Michael lehnte sich an der Wand an. Er fühlte sich müde, dennoch wusste er genau, dass er ohne die kleinen Pillen in der orangen Dose kein Auge zu bekommen würde. Es war einer dieser Nächte, wo seine Gedanken einfach nicht verstummen wollten und er einfach nicht abschalten konnte.
Er war jetzt schon seit ein paar Tagen aus dem Krankenhaus draußen und hatte nicht die Absicht allzu schnell wieder dort zu landen.
,,Ja, ich weiß. Es tut mir leid." Er hatte es endlich übers Herz gebracht seine Mutter anzurufen und bestimmt telefonierten sie schon seit Stunden.
Er hatte niemals gewollt sie zu verletzen oder ihr Angst einzujagen, aber in letzter Zeit war einfach alles so kompliziert geworden.
Er wollte sich nicht rechtfertigen für die Scheidung mit Debbie.
Er liebte seine Mutter. Sie war in seinen Augen perfekt, aber manchmal waren ihre Ansichten etwas schwierig.
Michael wurde als Zeuge Jehova großgezogen, wie auch seine Mutter es war.
Er war sein ganzes Leben von Kontroversen umzingelt gewesen. Auf der einen Seite war da seine Mutter, die ihn streng nach den Regeln der Zeugen Jehovas erzogen hatte. Sex vor der Ehe war Tabu. ,,Prüfe in allem was du tust, ob es Gott gefällt". Er hatte nie Geburtstage oder Weihnachten gefeiert, weil in der Bibel nicht stand, dass Jesus an Weihnachten geboren wurde. Er hatte viele Stunden im Königreich verbracht. Genauso wie die Bibel zu lesen oder von Tür zu Tür zu gehen.
Auf der anderen Seite waren da sein Vater und seine Brüder, die auf Tour mit so vielen Groupies geschlafen hatten, wie sie nur konnten. Er erinnerte sich an die vielen Mädchen, die in den Zimmern ein- und aus gingen.
Nach langem Kampf mit den Obersten war Michael von den Zeugen Jehovas ausgetreten. Er hatte es satt, dass man ihm ständig vorschrieb, was er zu tun oder zu lassen hatte.
Nachdem die Tyrannei seines Vaters endlich aufgehört hatte, wollten die Obersten ihn kontrollieren. Er sollte nicht seine Hüfte beim Tanzen bewegen, er sollte mehr Zeit in die Missionierungen stecken.
Es war immer ein komisches Gefühl gewesen, wenn Michael die Tür vor der Nase zugeschlagen bekam, als er verkleidet von Tür zu Tür ging, aber sobald er auf der Bühne stand, Millionen Menschen seinen Namen schrien.
Nachdem er mit dem Gewehr in dem Musik Video von Smooth Criminal geschossen hatte, hatten sie ihm ein Ultimatum gestellt: Entweder Michael hängt seine Karriere an den Nagel oder er muss die Gemeinde verlassen.
Amüsant, dass ihm immer wieder Ultimaten gestellt wurden. Ebenfalls amüsant, dass er danach immer Menschen verloren hatte, die ihm wichtig waren. Sein Kreis aus Menschen, die er vertraute, wurde mit den Jahren immer kleiner.
Durch seinen Austritt hatte das Verhältnis zu seiner Mutter einen kleinen Knacks bekommen. Sie behauptete, dass sie ihn manchmal nicht wieder erkennen würde. Dass er sich verändert hatte und vielleicht stimmte das auch.
Und dann stellte seine Mutter die gefürchtet Frage: ,,Wie geht es Debbie?" Michaels Schultern senkten sich, bevor er seufzte.
Die Ehe galt bei den Zeugen Jehovas als heilig. Der einzige schriftgemäße Scheidungsgrund in der Bibel war die Hurerei. Einen anderen gab es nicht.
Die Scheidung mit Lisa seiner Familie zu erklären war schwierig gewesen.
Und die Scheidung mit Debbie sogar unmöglich. Wie sollte er seiner hoch religiösen Mutter erklären, dass er eine Frau geheiratet hatte, die er niemals geliebt hatte, weil sie zugestimmt hatte durch eine künstliche Befruchtung seine Kinder auszutragen?
Wie sollte er ihr erklären, dass die Ehe nichts weiter als ein Abkommen war und Debbie und er niemals etwas wie eine romantische Beziehung geführt hatten?
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When you're cold inside
Fanfiction,,Alles an ihm war berauschend, wie eine einzige Droge. Sein Geruch, seine Stimme, seine Blicke. Seine Augen waren immer auf sie fixiert gewesen. Manchmal mit Blicken, die sich in ihre Seele gebrannt hatten und manchmal mit Blicken, die sie innerlic...