4. Kapitel

3 0 0
                                    

Layla

Meine restlichen Seminare an diesem Vormittag waren nicht weitaus so unterhaltsam wie die von Professor Takahashi. Er hatte diese lockere Art an sich, bei der man einem einfach gerne zu hörte. Ich hätte noch stundenlang seiner Stimme lauschen können und hätte jedes seiner Worte wie ein vertrockneter Schwamm aufgesogen. Er weckte einen Wissensdurst in mir, den ich nicht beschreiben konnte. Ich wollte mehr von seinem Wissen. Mehr von ihm.

In der Mittagspause saß ich alleine an einem der Tische in der Kantine und stocherte trostlos in meinem Kartoffelbrei herum. Die zwei Scheiben Toast an diesem Morgen hatten meinem Magen alles an Kraft abverlangt, sodass ich seit einer halben Stunde mit Krämpfen zu kämpfen hatte und ich das Gefühl hatte, mich jeden Moment übergeben zu müssen. Mir war schlecht und mein Magen drehte sich gefährlich schnell.

Ich entschied mich dazu nichts zu essen und stattdessen an einem der Obststände eine Banane mitzunehmen. Die könnte das Übel in mir vielleicht mindern. Zumindest würde dann mein Magen vorerst aufhören zu knurren, als wäre ich ein Löwe kurz vorm Verhungern. Hoffentlich waren in der nächsten und letzten Lesung für diesen Tag genug Leute, dass niemand dieses peinliche Geräusch hören würde.

Zu meinem Glück war der Lesesaal bis auf wenige Plätze echt gut befüllt. Einige der Studenten saßen eng beieinander und tuschelten. Ich dagegen saß wieder alleine. Dieses Mal hatte ich mir einen Platz in der ersten Reihe ausgesucht, ohne zu wissen, was mich erwarten würde.

„Guten Morgen zusammen.", begrüßte uns die Professorin, als diese den Saal betrat. Es handelte sich um eine Frau, die kaum älter als meine Ma sein musste. Doch ihre Ausstrahlung war atemberaubend. „Starten wir heute mit dem nächsten Kapitel."

Bücher wurden aufgeschlagen und das Geräusch von flatterndem Papier lag in der Luft.

Die Professorin lehnte sich seitlich an ihr Pult, als sie anfing vorzulesen. Dabei ging es um Nervensysteme und ihre einzelnen Funktionen. Gespannt hingen die Studenten an ihren Lippen und lauschten jedem einzelnen Wort.

Neugierig musterte ich die Professorin. Ihre langen blonden Haare hatte sie mit einer großen Klammer hochgesteckt. An den Seiten baumelten je eine Strähne und umrandeten ihr hübsches Gesicht. Ihre vollen Lippen waren in rotem Lippenstift getaucht und ihre Wimpern mit Tusche ließen ihre Augen groß und unschuldig aussehen.

Ihre rosa Bluse schien eine Nummer zu groß zu sein, oder es war Absicht, damit ihre Brüste nicht zu sehr hervorstachen und die Männer ablenkten. Bei dem Gedanken musste ich unweigerlich schmunzeln, denn ich war da nicht viel anders. Ich schlüpfte auch viel lieber in weitere Klamotten, um von den Jungs nicht auf meine körperlichen Merkmale reduziert zu werden.

Die blaue Jeans dagegen lag wie eine zweite Haut um ihre Hüfte und ihre Beine, wobei besonders ihr knackiger Po betont wurde. Diese Frau hatte an den richtigen Stellen die schönsten Kurven. Neidisch starrte ich auf ihren Hintern, als sie uns den Rücken zudrehte und sich der Tafel widmete, um die ersten Notizen aufzuschreiben. Wie verführerisch das Hinterteil bei jedem geschriebenen Wort wackelte. Ein Genuss für alle Sinne.

Bei diesem Anblick verging die Zeit wie im Fluge und ehe ich mich versah, war das Seminar vorbei. Meine Mitschüler räumten ihre Sachen zusammen und verließen im Trott den Saal.

Für mich hieß es offiziell Feierabend.

Nein, nicht ganz.

Jetzt würde die richtige Arbeit erst anfangen.

Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Professor. Ich war mir weiter unsicher, was ich von der Sache halten sollte.

Zweifelnd stand ich vor der geschlossenen Tür und musste erst tief durchatmen, bevor ich mich dazu durchringen konnte, anzuklopfen.

HurricaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt