Touchdown ins Herz

Chapter 2 | Quinn

___ Quinn ___

Ich hatte schnell nach dem Abgang meiner Familie beschlossen, am Besten sofort mit dem Ausräumen meiner Bücher und meiner Klamotten zu beginnen. Das Zimmer war wirklich nicht besonders groß und für zwei Personen eine mehr als große Herausforderung. Die Decken waren zum Glück etwas höher und ich war so frech gewesen, mir die Bettseite zu schnappen, bei welcher an der Wand eine Regalreihe mehr angebracht war. So konnte ich den größten Teil meiner Bücher in den Regalen verstauen und die restlichen unter meinem Bett. Wir teilten uns einen Schrank, was wohl die nächste Hürde mit sich bringen würde. Glücklicherweise lebte ich, was Klamotten anging wirklich sparsam. Würde meine Schwester hier einziehen, hätte sie sich schon nach ihrer Ankunft einen größeren Schrank im Internet bestellt. Ich hoffte also, dass meine Mitbewohnerin mehr wie ich war, und nur das nötigste besaß.

Wie würde sie sein? Würden wir uns einigermaßen für die nächsten Jahre verstehen. Würde sie auch so ehrgeizig sein wie ich? Hatte Sie auch Träume und Ziele weswegen sie hier war? War sie auch Stipendiatin oder-

Meine Gedanken wurden durch das dramatische Aufreißen der Zimmertür unterbrochen und eine fast schon ungesund süße Luftwolke stieg mir in die Nase.

»Hallöchen, home sweet home«, trällerte eine drei Oktaven höhere Stimme.

Ich verzog das Gesicht und ließ von meiner letzten Kiste ab um mich mit ungutem Bauchgefühl vom Boden aus zur Tür umzudrehen. Was ich da vor mir sah, war ein Mix aus Dolly Partons Haaren, Jennifer Lopez Lippen und den Beinen von Kendall Jenner. Am liebsten hätte ich mich direkt wieder umgedreht, meine Bücher zusammengesucht und die Flucht ergriffen. Den was mich da im Türrahmen erwartete, war alles andere als der Inbegriff von "bodenständig" und "ehrgeizig". Ich wusste, man sollte keine Vorurteile haben, aber wie dieses blonde, ungesund gertenschlanke Mädchen, sich mit Sicherheit schon Stirn, Lippen und Brüste hat machen lassen, mit ihrem braunen Zwergspitz auf dem Arm und der Gucci-Tasche in der Hand in der Tür stand, da wusste ich, hier würden noch Fetzten fliegen.

Ihr Outfit bestand aus einem hautengen langen weißen Kleid was nicht nur nach einem Vermögen aussah sondern auch danach roch. Ihre roten Pumps waren vermutlich höher als ihr iQ und mit dem schwarzen Hut mit breiter Krempe der ihr Gesicht abschirmte schien es, als wolle sie mysteriös wirken aber sie war alles andere als mysteriös. Sie schrie förmlich nach Daddys Money. Bestimmt saß sie in der ersten Reihe beim großen Preis von Monaco, trank ihren Champagner auf irgendeinem Pferderennen in Großbritannien und besuchte irgendwelche Kunstveranstaltungen wo sie Daddys Scheck für den „guten Zweck" ausfüllte.

Darling - so nannte ich sie jetzt - sah sich in dem Zimmer um bis sie mich auf dem Boden sah. Ihr strahlendes Lächeln, bei dem ich beinahe kotzen musste, verrutschte nicht einen Zentimeter als sie mit klackernden Sohlen einen Schritt auf mich zu kam. Erst da bemerkte ich wie ein fein gestriegelter Herr mit sieben Koffern hinter ihr stand. Sieben Koffern. Alle im Design von Louis Vuitton. Ich wusste nicht was mich mehr schockierte. Die sieben Koffer oder dass sie tatsächlich einen alten Herrn das ganze Zeug in den dritten Stock schleppen ließ. Hatten diese Menschen denn überhaupt gar kein Gewissen?

»Hi, du musst Quinn Adams sein«, sagte sie mit hoher Stimme und streckte mir die Hand an welcher eine Menge Armbänder funkelten entgegen. Auf meinen fragenden Blick hin fügte sie hinzu: »Aus Sicherheitsgründen hatte sich unser Sicherheitsdienst schonmal ein wenig über dich erkundigt. Nicht, dass ich noch mit einer Terroristin in einem Zimmer bin. Safety first und so, du weißt schon.« Sie lachte unsicher.

Eine Terroristin? Sag mal ging's noch? Hatte das Mädchen zu viel Coco Chanel eingeatmet oder hat die Blondierung jetzt doch schon das Gehirn angegriffen?