Between Two Brothers

Kapitel 12 - Ari

"Hey, hörst du mir überhaupt zu?" Friggas Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah sie entschuldigend an. "Es tut mir leid, ich war in Gedanken. Wo waren wir?" Sie musterte mich mit einem sanften Lächeln im Gesicht. "Mein Sohn verdreht dir ganz schön den Kopf, nicht wahr?"

Ich schnaubte. "Er sitzt im Kerker.. und ich hätte gerne ein paar Antworten...." Frigga schmunzelte und sah wieder hinab auf die Kräuter deren Verwendung sie mir gerade zeigte. "Wer sagt, dass ich Loki meinte?"

Ich stockte und sah sie überrascht an. Hatte sie nicht von Loki gesprochen? Wieso hatte ich als erstes an Loki gedacht? "Thor.. geht seinen Aufgaben nach... und war lange nicht mehr zu Hause..." Mein Blick schweifte aus dem Fenster in Richtung Bifröst.

Thor war dabei das Chaos, dass durch Loki verursacht wurde, wieder aufzuräumen. Dabei war er mittlerweile schon seit einem Monat nicht mehr hier bei mir gewesen. Ich liebte Thor keine Frage, allerdings war es zur Zeit für uns einfach nur anstrengend durch die ständige Trennung voneinander. Außerdem merkte ich immer wieder, wie ich mich hier nicht mehr so wie früher zu Hause fühlte.

"Ich kann dich mit ihm sprechen lassen.." bot Frigga mir an und ich sah sie überrascht an. "Mit Thor?" Sie schmunzelte und schüttelte den Kopf. "Mit Loki.. wenn du Antworten willst." Ich schüttelte den Kopf. "Ich war drei Tage bei ihm... und habe trotzdem kaum Antworten bekommen..."

Frigga musterte mich und ich hatte fast das Gefühl, dass sie versuchte in meinen Kopf einzudringen. Ich hatte ihr nicht viel aus der Zeit, die Loki und ich alleine verbracht hatten, erzählt, dennoch würde es mich nicht wundern, wenn sie wusste, was passiert war. "Manchmal ändern sich Dinge.. vielleicht würdest du jetzt mehr erfahren.."

Ich scannte skeptisch ihr Gesicht. Was wusste sie was ich nicht wusste? Und wollte ich es wirklich erfahren? Ich schloss seufzend die Augen und schüttelte den Kopf. "Ich sollte mich von Loki fernhalten... du hast den Allvater doch gehört.." ich hörte Frigga laut lachen. "Es braucht schon mehr als meines Mannes Wort um mich von meinem Sohn fernzuhalten... Auch wenn er es nie zugeben würde, will er auch dich sehen."

Mein Blick glitt aus dem Fenster und ich dachte über ihre Worte nach. Ich würde nie Antworten bekommen, wenn ich es nicht versuchen würde. "Okay.. Was muss ich tun?" Frigga lächelte sanft und deutete mir ihr zu folgen.

Sie brachte mich in ein eher verstecktes Zimmer und reichte mir ihre Hände. Ich ergriff diese vorsichtig und schloss meine Augen. Kurz darauf spürte ich ein kurzes Kribbeln, dass durch meinen Körper fuhr und als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich in den Kerkern von Asgard. Ich sah mich um in der fast leeren Zeele. An der Wand stand ein kleines Regal in dem ich mehrere Bücher erkennen konnte.

Ein Stück davon entfernt, stand eine einfache Liege, auf der Loki lag und ein Buch las. Er trug simple Kleidung, die kaum noch an sein sonst so prächtiges Gewand erinnerte. Auch wenn er vermutlich darauf bedacht war, so entspannt wie möglich zu wirken, erkannte ich die Zeichen, die seine Gefangenschaft jetzt schon bei ihm hinterließ. Sein ganzer Körper stand unter Anspannung und seine Haut lag straffer auf seinen Knochen als früher. Die Höhlen seiner Augen wirkten leicht eingefallen und waren dunkel unterlaufen.

"Willst du mich noch länger anstarren oder sagst du auch was?" brummte er plötzlich ohne den Blick von seinem Buch abzuwenden. Ich atmete tief durch und schluckte. Seine Stimme hatte einen eisigen Tonfall, der mich direkt daran zweifeln ließ, wieso ich überhaupt hier war.

"Ich.. hatte eigentlich gehofft, du hättest mir etwas zu sagen..." murmelte ich. Loki verdrehte die Augen, klappte schließlich jedoch trotzdem sein buch zu und setzte sich auf. Er deutete auf den Platz neben sich, wo ich schließlich Platz nahm. "Es würde doch sowieso nichts mehr ändern..." murmelte er irgendwann, nachdem wir uns eine ganze Weile angeschwiegen hatten.