Kapitel 5

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Das allesübertönende schrille Klingeln des Weckers reist mich unsanft aus meinem gottseidank traumlosen Schlaf. Gestern Abend hatte ich die Befürchtung mein Alptraum könnte sich erneut wiederholen. Doch jetzt setzte ich mich in meinem Bett auf und bin erleichtert diese Nacht überstanden zu haben.


Sam ist schon dabei seine sieben Sachen zusammenzupacken und sich die Schuhe zu zubinden. Es ist doch immer wieder überraschend... ja fast erschreckend, wie verschieden wir in manchen Hinsichten sind.

Sammy ist ein richtiger Frühaufsteher, während ich lieber den Wecker nehmen und aus dem Fenster werfen würde, anstatt mich von seinem nervigen Pips Ton aus den Federn jagen zu lassen. Wer dieses grausame Folterinstrument erfunden hat, gehört meiner Meinung nach eingesperrt. Am besten in einen Raum mit hunderten solcher Nerv tötenden Dingern, die ihn jeden Morgen alle auf einmal hochkant aus dem Bett katapultieren.


Gequält drücke ich mich von der Bettkante hoch und beginne mich Abfahrtsbereit zu machen. „Und wie fühlst du dich heute Dean? ", fragt Sam mit besorgter Miene. „Ganz gut soweit. Siehst du Sammy? Ich hatte Recht. Alles ist wieder in Ordnung", lüge ich mit einem milden Lächeln auf den Lippen. Mein Bruder soll sich nicht unnötig um mich sorgen. „Na wenn du meinst. Ich finde du siehst heute fast noch schlimmer aus als gestern. Aber wenn du nicht darüber reden willst, muss ich das wohl akzeptieren." Er zuckt mit den Schultern und belässt es dann dabei, worüber ich überrascht aber auch echt dankbar bin.


Die starken Kopfschmerzen ignorierend schwinge ich mich hinters Steuer und trete gemeinsam mit Sam das letzte Stückchen Weg bis zu Bobby an. Der Highway erscheint mir endlos. Immer wieder drifte ich in negative Gedanken ab. Cas... Dad... Mum... wie viel muss ein Jäger denn ertragen können? Auch wenn ich das Jagen oft amüsant und irgendwie... befreiend finde, muss das noch lang nicht heißen, dass ich so mein ganzes, wahrscheinlich nicht sonderlich langes Leben verbringen möchte.


Manchmal überlege ich ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich früher genau so sturköpfig wie Sammy gehandelt hätte... Nein... das hätte ich Dad nicht antuen können!


Apropos Sam. „Wie geht es dir eigentlich, Sammy? ", frage ich in das viel zu stille Auto. Überrascht blickt mich mein kleiner Bruder an. „Gut, denke ich. Warum fragst du?" „Du weißt schon..." „Ach komm Dean. Fang jetzt nicht wieder von der Hölle an." Obwohl er das in einem ziemlich ernsten Tonfall sagt, muss er schmunzeln. „Ich versuche mich hier um dein Wohl zu sorgen und alles was ich zurückbekomme ist, dass ich dir offensichtlich auf die Nerven gehe", tue ich gespielt beleidigt. Sam schaut übertrieben verstört in meine Richtung, kann diesen Blick aber nicht lange halten. Er fängt laut an zu lachen. Kurz darauf muss ich auch in sein ansteckendes Gelächter einsteigen.



Ich stelle meinen Wagen zwischen den alten Schrottautos ab. In Mitten der ganzen rostigen Karren, sticht einem mein Baby förmlich ins Auge. Meine Kopfschmerzen haben sich durch die lustige Fahrt glücklicherweise stark gelindert.

Guter Dinge, was für mich eher selten war in letzter Zeit, marschiere ich neben Sam her in Richtung Bobbys Haustür. Im Takt zu Back in Black von ACϟDC klopfe ich an das harte Holz. „Ich komme sofort", dringt es durch die dünne Hauswand. Als Bobby endlich die Tür öffnet scheint er positiv überrascht, einen freudig grinsenden Winchester vor sich zu sehen.

Von Dämonen und GeisterjägernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt