Der Mann, der vor der Tür stand, hörte die Stimmen des Prinzen und der Königin.
„...und einer Hochzeit nichts im Weg. Es wird Zeit, mein Sohn."
„Wie du wünschst, Mutter."
Er wird heiraten? Eine Enge schnürte seine Brust zu. Nein. Schnell schwamm er davon, versuchte seinen Atem wiederzufinden. Das lasse ich nicht zu.
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Nero schwamm in sein Zimmer, ein Schatten lag über seinem Herzen. Er hatte seiner Mutter nicht widersprochen, denn der Schock saß zu tief. Ich will niemand anderem außer ihm. Seine Mutter hatte ihn missverstanden, also musste er dies klären.
Leider waren seine Eltern die nächsten Tage außer Haus, um ihren königlichen Pflichten nachzukommen. Nero erledigte seine Aufgaben gewissenhaft, bildete sich weiter und trainierte mit dem Schwert. Jeden Tag schaute er sehnsüchtig zum Balkon, doch es kam keine Nachricht. Hat er mich fallen gelassen? Wo war der Meermann, der sein Herz geraubt hatte?
Dann war der Tag gekommen, an dem zahlreiche Damen im Palast eintrafen. Sie trugen alle anmutige Gewänder und hatte sich für den Prinzen schöngemacht, waren aufgeregt. Nero erledigte seine Pflicht, leistete jeder Gesellschaft und unterhielt sich mit ihnen, doch seine Gedanken waren weit fort. Sie waren bei seinem Meermann, mit der sinnlichen, tiefen Stimme und den süßen Lippen.
Er hatte zahlreiche Male nachts von ihm geträumt, war erregt erwacht. Doch nicht nur seine Vorderseite war es gewesen, auch seine Rückseite pulsierte er, die er mit seinen Fingern erweckt hatte.
„Prinz Nero?", fragte ein liebliche Stimme und er schaute zu er Meerjungfrau vor ihm, die ihn schüchtern ansah.
„Oh entschuldigt mich, ich war kurz in Gedanken", sagte er mit einem leichten Lächeln.
„Das habe ich bemerkt. Euer Gesicht sah für den Moment wirklich glücklich aus. An wen habt ihr denn gedacht? Vielleicht eine Person, die euch wichtig ist?", fragte sie mit einem Lächeln.
Damit hatte Dalia den Prinzen erwischt und er sagte nur: „Ja, sie ist mir wirklich wichtig." Dabei schlich sich das verräterische Strahlen in seine Augen.
Die Dame wusste in diesem Moment, dass sie keine Chance hatte, denn sein Herz war bereits vergeben. Dennoch würde sie seine Gesellschaft genießen. „Erzählt mir doch von ihr", sagte und lächelte zurück, strich über dessen Arm als ermutigende Geste.
Nero lächelte erneut und erzählte es ihr, denn er hatte das Gefühl es ihr anvertrauen zu können, wenn er jedoch viele Dinge ausließ.
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Er stand an der Wand, erfüllte seine Pflicht. Seine Augen ruhten nur auf dem Mann, den er zu beschützen geschworen hatte. So lange hatte er das getan, doch dieser Moment war der grausamste seines Lebens, denn er sah ein Lachen in dessen Gesicht und Augen und es war nicht an ihn gerichtet.
Das Lied, das er im Hof gesungen hatte, war an ihn gerichtet gewesen, das wusste er. Also hatte er sich entschlossen, seinen Mut zusammenzunehmen und ihm aufzusuchen, sich ihm zu offenbaren. Doch dann hatte er das Gespräch zwischen ihm und dem Königspaar gehört und der Mut hatte ihn verlassen.
Nun war er hier, sah, wie der Mann seines Herzens eine andere Frau anlachte und mit ihr sprach. Wie das Strahlen ihr galt, wie sie mit der Hand liebevoll den Arm berührte, den niemand außer ihm berühren sollte.
Ich bin zu spät, ich habe zu lange gewartet. Er war nach der gemeinsamen Zeit, für einige Tage abberufen worden und erst nach Tagen zurückgekehrt. Die Dunkelheit breitete sich in ihm aus. Nein, ich werde ihn nicht gehen lassen.
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Nero hatte sich lange mit Dalia unterhalten und sie hatten viele Gemeinsamkeiten gefunden. Eine Freundschaft war aufgeblüht, die er pflegen wollte, denn Dalia war ehrlich und hielt sich nicht zurück. Sie versteht mich und ermutigt mich.
Nachdenklich schwamm er in sein Zimmer, um das Gewand abzulegen, das er trug, und etwas Bequemeres anzuziehen.
Ein Klacken ließ ihn zusammenzucken und er schaute zur Tür. Dort sah er eine Palastwache stehen. Er hatte schwarzes Haar, das ihm ins Gesicht fiel und grüne Augen. Traurigkeit stieg in Nero aus, denn er erinnerte ihn an die Person, die damals für ihn gestorben war.
„Habt Ihr mir etwas mitzuteilen? Was ist der Grund, dass Ihr in meine Privatgemächer eindringt?", fragte er diesen und es war der Moment, in dem er stutzig wurde. Niemand darf diese betreten und er hat nicht geklopft, er ist einfach hereingekommen.
Sofort nahm er eine abwehrende Haltung ein. Er hatte diese Wache so oft gesehen, doch er hatte nie mit ihm gesprochen. Wer ist das und warum ist er in meinem Schlafzimmer?
Die Wache schwamm auf ihn zu, Nero wich zurück. Er würde sich wehren, wenn es notwendig war, denn er war kein leichtes Opfer. Seit diesem Tag hatte er trainiert, würde nicht zulassen, dass wieder jemand für ihn starb.
„Ich bin hier, um Euch zu entführen."
Nero hielt inne. Die Stimme ging ihm durch Knochen und Mark. Erschütterte ihn. Seine Augen wanderten über dessen Silhouette. Er hatte eine lange Schwanzflosse in den Farben Lila, Grün und Schwarz, die in einen muskulösen Oberkörper ging, der mit einem Lederoberteil und Metallprotektoren bedeckt waren. Eine Schwert war auf seinem Rücken geschnallt, dass er nun abnahm und zu Boden legte. Er hatte muskulöse, definierte Arme und ein hartes Kinn. Sein Gesichtszüge waren nicht weich und freundlich wie es Neros waren. Doch am eingehendsten waren diese Augen. Grüne Augen, die sich in sein Gedächtnis brannten.
Bevor er es bemerkte, war dieser Meermann direkt vor ihm, legte eine Hand an sein Gesicht und strich seine Wange entlang. „Ich bin hier, um Euch der Dame wegzunehmen, die ihr heiraten sollt", ertönte die Stimme des Mannes, der sein Herz geraubt hatte. Nero wollte antworten, doch er war überfordert. Wovon redet er?
Die Hand fuhr zu seinem Nacken und zog ihn nach vorne, wo ihn warme Lippen empfingen. Mit einem Seufzen schloss er die Augen und ließ den Mann ein. Endlich erhielt er das, wonach er sich so sehr sehnte.
Sein Gewand wurde ihm ausgezogen und auch der Unbekannte entkleidete sich, betrachtete ihn mit glühenden Augen. Kurz darauf spürte er sein Bett im Rücken. Sie lagen darauf, ihre Schwanzflossen ineinander verschlungen.
Keuchend löste sich Nero und strich dem Meermann das Haar aus dem Gesicht. „Nenn mir deinen Namen", flüsterte er. Für einen Moment sah er Unsicherheit in dessen Augen.
„Hast du mich vergessen?"
Vergessen. Die grünen Augen bohrten sich in seine Seele und eine lange vergrabene Erinnerung drang an die Oberfläche. Die Erinnerung an den schlimmsten Tag seines Lebens. Seine Augen wanderten nach unten, zu dem nackten Bauch. Dort prangte eine lange zackenförmige Narbe. „Kanja", entkam es Neros Mund und er schaute ihn fassungslos an. „Du lebst?"
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Symphonie des Meeres
Short StoryEinst waren Kanja und Nero unzertrennlich. Gemeinsam sind die beiden Meerjungen durch die Riffe des Königreiches geschwommen. Eines Tages wird der kleine Prinz jedoch angegriffen und verliert mit seinem besten Freund auch sein Strahlen. Jahre später...