vorher, Detroit, Michigan

Zufrieden zwinkere ich meinem Spiegelbild zu. Natürlich bin ich wie immer käseweiß und auch meine Haare hängen gerade nach unten, weil sie nie etwas anderes tun, aber immerhin sehe ich dabei cool aus. Mit den schwarzen Baggypants, dem ebenfalls schwarzen Croptop und dem oversized Zip-Sweater in Kombination mit den weißen Nike-Sneakers und der rot-schwarzen Basecap ist das auch einfach.

"Wooow", kreischt Nancy , als sie ins Zimmer kommt.
Ich grinse sie selbstsicher an. "Feeling fancy, würde ich mal sagen."
"Absolut! Wo hast du bitte diese Cap her?", Nancy lässt ihre Tasche auf den Boden und sich selbst auf mein Bett fallen. Sie ist seit der Middle School meine allerbeste Freundin und ich mag sie nur nicht, wenn sie hochfrequentiv kreischt.

"Snipes", grinse ich, rücke besagte falschherum auf meinem Kopf zurecht und schnappe mir mein Handy. "Du brauchst es dir gar nicht erst gemütlich zu machen, wir müssen los."
Ich biete Nancy meine Hand an, aber sie lässt sich nur noch tiefer in meine Kissen sinken.
"Ich gehe doch nicht so auf eine Party, auf der Carter Jackson ist", seufzt sie.

Darum geht es also. Sie will bloß meinen Minirock klauen. Ich wende mich meinem Schrank zu, um ihn zu suchen.
"Wer zum Teufel ist Carter Jackson?", fällt mir da eigentlich interessante an ihrem Satz auf. Ich finde den Rock und werfe ihn in Nancys Richtung, die direkt besser gelaunt aufspringt.
"Na, der neue Typ aus der zehnten, der ist so süß, du denkst es ist ein Traum", dramatisch fächert sie sich Luft zu. "Wie kann es sein, dass du ihn noch nicht kennst?"
Ich zucke nur die Schultern. Wenn der Typ Nancy gefällt ist Vorsicht geboten. Entweder er ist wirklich ein Traum oder das größte Arschloch auf Erden.

Während Nancy sich Gedanken um ihr Blümchenoberteil macht, das nicht wirklich zu dem schwarzen Cargominirock passt und sich dann kurz entschlossen ein neongrünes Top mit Spaghettiträgern aus meinem Schrank schnappt, tusche ich meine Wimpern und trage Lipgloss auf. Nur falls dieser Carter wirklich so toll ist wie Nancy sagt.

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Das Beste an der Party, die unsere Freundin Ruby veranstaltet, ist Rubys Musikgeschmack. Schon auf fünfzig Meter Entfernung dröhnen Nancy und mir die Hip-Hop-Beats entgegen. Ich grinse. Jetzt bin ich in meinem Element, zumindest solange mich niemand zwingt, Alkohol zu trinken.

Nancys spitze Fingernägel krallen sich in meinen Arm.
"Au", sage ich überdeutlich. "Was ist denn in dich gefahren?"
"Carter!", keucht sie piepsig.
"Na ich hoffe ja mal nicht", murmle ich und folge dem schwärmerischen Blick meiner besten Freundin zu einer kleinen Gruppe Zehntklässler ein Stück von uns entfernt.
Ich kenne sie alle. Joshua, Max und Ben aus dem Footballteam, Larry der ITler und Nate, den ich seit meiner Kindheit kenne, weil unsere Eltern befreundet sind. Der Typ, den ich nicht kenne, muss dann wohl Carter sein. Allerdings steht er ein Stück weit im Schatten eines Baumes, sodass ich in der Dunkelheit nicht viel mehr erkennen kann als seine ungefähre Größe.

"Hey, Jessie!", Nate winkt mich zu sich rüber. Nancy entfährt ein kleines Qietschen, als ich mit ihr im Schlepptau in Richtung der Gruppe Jungs gehe.
"Hey, Nate", begrüße ich ihn und lächle den anderen kurz zu. Ich wundere mich ein wenig, dass Nate so euphorisch ist, mich zu sehen, denn normalerweise haben wir nicht so viel miteinander zu tun.

Dieser Gedanke beschäftigt mich jedoch nur kurz. Genauer, bis mein Blick auf Carter fällt. Er ist ca 1 ½ Köpfe größer als ich, schlank und nicht irgendwie besonders muskulös, aber sein Körper unter dem oversized T-Shirt scheint trotzdem definiert zu sein.
Sein Gesicht ist ein wenig kantig, mit betonten Wangen- und Kieferknochen. Doch am beeindruckendsten sind seine Augen, was ihm natürlich Pluspunkte in Sachen Attraktivität einbringt. Sie sind türkisblau und scheinen durch das spärliche Licht zu leuchten. Überschattet wird alles von seinen leicht gelockten, dunklen Haaren, die ihm wirr in die Stirn hängen, was allerdings die hypnotisierende Wirkung seines Blickes nicht weniger macht.