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Irgendwo hat Nancy recht, wenn wie sagt, es wäre besser, ich hätte Carter nie kennengelernt. Wir wären nie zusammengekommen, ich hätte mich nie in ihn verliebt und ich wäre auch nie schwanger von ihm geworden.

Dadurch wäre mein Leben vielleicht einfacher, aber es gäbe auch Rick und Will nicht, durch die es einerseits kompliziert ist, andererseits aber auch sehr schön.
Vor allem aber, würde ich Carter, hätte ich ihn nie gekannt, jetzt nicht so sehr vermissen.

Nancys Erklärung für sein Verschwinden ist schlicht und einfach, dass er ein riesiges Arschloch ist. Doch das ist genau der Teil, den ich nicht wahrhaben will und auch einfach nicht glaube.

Denn ich kenne Carter, wir waren fünf Jahre lang zusammen und hatten wirklich eine gute Beziehung. Wir waren glücklich miteinander.

Wütend auf mich selbst und meine Melancholie kicke ich einen Kiesel quer über den Gehweg. Was bringt es mir schon, der Vergangenheit hinterherzutrauern. Sie wird ohnehin nie wieder zurückkommen.

Ich nehme die rot-schwarze Cap ab, die ich bis heute tragen und die auch ein fester Bestandteil meiner Vergangenheit ist. Trotzdem trenne ich mich auf gar keinen Fall von ihr.

Um mich aufzumuntern hole ich mir einen Schokoshake im Coffeeshop an der nächsten Ecke und mache mich dann auf den Weg zurück nach Hause.

"Tut mir leid", begrüßt mich Nancy und umarmt mich, bevor ich überhaupt die Tür hinter mir geschlossen habe. "Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Ich kannte euch als Paar, es ist wirklich verständlich dass du diese Beziehung nicht einfach hinter dir lassen kannst."

"Schon okay", unterbreche ich sie schnell, weil ich sonst noch in Tränen ausbreche.
Ich schaue auf die Küchenuhr. Es ist schon fast 19 Uhr.

"Hast du nicht noch eine Verabredung?", fällt mir Nancys Date mit ihrem aktuellen Freund Matt ein. Ich schätze nicht, dass sie nur mit einem Kimono bekleidet ausgehen will.
Sie wird blass. "Oh, damn, ich hab ihn fast vergessen!", flucht sie, wirft mir eine Kusshand zu und verschwindet in ihrem Zimmer.

Kopfschüttelnd wende ich mich dem Kühlschrank zu, um etwas Essbares zu suchen.

"Bis dann", verabschiedet sich Nancy. Ich winke mit einer Gabel Nudeln.

Ich höre ein Quengeln aus dem Wohnzimmer, das mir sagt, dass zumindest einer meiner Söhne aufgewacht ist.
"Hab ichs mir doch gedacht", murmle ich. Wenn Rick nicht schläft hat er Hunger. Auch Will ist wach, liegt aber recht noch entspannt da und schaut mich unschuldig mit seinen türkisblauen Augen an. Dieses Erbe ist  für die Beiden immerhin zum Vorteil.

Ich stille Rick und esse meine Nudeln fertig. Will ist gerne gemein und bekommt immer genau dann Hunger, wenn Rick fertig ist und ich mich etwas anderem zuwende oder wenn ich kurz davir bin, einzuschlafen.

Kurze Zeit später klingelt es. Nancy hat ziemlich sicher schon wieder ihre Schlüssel vergessen, weil ihr das fast ausnahmslos immer passiert.
Ich lege Rick zurück zu Will in die Wiege.

"Ich hab keine Ahnung, wo deine Schlüssel sind, N-", sasge ich als ich die Tür öffne und verstumme dann geschockt.

"In meiner Jackentasche, glaube ich", meint Carter.

Letting downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt