VIER

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•Jassim•

Grüne Augen!
Verdammte grüne Augen.
Sie hatte verdammt nochmal grüne Augen.
Die selben grünen Augen wie gestern, nur noch intensiever.
Und nicht nur die Augen waren die selben, sondern die ganze Person und sie hatte mich grad vor der gesammten Schule blamiert. Das würde Rache geben, aber so was von!

"Das war dein Geistermädchen, was?", fragte Thom grinsend und legte mir seinen Arm um die Schulter. Ich hatte ihm von meiner gestrigen Begegnung erzählt. Daher wusste er Bescheid. "Ja", brummte ich, ohne ihn an zu sehen, denn mein Blick war immer noch auf die Tür gerichtet, durch die sie gerade verschwunden war. "Anscheinend ist sie von dir nicht so begeistert, wie du von ihr." Ich schnaubte nur.

"Wetten, sie ist irgend so eine Austauschschülerin? Denn mit Amélie hängt niemand freiwillig ab." Woher er ihren Namen wusste, war mir ein Rätsel, aber Thom und Namen waren sowieso ein Phänomen für sich. Sobald er den Namen von einer Person einmal wusste, konnte er sich den für den Rest seines Lebens merken. Und wieso Amélie zu den grössten Aussenseiter dieser Schule gehörte, war mir ebenfalls ein Rätsel. Ich hatte bisher noch keinen Grund dafür gefunden und hatte mir tatsächlich schon öfter überlegt, mich einfach neben sie zu setzten, hatte es dann aber doch nie gemacht. Hauptsächlich, weil ich dadurch meinen Ruff verloren hätte, was zugegebenermassen ziemlich feige von mir war, andererseits war ich mir auch sehr sicher, dass sie das nicht gewollt hätte. Es hätte ziemlich viel Aufmerksamkeit auf sie gezogen und die Gerüchteküche wäre übergequollen und sie war eindeutig nicht die Person, die gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.

"Mmhm", bestätigte ich Thoms Vermutung, "sie ist Deutsche." Jedenfalls wenn man ihrem Akzent vertrauen konnte. Dieser war eindeutig deutsch, denn ihre Aussprache hörte sich ziemlich so an, wie die von meiner Mutter und da sie Deutsche war, liess sich daraus leicht schliessen, dass dieses Geistermädchen auch aus Deutschland war.

"Sie kriegt das zurück", zischte ich und knallte mein Tablet mit dem Essen drauf auf unseren Tisch, "Doppelt und dreifach!" Ich wusste nicht genau wieso, aber meine Laune war plötzlich wieder ziemlich mies, was auch dazu führte, dass meine Wut auf sie wieder heftiger wurde. Denn weg war sie nie. Dafür hatte sie mein Ego zu sehr gekränkt. "Okay", meinte Thom nur, "Was wirst du machen?" Nachdenklich starrte ich auf die Spaghettis auf meinem Teller, aber so auf die Schnelle fiel mir nichts ein. "Weiss noch nicht. Wahrscheinlich warte ich noch ein bisschen, bis ich mehr über sie weiss, und mache sie dann so richtig fertig." Vermutlich wäre es so wirklich am schlausten, aber alles in mir schrie nach sofortiger Rache. Also konnte es gut möglich sein, dass ich, wenn ich ihr das nächste Mal über den Wag laufe, für nichts garantieren kann. Mein Kumpel nickte einverstanden: "Ich halte meine Ohren offen." Das war einen von vielen Gründen, warum ich ihn so sehr liebte. Er schenkte mir seine bedingungslose Unterstützung und stand mir immer bei, ganz egal, was ich für einen Mist durchziehen will. Aber fairer Weise musste man auch sagen, dass ich für ihn genau das gleiche tun würde. Ich würde für ihn töten, wenn es darauf ankam. Ohne ihn wäre ich komplett aufgeschmissen.

Nach der Mittagspause war unsere gemeinsame Zeit für den restlichen Schultag vorbei, da Thom, im Gegensatz zu mir, nun mal zu den schlausten Menschen dieser Welt gehörte und wir daher die meisten Kurse nicht zusammen hatten. Dies führte dazu, dass meine eh schon miese Laune noch mieser wurde und dass die erste Lektion an diesem Nachmittag Mathematik war, hatte zu Folge, dass meine Laune erst recht in dem Keller sank.

Ich schlenderte mit gesenktem Kopf ins Schulzimmer und lies mich in der hintersten Reihe auf meinen standard Platz fallen. Da ich keine Lust hatte, mich mit jemandem zu unterhalten, zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und beschäftigte mich damit, in der Hoffnung, damit jeden von der Idee abzubringen, sich mit mir unterhalten zu wollen. Dass ich damit gegen die Hausordnung verstiess, war mir scheiss egal. Sollte ich schon am ersten Schultag nachsitzen müssen, wäre das mein neuer Rekord. Immerhin etwas, worüber ich mich freuen konnte, dachte ich bitter, ein neuer Rekord ist immer gut.

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