freudestränen

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Am Bahnhof ist es laut, während ich da stehe und warte. Menschen laufen an mir vorbei sprechend, musikhörend, interessiert umherschauend. Mütter und Väter mit Kinder, händchenhaltende Pärchen. Nervös trete ich von einem Fuss auf den anderen, checke dauernd und unnötigerweise mein Handy. Jedes Mal wenn die blecherne Stimme eine Durchsage macht, zucke ich zusammen. Als endlich der richtige Zug angesagt wird, beginnt mein Herz zu rasen. Meine Hände werden schweissnass und die angestaute Hitze der Bahnhofshalle macht es nicht besser. Ich höre das Quietschen der Bremsen noch bevor ich den Zug sehen kann. Als er nach gefühlter Ewigkeit endlich hält und sich die Türen mit einem Zischen öffneten, begann ich vor Aufregung auf und ab zu springen wie ein kleines Kind. Bereits nach kurzer Zeit des Wartens entdecke ich sie. Zaniya  ist brauner geworden und ihre Haare etwas dunkler, soweit ich das auf die Entfernung ausmachen kann. Weiter kommen ich jedoch nicht mit meinen Gedanken, denn nun hat auch sie mich entdeckt. Sie reisst die Augen auf, sie wusste nicht dass ich kommen würde. Für einen kurzen Augenblick verlangsamt sich alles, wieder ihr so offenes und liebenswertes Gesicht zu sehen macht mich kurz konfus. Doch ich werde abgelenkt, als sie ihre Tasche und den Koffer fallen und stehen lässt und auf mich zu rennt. Ohne es zu steuern oder es zu merken, renne ich auch los. Ich glaube ich bin noch nie so schnell gerannt. Wir kommen immer näher ich Breite die Arme aus und als ich sie erreichte springt sie in meine offenen Arme. Ich drücke sie so fest und lege die ganze Trauer und alle restlichen Emotionen in diese Umarmung. Mein Körper beginnt zu beben, kurz darauf fliessen die ersten Tränen. Es waren Tränen der Freude und der Liebe. Der Liebe und Zuneigung zu diesem wundervollen Menschen. Ich habe Zaniya ganzen zwei einhalb Jahren nicht gesehen und ich hatte noch nie solche Freude empfunden, einen Menschen so in meine Arme zu schliessen, zu wissen es ist echt, nicht nur am Bildschirm. Auch ihr Körper zittert und ich drücke sie noch mehr. Ich konnte spüren wie meine Schulter nass wurde, doch es war mir egal. In den Tränen eines Freundes, eines besten Freundes würde ich  sogar ertrinken. Freiwillig.

Lila WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt