Der Blitz

17 0 0
                                    

Carla:
"Guten Morgen, Schlafmütze!", schrie Marie gut gelaunt und brachte mir frisch gewaschene Wäsche in mein Zimmer. Ich gähnte ein wenig genervt und blickte aus meinem Fenster.
Die Sonne kitzelte meine Nase und die Vögel zwitscherten traumhafte Lieder.

Es war wirklich ein herrlicher erster Ferientag!

Außer..., dass meine Schwester jetzt seit 3 Wochen verschwunden war. Es war schrecklich.
Jeden Tag heulte meine Mutter und mein Vater kam jeden Tag besoffen nachhause.

Sie machten sich Vorwürfe. Genauso wie ich.
Ich hatte ja keine Ahnung was meine Schwester durchmachte. Ich hätte mehr mit ihr reden sollen oder für sie da sein sollen. Aber jetzt ist es zu spät.

Ramon und ich haben diese ganzen Wochen lang Poster in der Stadt aufgeklebt, Leute befragt, die ganze Stadt abgesucht... - Nichts und wieder nichts.

Es ist so als wäre sie vom Erdboden verschluckt.
Aber trotzdem wusste ich tief in mir drinnen, dass sie noch lebte.
Ich wusste es einfach.

Und ich wusste auch, dass ich noch lange nicht aufgeben würde. Es gab nur eine Möglichkeit meine Schwester wiederzufinden...
Ich musste irgendwie zu diesem Gangsta Oberhaupt kommen.

Ich weiß es klingt verrückt, aber was hatte ich für eine andere Wahl? Weiter vergebens die ganze Stadt absuchen? Nein. Es gab etwas, wovon ich nichts wusste und wenig verstand.
- Die Unterwelt. Dort, wo wahrscheinlich meine Schwester jetzt um Hilfe bettelt.

Sofort rief ich meine beste Freundin Becky an und erzählte ihr meinen Plan. Sie versuchte mir es auszureden aber ich sagte ihr "Du weißt ich bin stur, also wenn du mir helfen willst dann sag meinen Eltern, wenn sie anrufen, dass ich bei dir bin okay?"

Sie hatte Angst um mich, aber ich flehte sie an "es geht um meine Schwester Becky! Ich kann nicht einfach warten bis die Zeit vergeht. Ich kann nicht einfach so tun als wäre nichts! Verstehst du?"

Becky war still für einen Moment und fragte dann mit besorgter Stimme: " Was ist, wenn auch dir was passiert? Was soll ich dann sagen? Dass du gar nicht bei mir warst? Ich würde mich für immer hassen dich gehen haben zu lassen!"

Ich beruhigte sie und versprach ihr hoch und heilig, dass mir nichts passieren wird und ich sowieso gegangen wäre. "Mach dir keine Sorgen. Ich muss jetzt los, okay? Ich passe schon auf mich auf!... hab dich lieb", sagte ich und lag auf.

Ramon:

"Heyy Ramon... warte!", sagte eine verführerische Frauenstimme "willst du nicht reinkommen...", kicherte eine Prostituierte während Ramon die Straße entlang ging. "Danke Martina heute nicht. Vielleicht ein anderes Mal-"

Aufeinmal erblickte er auf der gegenüberliegendenden Straße einen blonden Lockenkopf. Er drehte sich um. War das gerade Carla? Was macht sie hier? Shit was hat sie hier zu suchen?

Sofort rannte er über die andere Straßenseite und schnappte sie. "Aaaaau was machst du!!! Lass mich los du Idiot!", fauchte sie ihn an.
"Was machst du hier? Ich dachte ich habe dir genug geholfen!", schrie er zurück.

Er erblickte ihren vollgepackten Rucksack.
"Was wird das?", fragte er genervt und zerrte sie in eine eher abgelege Straßenecke.
"Ich, ich muss zu diesem Gangsta-Oberhauptmann! Ich bin mir sicher, dass-"

"Sei verdammt noch mal still!", sagte er und hielt Carla mit seiner großen, rauen Hand den Mund zu. Er drückte sie an die Wand und seinen Oberkörper schützend auf ihren.
Er schaute in ihre blauen, großen Augen, die er seit dem ersten Mal nicht aus dem Kopf

Langsam nahm ich meine Hand wieder von ihrem Mund und packte sie an ihrem Arm. "Komm mit. Wir gehen an einen sicheren Ort", sagte ich mit gereizter und ernster Stimme.

Desaparecido (Verschwunden)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt