Die Rache

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Roman:
Ich hatte mich verlaufen. Es gab gar keine scheiß Brücke!
Diese verdammte Göre hat mich angelogen! Ich war komplett am Ende. Ich zitterte vor Wut. Ich hatte mich komplett in ihre unschuldigen Augen verfangen und nicht eine Sekunde nachgedacht.

Ich war so wütend auf mich. Ich hasste mich. Ich schlug mir selber ins Gesicht und schrie mich an.

Die Bewohner meldeten sofort den schreienden Streuner, der sich anscheinend im falschen Viertel verirrt hatte.

Denn er gehörte in die Slums. In die Teile der Stadt, wo es nur so von Banditen und Gangs wimmelte.

Er gehörte in die dreckigen Gassen der Stadt. In die dunklen und abgefuckten Wohnung mit kaputten Fenstern. Er gehörte in die ranzigen Läden, und in die dunklen Ecken der Prostituierten und der Drogendieler.

Während auf der einen Seite Menschen in riesigen Villen mit Pools und Springbrunnen lebten, genauso wie Carla, verhungerte die andere Seite.
Ja, so war die Stadt. Reich und Arm direkt nebeneinander.

Zwei Polizisten nahmen ihn mit dem Auto mit und brachten ihn wieder in sein Viertel zurück.
Er wusste, was jetzt auf ihn zu kommen würde. Denn er brauchte das Geld dringend für den Laden seines Vaters ,die gleichzeitig auch ihre Wohnung war. Außerdem brauchten seine Kumpels und er die Kohle dringend für deren Boss.

Alles nur wegen diesem verfickten Mädchen. Er hasste sie. Wieso hat sie mich angelogen? Wieso hat er sich so von ihr manipulieren lassen?
Ihm ist sowas noch nie passiert. Kein Mädchen konnte ihn so ablenken. Als er nachhause kam, schaute ihn seine Mutter besorgt und mitleidig an und wusste direkt Bescheid.

Sein Vater holte seinen Gürtel und schickte ihn in sein Zimmer.
Dieser schlug ihn seit er 12 war, bei jedem Fehler den er machte. Denn sein Vater dachte, so erzieht man starke und furchtlose Jungs.

Er musste sein Zimmer mit seinen zwei kleinen Geschwistern teilen. Seiner Schwester Maya, 10 und seinem Bruder Rico, 11. Er legte sich auf seine ranzige Matraze und schlief ein paar Stunden.
Aber er musste ständig an diese Göre denken.

Umso länger er über jedes Detail nachdachte, desto mehr Lichter gingen ihm auf. -Das mysteriöse Mädchen hatte keine Narben auf ihrer Haut, sie hatte eine Spitzen-Unterwäsche an, ihre Haare waren gepflegt, sie hatte ein weißes Kleid ohne Flecken, mit dünnen, weichen, seidigen Stoff, und sie hatte einen Silber-Dolch.

Außerdem fragte sie mit erschrocken Augen nach, als sie Camillas Namen hörte und wer weiß schon über eine Vermisste, die erst ein paar Tage verschwunden war? Hatten seine Freunde nicht mal was von Camillas Schwester geredet?...

Er rief seine Kumpels an und gab ihnen Bescheid noch ein paar Stunden zu warten.

Er wollte Rache...

Carla:
Ich schlief sehr unruhig und wachte um 5 Uhr auf. Nur drei Stunden geschlafen. Ich hatte einen Alptraum. Ich war sehr verschwitzt und war ganz blass. Ich konnte mich kaum an den gestrigen Tag erinnern. Ich öffnete die Balkontür und ließ frische Morgenluft in mein Zimmer.

Aufeinmal spürte ich einen kalten Schatten hinter meinem Rücken.

Ich konnte mich nicht mal umdrehen und schon hielt mir ein großer, schwarzhaariger Mann ein Messer von hinten an meine Kehle.
"Hallo Zuckerpüppchen, hast du mich vermisst?", flüsterte er mir ins Ohr.

"Was willst du?", fragte ich mit hasserfüllter Stimme.
Ich zeigte kein Stück Angst aber innerlich schrie ich nach Hilfe.
"Du kleine Schlampe hast mich gestern verarscht, das passiert dir nicht nochmal. Leg dich auf dein Bett."

Mir blieb der Atem stehen. Mein Körper fing wieder an zu zittern und nachzugeben. Ich wusste ich konnte mich nicht gegen ihn wehren. Und Hilfeschreie brachten auch nichts, denn Marie war im Erdgeschoss.

Shit. Shit. Shit.

"Sei schön brav und mach was ich dir sage, Kleine", flüsterte er mir von hinten ins Ohr.
Er nahm langsam sein Messer von meinem Hals und legte es völlig selbstsicher auf meinen Schreibtisch.

Diesmal versuchte ich mich von seinen großen Armen zu befreien. "Ruhig, Blondie, ruhig."sagte er höhnisch und stoß mich rücklings auf mein Bett. Ich wollte fliehen aber er packte mich an meinen Beinen und zog mich zu ihm.
Seine rauen und kalten Hände, ließen mich aufzucken.

Erst jetzt sah ich ihn richtig. Ich war erschrocken. Sein Gesicht hatte einen großen dunklen, blauen Fleck am Auge und an seinen Lippen erkannte ich blutige Narben. Wer hat ihn so schlimm zugerichtet?

Er stank nach modrigen Zigaretten und Abgasen.

~Was ist los mit mir? Bekam ich gerade Mitleid? Nein, sicher nicht! Der scheiß Bastard, will mich gerade vergewaltigen!

Als er über mir war und mich mit seinen Händen einsperrte, tritt ich mit voller Wucht in seine Weichteile... die nicht mehr so weich waren... und spuckte ihm aggresiv in sein Gesicht.

Er hatte es verdient.

Als er vor Schmerz locker ließ, ergriff ich die Flucht und befreite mich aus seinen starken Armen. Mein Herz raste wie wild.
Roman stand langsam, mit einem gefährlichen Blick auf und wischte sich meine Spucke aus dem Gesicht.

Ich hatte meinen Dolch in Angriffsposition, merkte jedoch wie sehr ich vor Angst zitterte.
"Bitte, vergewaltige mich nicht, ich- ich habe nichts mit all den scheiß Problemen meiner Schwester zu tun!", schluchzte ich und bekam Tränen in den Augen.

Er starrte mich mit einem finsteren Blick an. Sehr lange.a
Was ging in seinem Kopf vor?
Aufeinmal schien es als gäbe er nach, er ließ seine Schultern locker und sein Blick wurde weicher.
"...gib mir das Geld", befahl er kühl.
Nervös holte ich mein Ersparnis heraus und drückte ihm 4 Tausend in die Hand.

Er hielt inne und strahlte regelrecht.
Das waren mehr als Camilla's Schulden.
"Dafür sagst du mir, für was das Geld war!", befahl ich.
Er blickte auf mich runter und sagte kühl: " Deine verfickte Schwester, ist drogenabhängig. Nicht gewusst oder? Jeden Tag kam sie bettelnd nach Pulver zu mir, machte Schulden und Schulden, bis ihr das Geld von Daddy ausging."

Mir kam eine derbe Wut hoch. Dieses scheiß Arschloch verkaufte ihr Drogen! Und erlaubte sich auch noch so über meine Schwester zu reden?
Ich fing ihn vor Wut und Hass an zu schlagen und wirbelte um mich herum, aber es half nichts.
"Ich kann dich hier und jetzt umbringen, Süße... an deiner Stelle würde ich besser aufpassen", flüsterte er mir ins Ohr.

"Pass auf dich auf, Kleine", sagte er mir mit einem Schmunzeln im Gesicht und verschwand vom Balkon.

Fuck.

Desaparecido (Verschwunden)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt