Kapitel 4

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Ich schalte das Fernlicht meines Babys an. Inzwischen ist es draußen schon ziemlich dunkel. Wir sind beinahe den ganzen Tag unterwegs gewesen und haben nur einmal angehalten, um uns mit Essen auszustatten und unsere Blasen zu leeren. Bald wird es Zeit ein Motel aufzusuchen und eine weitere Nacht in einem der Betten, die schon tausende Male ihre Besitzer gewechselt haben, zu überstehen. Diesmal kann ich nicht auf Castiels beruhigende Anwesenheit zählen. Er wird sich nicht mehr so schnell blicken lassen. Was er wohl so wichtiges zu tun hat, dass er nicht einmal mehr die Zeit hatte sich zu verabschieden?


Gedankenverloren biege ich auf den Parkplatz des Motels, steige aus und nehme meine Sachen aus dem Kofferraum. Sam tut es mir gleich und wir betreten das Motel, um uns ein Zimmer zu mieten.

„Ein Zimmer für eine Nacht, bitte", fordert Sam an der Rezeption, während ich mich im Raum umblicke. „Aber mit getrennten Betten!", füge ich noch schnell hinzu. Die relativ alte, füllige Frau mustert uns misstrauisch. Sie streicht sich ihre grauen, kräuseligen Haare aus dem Gesicht und dreht uns den Rücken zu. Sie reicht Sam den Zimmerschlüssel ohne uns eines weiteren Blickes zu würdigen.

Beim Hinausgehen brumme ich genervt „ Die hat wohl was gegen Schwule" vor mich hin. Warum ich das sage ist mir auch nicht ganz klar. Sam und ich sind ja nicht schwul. Wir sind beide stock hetero. Ich könnte mir gar nicht vorstellen einen Mann zu lieben oder auch nur sexuell anziehend zu finden. Schon gar nicht meinen eigenen Bruder. Bei diesem Gedanken durchfährt meinen Körper ein kurzer Anstoß von Frost und ich zittere leicht. Schnell schüttele ich den Kopf um diesen Gedanken von mir abzuwerfen. Verwundert bemerke ich, dass Sam bereits vor einer Tür stehen geblieben ist, um diese aufzuschließen. Verlegen mache ich kehrt und trotte zurück zu meinem Bruder.

„Du bist heute echt ziemlich abwesend, Dean", bemerkt Sam besorgt. „Ich bin einfach nur fertig von der letzten Woche, Sammy. Kein Grund zur Sorge. Morgen sieht die Welt sicher besser aus." Ich klopfe ihm kurz auf die Schulter, bevor wir das Motel Zimmer betreten. Es ist zugegebenermaßen nicht wirklich hübsch, aber wird seinen Zweck für diese Nacht erfüllen. Wir werfen unsere Taschen auf die Betten und Sam begibt sich noch ins Badezimmer, um zu duschen. Ich vernachlässige heute ausnahmsweise mal meine Mundhygiene und lege mich gleich schlafen.


Wie ich schnell merke ist das einfacher gesagt als getan. Als Sam frischgeduscht mit nassen Haaren aus dem Bad kommt, liege ich immer noch wach. Obwohl ich todmüde bin, schaffe ich es nicht vor 4 Uhr einzuschlafen.

Mein Schlaf ist unruhig und ich wache ungefähr jede halbe Stunde auf. Nach dem gefühlt fünfzigsten Mal drehe ich mich genervt auf die andere Seite und riskiere einen Blick auf die Leuchtziffern des Weckers.

6:24 Uhr.

Erschöpft lasse ich meinen Kopf wieder sinken. In zwei Stunden wollen wir weiter. Krampfhaft versuche ich einzuschlafen, doch es gelingt mir natürlich nicht. Mein Blick wandert zu meinem kleinen Bruder hinüber. Er scheint den besten Schlaf seit langem zu genießen. Eine Weile beobachte ich wie sich im Mondschein seine Bettdecke ruhig hebt und senkt. Müde geworden von diesem Anblick drehe ich mich wieder um. Ich versuche erneut doch noch etwas Schlaf zu erhaschen, bevor es zu Hell zum Einschlafen wird.

Mir Fallen schon die Augen zu als ich plötzlich eine leise aber doch deutliche Stimme wahrnehme. Erschrocken setzte ich mich kerzengerade in meinem Bett auf. „Castiel?", flüstere ich ungläubig in den halbdunklen Raum. Ich konnte nicht verstehen was diese Stimme, die sich verdammt nach Cas angehört hatte, gesagt hat. Angespannt sucht mein Blick das Zimmer ab. Aber ich kann weder den Engel, noch sonst jemanden entdecken.

Hat mir mein Gehirn einen Streich gespielt? Bin ich einfach zu müde? Oder fange ich jetzt womöglich auch noch an Stimmen in meinem Kopf zu hören? Ich kann es mir nicht leisten Verrückt zu werden. Ich kann Sammy doch nicht im Stich lassen. „Das war nur Einbildung. Du bist einfach zu müde", versuche ich mir selbst einzureden. Überaschenderweise funktioniert dieser Versuch sogar und ich lasse mich zurück in die Kissen fallen.

Von Dämonen und GeisterjägernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt