Kapitel Einunddreißig: die gute Fee

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F A I T H

Der himmlische Duft von Hails Leckereien strömt durch meine Sinne, sodass mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Mein Magen knurrt und will etwas von diesen Köstlichkeiten abbekommen. Ein Blick auf die Uhr bestätigt mir auch, dass es Zeit für mich ist etwas zu essen.

Plötzlich klingelt mein Smartphone und überrascht weiten sich meine Augen, als ich erkenne, wer mich gerade anruft.

»Mama?«, nehme ich den Anruf entgegen.

»Faith, mein Schatz. Wie geht es dir? Ich dachte mir, ich rufe dich mal an. Wir haben seit Wochen nichts mehr voneinander gehört.«

Den Vorwurf kann ich heraushören. Aber ich hatte nicht den Kopf dafür, mit ihr zu telefonieren. Es ist so viel passiert, dass ich es schlichtweg vergessen habe. Es wäre anders gewesen, wenn sie bei mir wäre. Dann hätte ich nicht lange überlegt und sie um Rat gefragt.

»Tut mir leid, Mom. Ich hatte viel zu tun. Wo bist du gerade?«

»Ich bin in Asien unterwegs. Mein Plan ist es, in zwei Monaten wieder zu Hause zu sein. Ich habe dich vermisst, Faith.«

Ich vermisse sie ebenfalls. Mehr als sie glauben mag. Vor allem jetzt. Mir fehlen ihre Ratschläge, die sie mir als Teenager gegeben hat. Mir fehlt die Umarmung, die mich für einen kurzen Augenblick alles vergessen lassen hat und mir fehlt meine Mutter, die mich lesen kann wie ein Buch.

»Das wäre schön, Mom. Ich würde mich sehr über deinen Besuch freuen.«

»Was ist los, mein Schatz? Du hörst dich bedrückt an.«

Ein trauriges Lächeln erscheint auf meinen Lippen. Auch über eine große Entfernung spürt meine Mom, dass es mir nicht gut geht. Trotzdem will ich ihr nichts preisgeben. Sie soll ihre Reise genießen. Sobald sie wieder bei mir ist, werden wir uns hinsetzen und miteinander reden. Dann darf sie mich gerne tadeln und sagen, wie schlimm ich es verbockt habe.

»Ach nichts. Ich bin nur durch die Arbeit gestresst, das ist alles. Ich muss auch los, Mom. Wir hören uns in einigen Tagen wieder.«

»Das hoffe ich doch. Mir fehlen unsere Telefonate, mein Schatz.«

Mir ebenfalls, Mom. Ich werde versuchen, mich wieder häufiger bei ihr zu melden. Das tut uns beiden gut.

»Hab dich lieb, Mom.«

»Ich dich auch, Schatz.«

Tief atme ich durch und lege mein Handy auf die Theke. Ich muss mich um unsere Kunden kümmern, bevor ich eine kleine Pause machen kann. Das Telefonat mit meiner Mutter hat mich ein wenig trübselig gemacht. Ich versuche die Emotionen beiseite zu schieben und mache mich an die Arbeit.

Zum Glück ist die erste Welle vorüber, weshalb es nicht mehr lange dauern wird, bis ich eine kleine Pause einlegen kann. Aber dieser Alltag oder Berufsstress hat schon etwas Positives. Ich denke nicht ganz so oft an Heath, auch wenn es in der Nacht anders ist. Seit einigen Wochen habe ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Er hat sich komplett zurückgezogen und arbeitet hauptsächlich in der Werkstatt. Mein Verstand, Herz, wie auch mein ganzer Körper verlangen nach ihm.

Mir fehlen unsere Gespräche über Gott und die Welt, während er mich mit diesem Blick ansieht und mir ein Gefühl gibt, dass ich niemals bisher gespürt habe. Mir fehlt unser Schlagabtausch, bevor wir in Gelächter ausbrechen, bis uns der Bauch wehtut. Aber am meisten fehlt mir, seine Anwesenheit, die mich in Watte einpackt. Die mir das Gefühl gibt, dass ich niemals auf den Boden fallen werde, weil er da ist und mich auffangen wird.

Aber darauf kann ich lange warten, weil ich dieses Mal standhaft  bleibe und ihm die Zeit gebe, die er für sich benötigt.

Hunter kommt ab und an vorbei und erzählt mir ein wenig darüber. Er geht aber nicht ganz darauf ein, weil ich ihn darum gebeten habe. Heath sollte es mir selbst erzählen, sobald er denkt, dass es Zeit ist nochmals von vorn zu beginnen. Ich war trotzdem froh, als ich gehört habe, dass er sich einen Psychologen gesucht hat, um auch seine Vergangenheit in Boston zu verarbeiten.

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