Kapitel 18- Dafür ist es schon viel zu spät.

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Amelia

Mit einem brummenden Schädel wache ich auf. Schon wieder? Ernsthaft? Wo bin ich überhaupt?

Ich sehe mich um und erkenne ein unbekanntes Zimmer, jedoch hängen Bilder an der Wand. Ich bin in Zanders Zimmer. Erleichtert atme ich auf und steige aus dem Bett. Auf dem Nachttisch steht noch Wasser, deshalb trinke ich dieses schnell in einem Zug.

Ich kann mich an nicht vieles erinnern. Aber es ist immernoch mein Geburtstag. Ich meine, wir haben ja reingefeiert. Ich hatte einen Streit mit Giordan und danach habe ich getrunken. Das ist alles, was ich noch weiß.

Ich gehe die Treppe nach unten und auf den Weg liegen viele rote Becher.

Der ersten Person, der ich begegne, ist Johnson, welcher mit einem Icepack am Kopf im Türrahmen zur Küche steht. ,,Was ist den mit dir passiert?" frage ich belustigt. ,,Ich bin gestern betrunken vom Bett gefallen." beschwert er sich und ich lache.

,,Ihr beiden könntet ruhig mal aufräumen helfen!" beschwert sich Zander vom Küchentresen aus, während er rote Becher in einen Plastiksack wirft.

Ich drehe mich zu ihm und sehe auch Liam, Lara und Jack in der Küche herumschlurfen, während sie aufräumen.

,,Natürlich." sage ich lächelnd und schnappe mir einen Sack. Dann gehe ich nach draußen, wo Hannah und Giordan Bierflaschen einsammeln.

,,Morgen." gähne ich und Hannah sieht mich belustigt an. ,,Es ist schon 14 Uhr." lacht sie und ich schaue geschockt. Wie lang habe ich bitte geschlafen?

Ich schaue zu Giordan und er blickt mich bereits an.
Wir haben immernoch Streit. Er ist immernoch sauer auf mich. Warscheinlich hat er gestern eh schon wieder mit einem neuen Mädchen rumgemacht.

Ich schüttele meinen Kopf und beginne, den Müll einzusammeln.

Nachdem wir endlich fertig geworden sind, sammeln wir uns in der Küche, denn ich darf meine Geschenke aufmachen.

Von Hannah habe ich eine Jeans bekommen. Sie hat die gleiche und ich fand die so toll, dass sie mir die nun auch gekauft hat. Liam, Lara, Johnson und Jack haben ihr Geld zusammengelegt und mir einen riesen Gutschein für eine Blumenzentrale gekauft. Davon kann ich mir neue Pflanzen holen!

Zander reicht mir sein Geschenk und ich lächele ihn an. Darin befindet sich ein selbstgemachtes Fotoalbum mit ganz vielen Bildern von unserer Gruppe. Ich lächele, als ich es durchblättere.

,,Dankeschön." sage ich den Tränen nahe und umarme ihn.

,,Giordan was hast du ihr gekauft?" fragt Hannah ihn nun interessiert und ich blicke ihn an. ,,Ich habs vergessen, sorry." sagt er und räuspert sich.

Ein Stich versetzt sich in mein Herz. Ich hatte nichts erwartet, aber es verletzt mich. Bedeute ich ihm so wenig?

***

Eine Zeit hängen wir noch zusammen ab, bevor ich mich dann auf den Heimweg mache. Das war der schönste und gleichzeitig schrecklichste Geburtstag meines Lebens.

Ich mache mir gerade ein Sandwich, als es an der Tür klingelt. Ich gehe hin und öffne sie.

Giordan steht vor mir.

,,Hey." sagt er und ich blicke ihn an. ,,Hey." sage ich und lange Zeit sagt niemand etwas.

,,Was ist los?" frage ich ihn dann. ,,Kann ich reinkommen?" frägt er mich und ich nicke. Dann trete ich beiseite und er tritt ein.

Wir gehen in die Küche und ich blicke ihn erwartungsvoll an. ,,An was erinnerst du dich von gestern?" frägt er und ich schaue ihn verwundert an. ,,Nicht viel. Warum? Ist was passiert?" frage ich und er zuckt mit den Schultern.

,,Ich habe dir versprochen, wir reden, wenn du wieder nüchtern bist." sagt er und ich denke nach.

Vage kann ich mich wieder daran erinnern. ,,Na dann rede." sage ich und er bringt mich zum Sofa, damit wir uns setzen können.

,,Es tut mir Leid, dass ich so ausgetickt bin. Ich rede einfach nicht gerne darüber. Aber mir ist klar geworden, dass ich dich nicht ausschließen kann." sagt er und ich nicke. ,,Worüber redest du nicht gerne?" frage ich.

,,Es war vor zwei Jahren. Ich war 16 und habe in der Schule ein Mädchen kennengelernt. Ihr Name war Rachel. Sie war so ziemlich alles, wovon ich geträumt hatte. Sie war wunderschön, hatte ein bezauberndes Lächeln und immer wenn sie bei mir war, machte mein Herz einen Satz." beginnt er und ich höre ihm gebannt zu.

,,Nach einiger Zeit kamen wir zusammen und mein Leben war einfach perfekt. Ich war verdammt nochmal glücklich. Doch was ich nicht wusste, Rachel hatte starke Depressionen. Mir wurde das erst klar, als ich zu tief mit ihr verstrickt war. Nach einiger Zeit bemerkte ich, wie sie sich verändert hat. Sie wurde dünner und lachte nicht mehr. Ich habe sie immer wieder gefragt, was los sei, doch sie wollte sich mir nicht öffnen. Die Geheimnisse wurden immer schlimmer und ich merkte, dass ich so nicht mehr weiter machen konnte." sagt er und seine Stimme bricht.

Ich nehme seine Hand und er lächelt mich traurig an.

,,Ich beschloss, mich von ihr zu trennen, da sie mir nicht mehr gut tat. Ich musste mir ständig Sorgen machen, während sie mir nicht sagte, was los sei. Dass sie Depressionen hatte, habe ich dann irgendwann von ihrer Schwester erfahren. Diese hat mich darum gebeten, mich nicht von ihr zu trennen, da sie dies nicht überleben würde. Ich habe es für Rachel getan, doch es nahm ein Ausmaß an, dass es einfach nicht mehr ging. Sie begann zu trinken und mich zu schlagen. Ich wollte mich nicht wehren, da ich wusste, dass sie zu schwach ist und dass es nur mit ihren Depressionen zusammenhängt. Irgendwann habe ich mich dann endgültig getrennt. Aber da begann erst der richtige Terror." erzählt er weiter und ich bin geschockt.

,,Sie begann mich zu erpressen, mir zu sagen, dass die sich umbringen wird, wenn ich nicht zu ihr zurückkehre. Sie erzählte ihrer Familie, was für ein schrecklicher Mensch ich wäre und dass ich sie geschlagen und betrogen hätte. Das Mädchen in welches ich mich verliebt habe, ist einfach unerkennbar geworden. Das ganze ist mit ihrem Selbstmordversuch geendet." sagt er und ich komme nicht mehr darauf klar. Fassungslos schüttele ich den Kopf.

,,Sie nahm Tabletten, wurde aber rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht. Seitdem ist sie in einer Klinik für psychisch Gestörte. Ihre Familie gibt mir die Schuld." sagt er und ich umfasse seine Hände.

,,Es ist nicht deine Schuld." flüstere ich mit Tränen in die Augen und blicke ihm in seine glasigen Augen. Dann klettere ich auf seinen Schoß und umarme ihn fest. Er umarmt mich sofort zurück und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge.

,,Ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist. Aber ich wollte verhindern, dass sowas jemals wieder passiert. Deshalb wollte ich keinem Mädchen mehr so Nahe kommen und erst Recht keiner aus der Schule." erklärt er mir und ich nicke traurig.

Ich sollte mir keine Hoffnungen machen.

,,Das Mädchen, das dich vor mir gewarnt hat, ist ihre große Schwester. Sie hasst mich bis heute abgrundtief." sagt er und ich atme tief durch.

Eine Weil bleiben wir Arm in Arm so sitzen, bis er sich irgendwann leicht löst.

,,Ich habe dein Geschenk nicht vergessen. Ich wollte es dir nur geben, nachdem wir uns wieder vertragen haben." sagt er und mir wird warm ums Herz.

Er holt eine kleine Box heraus und reicht sie mir. ,,Ich hoffe sie gefällt dir." sagt er und ich lächele.

Ich öffne sie und darin befindet sich eine Kette mit einem kleinen Baumanhänger. ,,Sie ist wunderschön." sage ich und er lächelt. ,,Dankeschön." sage ich und gehe zum Spiegel, um sie dranzumachen.

Er taucht hinter mir auf und nimmt sie mir ab, damit er sie mir umlegen kann. Er legt mir die Kette an und streicht dann mit seinen Fingern über meinen Nacken und meine Schulter, bevor er mich umdreht.

Sein Gesicht ist meinem Nahe. ,,Ich dachte du möchtest niemandem mehr zu Nahe kommen?" flüstere ich und er lächelt.

,,Dafür ist es schon viel zu spät." sagt er, bevor er seine Lippen auf meine legt.

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Vermutlich werden in nächster Zeit nicht regelmäßig neue Kapitel kommen, da ich jetzt in der Abihochphase bin und Prüfungen schreibe!

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