Das Jahr in dem mein Herz versagte

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In diesem einen Jahr gab es einfach zu viele Ereignisse, die sowohl negativ, als auch positiv waren.
Nur eins waren sie nicht: normal.

Das Jahr entwickelte sich von einem Hoffnungsschimmer in einen grausigen Albtraum.

Dieses eine Jahr verlief zwischen normal/durchschnittlich und langweilig bis albtraumhaft.

Doch im April verstarb zuerst mein Hund.
Er war 10 Jahre alt und hatte einen Tumor im Kiefer/Lefzenbereich.
Inoperable, weil es zu spät entdeckt wurde.
Zuerst hatte er noch eine normale Statur, doch nach und nach..
Er magerte immer weiter ab, nach recht kurzer Zeit sah man wie eingefallen er war, seine Knochen wurden immer sichtbarer.
Doch noch immer sah man einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen, in seinem Wesen.
Die Freude, die er ausstrahlte, hätte ganze Sterne erstrahlen lassen.
Er freute sich stets mich zu sehen, war sehr aufgeregt und überschüttete mich immer mit seiner ganzen Liebe.
Jedes verdammte mal zeriss es mir das Herz ihn wieder verlassen zu müssen, nachdem ich ihn besuchen kam und Zeit mit ihm verbrachte.
Neue und alte Abenteuer mit ihm erlebte.
Jedes Mal wünschte ich mir, ich könnte ihn einfach mit nach Hause nehmen, doch wir hatten keinen Platz und keine Erlaubnis zur Haltung eines großen Hundes.
Mein Wunsch und meine Vorstellung: eines Tages für ihn sorgen können mit Haus und Hof oder EG-Wohnung mit großem Garten, ihn mit nach Hause nehmen und ihn nicht jedes Mal zurücklassen zu müssen.
Was kann ich nun knicken?
Genau das.
Mein Hund ist tot.
Und nun?
Jetzt habe ich keine Bestrebung/keinen Sinn mehr, auf den ich hinarbeiten kann.
Was soll ich überhaupt noch mit meinem Leben anfangen?
Er hätte doch noch lange leben sollen und jetzt ist er fort und hinterlässt eine riesige innere Leere in mir.
Ich empfinde kaum noch ehrliche Freude für Dinge und Erlebnisse, die ich früher geliebt hatte.
Ich treffe mich mit Freunden, die mir etwas bedeuten, und fühle nichts mehr.
Nichts echtes.
Ich bin innerlich leer.
Ich muss mich verstellen, um nicht Gefahr zu laufen, dass ich doch unter der Last zusammenbrechen könnte.
Doch es ist so versammt schwer.

Und doch gab es einen Lichtblick nach dieser Zeit.

Meine Katze.

Doch dieser Lichtblick wurde nach 4 Monaten zum nächsten Schrecken.
Auch sie ist viel zu jung gestorben.
Sie war 12 Jahre alt.
Meine Seelenkatze und Seelenschwester.
Wir verstanden uns auch ohne Worte.
Es war nicht immer einfach mit ihr und es gab auch Momente wo wir uns gegenseitig nicht immer leiden konnten und doch haben wir uns inständig geliebt.
Denn auch wenn es Momente oder Tage gab in denen wir nicht miteinander konnten, konnten wir auch nicht ohne einander.
War ich auch nur einen Tag von ihr getrennt, habe ich mir Sorgen um sie gemacht und wollte eigentlich wieder zurück zu ihr.
Und ich habe sie geliebt.
Abgöttisch geliebt.
Ich konnte mich bei ihr ausheulen, wir haben fast täglich miteinander gekuschelt und nachts schlief sie gerne mal an mich gekuschelt ein und drückte ihren zarten, kleinen Körper gegen mich gegen.
Meine Hand lag dann ganz gerne mal auf ihr drauf und strich ihr behutsam übers Fell.
Morgens weckte sie mich oft viel zu früh durch mauzen, auf mich rauf springen, mir vorsichtig ins Gesicht schlagen, mit ihren schnauze vor meinem Gesicht stehen und langsam den Mund öffnen (im Sinne :wenn du nicht aufstehst, beiße ich dich) oder (was ich persönlich am schlimmsten fande) auf Papier kratzen oder damit rum rascheln und spielen.
Ja, manchmal war sie ein Biest.
Aber ein Biest mit großem Herz und eine Tonne an Liebe.
Und doch gab es immer mal "Momente" oder Zeiten, in denen sie richtig eingefallen war, von einem auf den nächsten Tag.
Und nach wenigen Tagen bis eine Woche war normalerweise wieder alles gut und sie sah wieder gesund und fit aus.
Sie sah immer jünger aus, als sie tatsächlich war, denn selbst mit ihren 12 Jahren (fit und munter) sah sie immer noch wie 2 Jahre alt aus.
Kein Scherz, das meinte sogar mal die Tierärztin und jeder der sie sah, war verwundert wie jung sie doch aussah.
Doch nicht dieses mal.
Nicht in diesem August.
Sie sah bis auf die Knochen abgemagert und eingefallen aus konnte sich kaum noch bewegen.
War nur noch schlaff.
Sie sah älter aus, viel älter.
Und ihre Probleme waren größer als ihr Wille zum kämpfen.
Sie hatte keine besonders guten, sogar richtig schlechte, Blutwerte auf mehreren Ebenen.
Und die Tierärztin hat zu spät und zu langsam reagiert, als dass man es hätte richten können.
Dieses mal konnte sie ihren Kampf nicht gewinnen.
Sie hat verloren.
Eine Woche vorher waren ich mit einer Freundin mit ihr bei einem weiteren Tierarzt, zum röntgen.
Da wurde mir schon gesagt, ich solle darüber nachdenken, ob ich sie nicht besser einschläfern lassen sollte.
Doch ich sah es in ihren Augen.
Es war noch nicht so weit.
Sie wollte noch nicht gehen.
Also sind wir in eine Tierklinik gefahren.
Dort wurde ich wieder darauf angesprochen.
Und doch hat die Tierärztin einen schnellen Bluttest gemacht, um zu sehen, ob man sie noch retten könnte, ob man sie noch aufpäppeln könnte.
"Sie ist eine richtige Kämpferin", sagte sie nachdem die Ergebnisse da waren.
Wir versuchten es.
Sie haben meine Katze stationär aufgenommen.
Mehrere Tage vergingen.
Tage voller Hoffnungen und Sorgen.
Dann bekam ich einen Anruf.
Ihr Zustand hatte sich extrem verschlechtert.
Ich fuhr so schnell ich konnte zu ihr.
Was ich sah, erschreckte mich zu tiefst.
Sie war sediert, matt, und röchelte, bekam kaum Luft.
Ihre Augen waren fast tot. Verloren.
Da wusste ich es.
Es war Zeit.
Zeit sie gehen zu lassen.
Ich bekam etwas Zeit für uns alleine.
Ich streichelte sie und nahm sie auf meinen Arm.
Sagte ihr lebe wohl, auf meine Art.
Also ließ ich sie einschläfern.
Das schrecklichste, was ich bis dahin erlebt hatte.
Und doch wusste ich, dass es richtig war.
Sie bekam 2 Spritzen, und langsam verließ das Leben ihren kleinen Körper. Sie zuckte und ich erschrak, zuckte.
Doch die Tierärztin warnte mich zuvor, dass dies durchaus möglich ist.
Doch ich war an ihrer Seite.
Und sie wusste es.
Während diesem ganzen Prozess versuchte sie immer wieder ihren Kopf zu heben und mich anzusehen.
Vorher, am Anfang unserer Begegnung des Tages, und bis zum bitteren Ende.
Ich hatte auch immer das Gefühl, dass sie zum Teil, für mich, sich wieder gefangen hatte und weiter gemacht hat.
So wie ich es für sie genauso tat denn sie war auf mich angewiesen und ich auf sie.
Und doch bin ich nun alleine.
Auf mich selbst gestellt.
Ich habe nun offiziell nichts mehr.
Noch schlimmer als bei meinem Hund.
Das zog einen Teil meiner Seele mit fort.
Doch werde ich diesen Teil jemals zurück bekommen?
Werde ich jemals wieder fühlen können?
Werde ich jemals diese innere Leere überwinden?
Werde ich mein Herz wieder zusammen setzen können?
Oder wird für immer ein Teil meines Herzens und meiner Seele fehlen?
Wie mache ich weiter?
Wie komme ich mit diesem Schmerz zurecht?
Kann ich wieder leben?

Ich bin jemand, dem Menschen an sich nicht viel bedeuten, weil ich stets von Menschen enttäuscht wurde.
Aber da gibt es eine Person für die ich durchs Feuer gehen würde.
Jedes verfluchte mal und ich halte an ihr fest, denn sie hat sich ihren Platz in meinem Herzen eisern erkämpft und gibt nicht so leicht auf.

Tiere sind eine andere Liga.
Sie sind reinen Herzens und schenken uns ihre Liebe ohne Gegenleistung und ohne Verrat.
Sie wollen nur geliebt werden und werden dich nie enttäuschen.
Sobald ihre Augen mein Herz, meine Seele, berührt haben, ist es vorbei und mein Herz gibt einen weiteren Teil seiner selbst.

Zuerst mein geliebter Hund und am Ende noch meine wunderbare Katze.
Zwei Leben denen ich mein Herz verschrieb.
Zwei Leben die einen Teil meiner Seele mit in die nächste Welt nehmen werden.
Und ein zerbrochener Scherbenhaufen, wo einst mein Herz war.

Das war wirklich der traurige und schrecklichste Tag meines Lebens.

Noch heute überkommen mich Erinnerungen und ich sehe sie beide überall.
In der Wohnung kann ich kaum irgendwo hinsehen, ohne meine Katze zu sehen.
Als wäre sie noch dort.
Wenn ich neue Orte entdecken möchte, denke ich wie schön es doch mit meinem Hund wäre, diese neuen Abenteuer zu erleben.
Und dann sehe ich ihn vor meinem inneren Auge und muss mir bewusst machen, dass er tot ist, und wir keine weiteren neuen Abenteuer mehr miteinander bestreiten können.
Eines nachts habe ich sogar von meiner Katze geträumt und hatte sie in Traum streicheln können. Ich hatte sogar ihr Fell deutlich, weich und katzenhaft wie vorher, gefühlt.
Ich fühlte wie meine Hand über ihr Fell Strich und wie ihr Fell sich unter meiner Berührung anfühlte.
So wie zu ihren Lebzeiten.
So realistisch hatte ich seitdem und zuvor noch nie von ihr geträumt.
Als wäre sie noch immer hier.

Wo hört der Spaß auf?
Wo fängt das Leben an?
Oder ist es am Ende anders herum?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 28, 2023 ⏰

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