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Kühle Morgenluft strich sanft um unsere Beine, während wir unsere Sachen zusammenpackten. Briant verband seine Blattern, dann schulterten wir die Rucksäcke und gingen los. Wir überquerten kleine plätschernde Bäche, liefen ein kurzes Stück durch einen Wald, dann begann der erste Aufstieg. Schmale steinige Wege führten uns den Berg hoch. Die Sonne ging hinter den Bergen auf, bald schon begannen wir zu schwitzen, denn sie schien erbarmungslos auf uns nieder. Gegen Mittag erreichten wir den Grat. Als ich um die letzte Biegung gelaufen war und oben stand, bot sich mir ein atemberaubender Ausblick. Vor uns lag ein steiler Abstieg, der in ein grünes verzaubertes Tal führte. Auf der anderen Seite des Berges erstreckte sich ein gigantisches Panorama. Berge reihten sich aneinander, soweit das Auge reichte. Ein paar wenige Häuser, klein wie Ameisen, konnte man in der ferne erkennen und mir wurde richtig bewusst, wie weit wir entfernt waren von allem. Ich fühlte mich frei und stark, obwohl meine Füsse schmerzten und ich ganz nass war vom schwitzen. „Juhuuuuuuuuuu!", rief ich laut. Das Echo rief viele Male juhuuuuuuu zurück, wie ein Chor, der sich überall verteilt hatte. Die Anderen waren auch ganz verzaubert vom Anblick dieses wundervollen Ortes. Ash juchzte ebenfalls und wir klatschten uns ab.

Nach einer kurzen Mittagspause, setzten wir unseren Weg fort. Der Abstieg war ebenfalls anstrengend, doch wir konnten zum Glück mehrheitlich im Schatten laufen. Unten angekommen wurde der Weg breiter und wir konnten wieder nebeneinander laufen. „Wir müssten hier dann bald mal abbiegen können", meldete sich Briant. Er warf einen kurzen Blick auf die Karte, dann widmete er sich wieder seinem Gespräch mit Ash. „Irgendwie ist alles so surreal hier", fand Violet. Ich stimmte ihr zu, dann verfielen wir wieder in ein angenehmes Schweigen, alle versunken in ihren eigenen Gedanken und konzentriert auf jeden Schritt.

Bei der Abzweigung angekommen, diskutierten wir kurz, ob es wirklich wert war, soviel Zeit zu verlieren, entschieden uns aber nicht dagegen. Wir liefen durch ein schmales Tal, dann entlang eines Flusses und zu guter Letzt durch einen dunklen Wald. Die Bäume standen so dicht beieinander, dass beinahe kein Licht hindurch fiel. Als es wieder etwas heller wurde und wir schliesslich aus dem Wald waren, blieben wir alle überwältigt stehen. Briant hatte definitiv recht, dass dieser See der schönste im ganzen Land war. Das Wasser war so durchdringend türkis, das es beinahe in den Augen schmerzte. Kleine Wellen, die leicht am Ufer vor und zurück schaukelten. Daneben wuchs Schilf, welches sich sanft im Wind hin und her bewegte, als ob es dem Herzschlag der Erde versuchte zu folgen. „Wow", flüsterten wir alle leise, unfähig mehr zu sagen.

Lila WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt