Die letzten Tage als Mensch | Anna

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„Anna! Wach auf! Es ist Zeit zur Schule zu gehen!", weckte mich mein Papa mit, nach meinem Geschmack, zu viel Enthusiasmus. Ich wälzte mich herum und brummte:

„Noch fünf Minuten.", er jedoch ließ sich, so wie immer, nicht darauf ein und zog mir die Decke weg.

„Nach den fünf Minuten werden es weitere fünf Minuten sein. Steh auf! Das Frühstück ist fertig!", mit diesen Worten ging er, ließ aber die Tür offen und das Licht an. Ich suchte nach meiner Decke, um mich wieder einzukuscheln, doch nach einer langen Suche (von etwa dreißig Sekunden) gab ich auf.

Mit halb geöffneten, halb geschlossenen Augen stand ich auf und stapfte mürrisch ins Bad. Meine jüngere Schwester schlief wahrscheinlich noch friedlich in ihrem Bett und ich beneidete sie. Warum darf ich nicht auch meine fünf Minuten haben? Da ich zu faul war, mich am frühen Morgen zu duschen, wusch ich nur mein Gesicht und schaute in den Spiegel. Vielleicht sollte ich in Zukunft wirklich nicht mehr in die Nacht hineinlesen, dachte ich und trocknete mich ab.

Doch dieser Gedanke verursachte mir Herzstiche und ich wusste, dass daraus nichts werden würde. Ich war wirklich ein totaler Bücherfreak! Wenn ich genug Zeit hätte, wie zum Beispiel an einem Samstag oder Sonntag, wenn wir nicht gerade tausend und eins Hausaufgaben aufhaben, würde ich bestimmt drei oder vier Bücher am Tag verschlingen!

Ich schaute mich nun wieder in meinem Zimmer um und lächelte: Von oben bis unten war es mit Büchern vollgestopft und ich liebte es, mit meinen Fingern über die Buchrücken langzufahren. Und erst dieser Geruch! Jedes einzelne Buch roch nach seiner eigenen Geschichte. Seit ich lesen konnte, fiel mir der Geruch als erstes in die Nase. Und wenn ein Buch gut roch, dann war die Story auch gut!

Ich löste mich mit Bedauern von meinen Bücherschränken und holte aus meinem Kleiderschrank etwas Warmes zum Anziehen. Wie gerne hätte ich mir jetzt eins dieser Bücher geschnappt und zum dritten, vierten, fünften Mal gelesen... Ein Seufzer entfuhr mir und ich plumpste mich aufs Bett mit meinem Hausaufgabenheft.

Mein Stundenplan zeigte mir, dass ich heute Mathe, Musik, Deutsch, Biologie und Geschichte hatte. Nicht alles unbedingt meine Lieblingsfächer, aber immerhin hatten wir Deutsch und Musik!

Als ich nach dem Schulranzenpacken unten in der Küche ankam, saßen schon alle am Tisch: Meine Mama, welche mit meinem Papa über irgendetwas in der Arbeit diskutierte und meine achtjährige Schwester, die nebenbei noch mit ihren Littlest Pet Shop spielte.

„Hallo Anni!", begrüßte mich Hannah mit einer piepsigen Stimme.

„Hey, Hanni! Was spielt heute sich so im Littlest Pet Shop ab?"

„Nora ist krank geworden und Marie und Fine wollen ihr helfen! Nora isst und trinkt nichts mehr! Ich will nicht, dass sie stirbt!", nun standen ihr Tränen in den Augen.

Ich setzte mich hin und tröstete sie: „Keine Sorge. Ich glaube Marie und Fine werden es schon schaffen, ihr zu helfen.", ich nahm einen Löffel und aß mein Müsli auf während ich Hannah beim Spielen zuschaute.

Nach dem Zähneputzen zogen wir uns warm an und gingen zum Auto. Heute wollte uns unsere Mama zur Schule bringen, also konnten wir meine Lieblings CD uns anhören. In dem Auto unseres Vaters gab es leider keinen CD-Recorder, nur einen Kassettenrecorder und er hatte nicht unbedingt die besten Kassetten: AC/DC, Metallica, ... nur Rock, und ich hasste Rock! Schon dudelte eine Samba im Auto und ich sang mit, oder genauer: Ich tat so, als würde ich den Text können und „sang" mit.

Während der Fahrt spiele Hannah weiter mit ihren Littlest Pet Shop und anscheinend ging es Nora schon besser. Ab und zu spielte ich als allwissender unsichtbarer Littlest Pet Shop mit, doch die meiste Zeit hörte ich der Musik zu. Tja... früher Montagmorgen halt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 01, 2023 ⏰

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