Kapitel 8

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Im Halbdunkel schleppe ich mich vom Sofa zu Bobbys Schreibtisch. Er muss hier doch irgendwo Aspirin haben. Hastig durchwühle ich Schublade für Schublade bis ich endlich fündig werde. Ich reiße mir die Schachtel unter den Nagel und schleiche mich weiter in die Küche. Keine fünf Minuten später ist die Schachtel nur noch halb so schwer und ich hoffe darauf, dass ich so das Geschrei in meinem Schädel unter Kontrolle kriege. Jetzt noch ein Bier zum Nachspülen. Gerade als ich mich vom Kühlschrank aufrichte, bemerke ich jemanden hinter der Kühlschranktür stehen.

Kurz vor dem Herzinfarkt verschärfen sich die verschwommenen Umrisse und Sam kommt zum Vorschein. Mit noch weit aufgerissenen Augen atme ich tief aus: „Ach du bist das nur." Er verschränkt die Arme vor seiner Brust und lehnt sich gegen die Küchentheke.

„Das kann man sich ja nicht mit ansehen." „Was?", frage ich reflexartig. „Das, was da so gebrochen vor mir steht und sich haufenweise Tabletten und Bier den Rachen runterschmeißt", antwortet Sam besorgt. Ich schaue an mir herunter. Sam drückt sich von der Theke weg und kommt in ein paar Schritten auf mich zu. Er greift mir unter die Arme und hievt mich zurück auf das Sofa. „Ich weiß wie du dich fühlst, Dean, glaub mir. Aber ich bin mir sicher wir werden Castiel finden und alles wird besser werden. Glaub mir."

„Das ist meine Aufgabe", gebe ich trocken von mir. „Was?", fragt nun Sam verwirrt. „Dir zu sagen, dass alles gut wird. Normalerweise bin ich derjenige, der dich anlügt damit du dich besser fühlst. Der der dich versucht aufzumuntern, obwohl die Situation aussichtslos erscheint." „Siehst du? Und bis jetzt hat es jedes Mal geklappt. Also denk positiv. Und das wichtigste: Hau dich noch ein paar Stunden aufs Ohr. Das wird das Beste sein", rät mir mein kleiner Bruder.

„Du hast ja Recht. Aber ich kann mich nicht zwingen einzuschlafen. Singst du mir was vor?", bettle ich ihn mit den mir süßmöglichsten Hundeaugen an. Das Gespräch scheint mir echt gut getan zu haben. Ich schmunzle in mich hinein. „Das will ich niemandem antun. Da könntest du genauso gut eine Kreissäge neben dein Bett stellen", scherzt Sam. „Komm schon Sammy, so schlimm kann's doch gar nicht sein", ermutige ich ihn. Jetzt wo ich mal genauer drüber nachdenke, ich habe ihn noch nie so bewusst singen gehört. „Das wird mir sicher helfen", lächle ich ihm engelsgleich entgegen.

„Da fehlen nur noch der Heiligenschein und ein weißes knappes weißes Kleidchen, dann wärst du der perfekte Klischee-Engel", lacht er nun verlegen. „Ich glaube du willst mich ablenken, was? Aus der Schlaflied-Nummer kommst du jetzt nicht mehr raus", grinse ich schelmisch. Sammy verdreht die Augen aber muss lachen: „Na dann leg dich endlich hin."

Ich lasse mich rücklinks auf die Couch fallen und ziehe geschickt dabei den alten Fransenteppich über mich. „Was will unser Kleiner denn heute hören?" „Können wir Dust In The Wind von Kansas singen? Bitte Mama", wünsche ich mir in einer kindlichen Stimmlage. „Von mir aus. Bist du auch richtig zugedeckt? Hast du überhaupt schon deine Zähne geputzt?", fragt mich Sam in einem bestimmerischem Ton. „Jahaa und jetzt fang endlich an bevor ich dir aufs Dach steige", drohe ich ihm.

„Ist ja gut. Ich mach ja schon", meint er noch und beginnt dann zu singen. Seine Stimme ist tief und beruhigend. Ich lausche genießerisch dem Klang bis er plötzlich stockt. „Wie hast du dir vorgestellt soll ich den Instrumental Teil machen?" „Klappe und einfach summen!", befehle ich. Ohne weiter zu fragen fährt er fort und ich verfalle wieder in den entspannten Zustand. Kurze Zeit später kann ich meine Gedanken nicht mehr halten und ich drifte in einen seltsamen Traum ab.

Von Dämonen und GeisterjägernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt