Das Verschwinden

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Es war ein wunderschöner, warmer Juni-Tag. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die schreienden Stimmen meiner Eltern hörte man bis in mein Zimmer. Was ein schöner Start in den Tag...

Langsam und schlürfend stieg ich aus meinem Bett und fragte mich was jetzt wieder los war. Und was wichtiger sein kann als mein Geburtsta.. ich begriff schnell...meine große Schwester.

Auf Zehen spitzen tapste ich hinaus in den langen Gang und versuchte das Gespräch meiner Eltern nachzuvollziehen. Einzelne Puzzelteile fielen mir ins Ohr: "Sie ist seit gestern nicht mehr aufgetaucht!","Hör mir zu, sie wird wieder bettelnd nach Geld zurück kommen", "Was wenn nicht?" -Alles Klar. Dasselbe Drama wie jede Woche. Nichts Neues.

Enttäuscht und schlecht gelaunt ging ich motivationslos die Treppen hinunter, um zu frühstücken. Meine Eltern verstummten als sie mich sahen und taten so als hätten sie sich nicht gerade gegenseitig fast die Haare ausgerissen. "Guten Morgen, Schätzchen. Es gibt schlechte Neuigkeiten..."

~Ach wirklich?

"Camilla ist verschwunden." Und meine Mutter begann wieder zu schluchzen. "Liebes wir haben deinen Geburtstag natürlich nicht vergessen, aber deine Schwester ist jetzt wichtiger. Da drüben liegen deine Geschenke! Wir müssen jetzt sowieso los. Ja? Und mache keine Dummheiten!", tröstete mich mein Vater mit einem bemitleidenden Blick.

Und schon knallte die riesige Eingangstor zu. Stille. Ich bemerkte wie mein Hunger vergangen war. Ich starrte auf die 50 Geschenke all meiner Verwandten und ließ sie unberührt stehen.

Marie, unsere Angestellte ist mir die liebste Person in der Villa. Sie ist schon etwas älter, aber sie hat immer ein offenes Ohr für mich und kümmert sich gerne um mich. "Alles Gute zu deinem 18.Geburtstag! Was für ein hübsches und liebes Mädchen du geworden bist, Carla!"

Danke sagend lief ich wieder die Treppen hoch in mein Zimmer und schloss mich ein. Sofort rief ich meine beste Freundin Becky an und informierte sie über das neue Drama. Sie ist immer an meiner Seite und ich bin so froh sie als Freundin zu haben.

Becky und ich haben meinen Geburtstag am Freitag bei ihr nach der Schule gefeiert, weil ich wusste meine Eltern würden mich nicht am Wochende raus lassen. Ich wünschte wir könnten Stunden weiter teln, aber sie muss im Restaurant ihrer Eltern weiter helfen.
Ich verabschiedete mich mit Küssen übers Telefon und wir lachten und lagen kichernd auf.

Doch das Lachen hielt nicht lange an...
~Wieso muss mir Camilla immer alles versauen? Es ist so unfair! Wo zum Fick steckt sie denn schon wieder! Ich hasse es. ~

Ich blieb den ganzen Tag in meinem Zimmer, las Bücher, spielte mit meiner Katze Ricky und lernte für die letzten Tests, bevor die Sommerferien endlich beginnen würden.

Langsam wurde es dunkel und das hieß für mich, dass ich endlich hinaus kann. Ich nahm hastig meinen Dolch und steckte ihn in meine Tasche, schlüpfte in meine Turnschuhe und kletterte von meinem Balkon, entlang des dicken Stammes vom Eveu, der die ganze Wand bewuchs, hinab auf das Gras.

Ich hatte überhaupt keine Höhenangst und kletterte auch als Kind auf Bäumen und Steinen herum.

Schnell sprintete ich über die weite Wiese hinter das Gebüsch vor der hohen Gartenmauer, schlüpfte geschickt durch die zwei Löcher der Steinmauer, die von Eveu bedeckt waren und sah den glitzernden, blauen See umgeben von Wald leuchten.

Das Wasser war noch immer sehr warm von der Sonne, die jetzt schon fast untergegangen war.
Vorsichtig tauchte ich in die Tiefe des erfrischenden Gewässers und fühlte mich wie neugeboren. Ich liebte es. Ich liebte diesen Ort.

~Als Kind spielte ich hier oft mit Camilla. Ich vermisse sie...

Ich weiß nicht wie lange ich schon im Wasser war, aber die Sonne war schon längst untergegangen. Jetzt schien der Mond, mich und den See an. Den See einer alten Sage. Viele Leute sagen, dass dieser Wald, in dem der See liegt, verwunschen und verflucht sei...

Aber ich glaube nicht an so einen Unfug. Der Wald hier war bezaubernd schön und von hier aus sah ich sogar meinen Balkon und meine Zimmerlichter.

So herrlich es auch war, musste ich mich schon bald auf den Weg in die Villa machen. Doch etwas kam dazwischen...

Bitte Geduld beim Lesen! Das war nur mal der Anfang! Bitte weiterlesen!

Desaparecido (Verschwunden)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt