Prolog

14 0 0
                                    

Es war dunkel. Alles was man sah, war schwarzes Dunkel. Das ging schon sehr lange so: nirgends war Leben, nirgends war Licht. Nur die Schwärze des dunklen Nichts. Alles was man in der Zukunft kennen wird, gab es nicht: keine Blumen, keine Bäume, keine Steine, keine Sterne. Nichts, überhaupt nichts.Aber würde das Nichts existieren, wenn Geräusche zu vernehmen wären? Nein. Und was, wenn plötzlich etwas in diesem Nichts erscheinen würde? Dann könnte man auch nicht mehr von einem Nichts sprechen. Dieses Nichts war der Anfang. Gab es überhaupt einen Anfang? Ja.

Nach einer Ewigkeit, die in Wahrheit weniger als eine Sekunde dauerte, kamen aus einem lichterfüllten Spalt Wesen. Es waren Elben, Wesen unnatürlicher Kräfte, die sich heute leider streiten. Es waren zwölf an der Zahl, eine magische Zahl für Elben. Hinter der letzten schloss sich der Spalt, für immer.

„Aldaron, Bruder. Wärest Du so freundlich, uns mit Deiner Gabe Licht zu machen? Es ist an der Zeit, uns im neuen Raum umzusehen."

„Ja, Euer Ehren.", sagte eine junge Männerstimme und nur wenige Augenblicke später wurde es hell. Eine riesige leuchtende Kugel erschien.

„Ich danke Dir.", sagte ein älterer Elb und sah die anderen an. Seine traurigen, eisblauen Augen wanderten von einem zum nächsten. Dann begann er in einer fremden, und doch vertrauten Sprache zu reden:

„Hier werden wir unsere neue Heimat erschaffen müssen. Der Krieg in Aldam wird nicht enden. Das ist nicht zu übersehen. Wir müssen unser Wissen um diese andere Welt schützen und nutzen, damit wir nichts in dieser Welt übersehen. Hast Du, Schwester Lygia, das Tor auch richtig verschlossen? Ich würde nämlich nicht gerne einem der hässlichen Monster wieder begegnen.", sagte er angewidert und vergaß sich in der Sprache.

Eine junge Elbin nickte und antwortete: „Ja, Euer Ehren. Ich habe das Tor mit den ältesten heut bekannten Zaubern versiegelt. Unsere Urväter haben sie benutzt, um den ersten Krieg zu verhindern. Danach, nach der großen Trennung, haben sie die Zauber aufgelöst, um...", sie neigte den Kopf, als der Älteste das Wort ergriff:

„Ja, wir kennen die Geschichte. Wir waren mit dabei, als unsere Eltern auseinandergerissen worden sind.", die Elben schwiegen, jeder versunken in seinen eigenen Gedanken. Keiner von ihnen hatte es je vergessen, was die Urväter und Urmütter auf sich nehmen mussten.

„Also gut. Wir haben viel Arbeit vor uns. Lasset uns beginnen. Am besten wäre es, wenn wir an jeder Stelle des Raumes einige Leuchten schaffen. Sie werden uns Licht verschaffen und uns so die Arbeit erleichtern."

„Euer Ehren, dürfte ich ein kurzes Wort ergreifen?", alle Augen waren auf eine hübsche Elbin gerichtet. Ihre fast weißen Haare fielen ihr sacht über die Schultern und ihre türkisen Augen strahlten viel Weisheit aus.

„Wie Du wünschst, Schwester Athena.", nickte der Älteste und wartete gespannt auf ihre Worte. „Wie Ihr alle wisst, Schwestern und Brüder, haben wir nur drei Jahrhunderte der elbischen Zeitrechnung Zeit, um eine neue Heimat zu errichten.", fing sie in einer der heut bekannten menschlichen Sprachen an zu reden. Die anderen Elben schauten sie erwartungsvoll an. „Das ist eine sehr geringe Zeit und in dieser müssten wir noch unsere Familien, Freunde und andere Wesen aus Aldam herbringen. Das ist nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass bis dahin auch die neue Heimat errichtet sein sollte."

„Was schlägst Du, Schwester, uns vor? Wir sind uns dessen bewusst, dass wir wenig Zeit haben und ich möchte deshalb nicht so lange tatenlos dastehen. Kannst Du uns bitte sagen, was der Kern Deiner Rede ist?", unterbrach der Älteste Athenas Erklärungen.

„Es tut mir leid, Euer Ehren.", sie schaute dem Ältesten direkt in die Augen und hielt seinem Blick stand. „Ich möchte Euch, Schwestern und Brüder, einen neuen Plan vorschlagen. Eine neue Ordnung, die nichts mit der Alten ähnlich hat. Dies würde unsere neue Heimat noch zusätzlich schützen.", sie ging auf und ab und erklärte: „Die neue Ordnung umfasst Galaxien, Ansammlungen von Sternen und Planeten welche aus unbelebter Materie bestehen. Diese sind in solch großen Ausmaßen, dass wir somit Zeit einsparen können, diesen Raum auszufüllen. Die um die Sterne sich bewegenden Planeten können mit lebendiger Materie ausgeschmückt werden. Wenn wir viele solcher Körper schaffen, würde es die Dunkelheit verwirren, falls es wieder zu einem Notfall kommen sollte."

Keiner der Elben sagte etwas. Eine neue Ordnung bedeutete zwar Unbekanntes für die Dunkelheit, jedoch aber auch Unbekanntes für sie selbst. „Ich weiß, liebe Schwestern und Brüder, das klingt uns fremd, sehr sogar. Und es ist nicht schlimm, wenn Ihr Angst habt. Ich habe auch Angst.", Athena zog eine Papierrolle aus ihrem Umhang hervor. „Ich habe deshalb alles mehrmals durchdacht und bin zu einer leichten und übersichtlichen Formel gelangt, mit welcher Ihr meine Idee besser verstehen könnt.", sie reichte diese Rolle an den Ältesten und er las. Keiner sagte etwas. Sie alle waren verwirrt und besorgt.

„Schwester Athena.", flüsterte der Älteste schon fast.

„Ja, Euer Ehren?", „Dieser Plan würde so vieles erleichtern. Und eine Menge Zeit sparen. Wann kamst Du zu dieser Idee?"

„Während unserer Reise nach Haùnfá."

„Schwestern und Brüder, mit Schwester Athenas Plan wird uns vieles gelingen. Bitte, nehmt Euch jeder einen Plan und lasst uns in Gruppen aufteilen!"

Der Älteste machte sich auf, die Papierrollen zu verteilen. Währenddessen teilte er gleichzeitig die zwölf Elben in vier Gruppen. Er teilte jeder der Gruppen einige Aufgaben zu, so sollte eine Gruppe Planeten schaffen, eine andere die Gestirne und noch eine andere die dunkle Materie.

Keiner sagte etwas, bis der Älteste zu Athena ging und sagte: „Schwester, währest du so freundlich in der Planeten-Gruppe mitzuarbeiten?", sie nickte und gesellte sich zu ihrer Gruppe.

„Nun lasset uns beginnen! Aber bevor wir anfangen: Hat sonst noch irgendwer eine Idee loszuwerden?", er schaute jeden seiner Geschwister an, doch sie schüttelten die Köpfe. "Eine Frage hätte ich noch.", meldete sich ein junger Elb zu Wort. Der Älteste gab ihm nickend zu verstehen, dass er reden dürfe und so ergriff er das Wort.

„Wie wäre es, wenn wir nur auf zwölf Planeten Leben schaffen, um die Dunkelheit noch mehr zu verwirren? Und nur auf einem werden die Völker Aldams leben.", der Älteste runzelte die Stirn und überlegte.

„Das ist eine gute Idee, mein Bruder. Das könnt Ihr in Eurer Gruppe umsetzen.",

„Können wir zwei der Planeten nach den Urvätern benennen?", eine zarte Stimme drang von Hinten zu dem Ältesten. Er schaute seine Schwester an und nickte.

„Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Schwester Caliphe. Doch solche Kleinigkeiten können wir später mit den anderen Wesen Aldams ausdiskutieren.", die Schwester nickte und schaute wieder zu Boden.

„Wenn Ihr jetzt keine weiteren Vorschläge habt, würde ich sagen, dass wir uns an die Arbeit machen. Vielleicht fallen uns noch einige Dinge ein, die wir verbessern können am neuen Plan. In etwa zwei Jahrhunderten kommen noch Elfen zu uns und werden uns helfen. Und dann müssten wir alle Bewohner, die ein reines Herz haben, in unsere neue Welt bringen."

Die Elben nickten zustimmend. Sie wussten, wie das nun funktionieren würde: Entweder, sie schafften es, ein neues Heim zu errichten, oder sie versagten und die Bewohner Aldams wären Geschichte. Sie besprachen in den Gruppen ihre Methoden und erschufen Sterne und Planeten.

Das Nichts verschwand geschwind und es entstand das heutige Sonnensystem mit unseren Planeten. Aber es waren nur neun... Doch wieso? Eine noch nicht geklärte Frage. Die Elfen halfen und es kamen überraschenderweise Zwerge, die nach tagelangem Zusehen schließlich auch halfen. Es entstanden verschiedene Tiere, wie Katzen, Krokodile und Hunde, und es entstanden auch Pflanzen, wie Buchen, Eichen, Tannen und vieles mehr. Nach der Entstehung der Erde, lebten die verschiedenen Völker friedlich gemeinsam auf der Erde, bis plötzlich ein neues Volk entstand. Es war ein dunkles, grauenvolles und blutrünstiges Volk, bis es eines Tages so viel Macht besaß, dass es die anderen Völker in der Menschen Vergessenheit geraten ließ. Und nicht nur die Völker, sondern auch das Wissen und die Liebe verschwanden. Aus der Zeit vor der Zeit war nichts mehr überliefert worden... 

Die Königin der Elben - Die GefährtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt