Zuerst begaben wir uns zur Bar. „Was willst du trinken?", fragte Jona und bestellte sich selbst ein Bier.
„Irgendwas Hochprozentiges", antwortete ich, woraufhin Jona einen Whiskey orderte. Er schmeckte fürchterlich, was bestimmt daran lag, dass es mein erster war und ich ihn in einem Schluck runterspülte.
Danach holte ich mir auch ein Bier und Jona und ich stellten uns etwas abseits der Tanzfläche an einen Tisch. „Wo hast du Juri kennengelernt?", fragte er mich über die Musik hinweg.
„In dem Buchladen, in dem er arbeitete." Jona nickte und grinste. „Das war ja klar. Juri, war nie der Partygänger... Tanzt du?", fragte er als Nächstes. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
Tatsächlich hatten wir in der kurzen Zeit, die wir zusammen gewesen waren, einen Tanzkurs besucht. Kurs ist vielleicht zu viel gesagt, denn wir hatten bereits nach der ersten Stunde hingeworfen. Die Tanzlehrerin hatte uns zwei Frauen zugewiesen und uns gesagt, wir müssten einen Aufschlag zahlen, da wir ohne Partner gekommen wären.
Dann hatten wir ihr erklärt, dass wir aber miteinander tanzen wollten, was zu Unverständnis ihrerseits geführt hatte. Als sie dann noch gesagt hatte, dass wir uns dann aber entscheiden müssten, wer die Frau und wer der Mann sei, war es bei uns vorbei.
Natürlich wollte sie nur, dass wir uns entschieden, wer führte, aber die Art, wie sie es gesagt hatte, hatte es uns unmöglich gemacht, auch nur eine weitere Stunde ihren Kurs zu besuchen.
„Ich kann dir ein paar Schritte zeigen?", bot Jona an. „Ne, lass mal. Sieht nicht so aus, als wären die scharf darauf, hier zwei Typen miteinander tanzen zu sehen... Aber tu dir keinen Zwang an." Ich machte eine Handbewegung Richtung Tanzfläche, aber bemerkte, wie er zögerte.
Doch anstatt tanzen zu gehen, holte er das nächste Getränk und ich wusste plötzlich, warum die Menschen glauben ihren Schmerz im Alkohol ertränken zu können. Ich fühlte mich wie betäubt und mit mir der Schmerz.
Später am Abend, als wir beide schon einen gewissen Pegel erreicht hatten, verschlug es Jona doch auf die Tanzfläche. Er tanzte mit der ein oder anderen Frau und ich bemerkte, wie die Eifersucht Besitz von mir ergriff.
Ich wollte nicht, dass jemand anderes diesen Körper, der mir gehörte, anfasste. Ihn vielleicht beschädigte oder beschmutzte. Als Jona Richtung Toilette verschwand, fing ich ihn ab und zog ihn hinter mir her nach draußen.
„Hey, was ist los? Willst du gehen?", fragte er. Doch ich drückte ihn an die Holzverkleidung eines alten Schuppens und presste meine Lippen auf seine. Meine Zunge schob ich fordernd in seinen Mund und als er in meinen keuchte, ermutigte es mich nur dazu, den Kuss zu intensivieren.
Ich vergrub meine Finger in seinen Haaren, zog seinen Kopf etwas nach hinten und verteilte Küsse auf seinem Hals, bis ich mich schließlich wieder seinen Lippen zuwandte.
Das, was am liebsten meine Lippen verlassen hätte – ein Juri – blieb unausgesprochen, doch schwirrte es allgegenwärtig durch meine Gedanken.
Langsam ließ ich eine Hand abwärts wandern, öffnete den obersten Knopf seiner Hose und ließ meine Hand hineingleiten, um sich der zarten Haut, die dort verborgen lag, zu widmen.
„Nein, was tust du da?", fragte der Blonde und hielt meine Hand am Gelenk fest umschlossen. „Das, was wir beide wollen." Er sah mich an. Ich sah es in seinen rot unterlaufenden Augen. Er war genauso verloren wie ich. „Nicht hier", sagte er und so rannten wir den ganzen Weg zurück zum Ferienhaus.
Es lag im Dunkeln, das sahen wir schon von weitem. Henry und Rose waren bereits in ihrem Schlafzimmer im Erdgeschoss verschwunden und wir schlichen uns nun, wahrscheinlich viel zu laut, nach oben in mein Zimmer.
Ich verriegelte die Tür und sofort wanderten die Hände des Blonden in meinen Nacken und zogen mich zu sich heran. Sein Kuss war voller Verlangen und wurde nur unterbrochen, als wir unsere Oberteile abstreiften.
Ich machte weiter mit seiner Hose und als schließlich unsere beiden fielen, erkannte ich erleichtert, dass alles so war, wie es das letzte Mal war, als ich Juri geliebt hatte.
Ich umschloss seine weiche Haut mit meinen Fingern und spürte, wie er schnell unter meiner Berührung größer wurde. Für den Blonden war mein Körper neu, aber seinen kannte ich nur zu gut.
Ich drückte ihn aufs Bett und küsste mich seinen Oberkörper entlang bis zur V-Linie und dann weiter abwärts, wo ich ihn mit meinem Mund verwöhnte. Er gab genau die Laute von sich, die ich hören wollte.
Wir wechselten die Position und auch wenn ich darauf aus war, alles zu verdrängen, bemerkte ich einen Unterschied. Juris Liebkosung waren immer der Inbegriff von Sinnlichkeit gewesen, der Blonde zwischen meinen Beinen war ungezähmter, wilder, aber ich würde ihn bändigen.
Als wir miteinander verschmolzen, zog ich ihn näher zu mir und umklammerte ihn. „Sag, dass du mich liebst", sprach ich direkt an sein Ohr. Ich musste die Aufforderung dreimal wiederholen, bis er es tat. „Ich liebe dich", hauchte er.
„Ich liebe dich auch, Juri."
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Und dann kamst du
Romance„Trauer kommt in Wellen und manchmal sind sie so hoch, dass sie alle anderen mit unter sich begraben. Liebe hingegen ist allgegenwärtig und sie trotzt auch so manchem Sturm mit hohem Seegang." Oscars Welt bricht zusammen, als sein Freund Juri überra...