Chapter 5 | Quinn

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____ Quinn ____

Müde rieb ich mir meine Augen und setzte mich gähnend in dem kuscheligen Bett auf, mein Körper fuhr gerade erst hoch, da konnte ich noch keinen klaren Gedanken fassen. Aus dem Blickwinkel bemerkte ich, das es noch dunkel war, also kein Grund zur Annahme, verschlafen zu haben.

Benommen mit halb offenen Augen sah ich vor mich. Vor mir in der Tür stand der Typ von gestern mit verschränkten Armen und wütendem Gesichtsausdruck. Der, der mich aus meinem Bett gerissen hatte und qualvoll durch die Gegend geschleppt hatte wie ein Reissack. Der, mit den bernsteinfarbenen Augen und den schwarzen Haaren.

»Das ist mein Zimmer, mein Bett und - «, er hielt mit dem gereizten Aufzählen seiner Eigentümer inne und starrte mit runzelnder Stirn und zusammengekniffenen Augen auf meinen Pullover. »Nicht mein Pulli«, stellte er überrascht fest. Die Überraschung hielt jedoch nicht lange, schnelle schüttelte er den Kopf und fasste sich wieder. »Was zur Hölle machst Du in meinem Bett?«, wiederholte er mit messerscharfer Stimme und kam zwei kräftige Schritte auf mich zu. »Wer hat dir das erlaubt hier zu schlafen? Schonmal was von Hausfriedensbruch gehört? Das ist strafbar!«, pampte er mich rasend an.

Jetzt war ich wirklich wach. Aufgebracht strampelte ich ein wenig unelegant die Decke von mir und schwang die Beine über das Bett. Jetzt war's vorbei. Ich würde mir diesen Vorwurf bestimmt nich gefallen lassen.  »Du- ausgerechnet Du willst mir was von Hausfriedensbruch erzählen? Ziemlich ironisch, wenn du mich fragst«, konterte ich bissig und stampfte auf den Kerl zu. »Du hast mich aus meinem Zimmer letzte Nacht entführt«, erinnerte ich ihn.

Verdammt, ich musste den Kopf in den Nacken legen um ihm in die Augen sehen zu können. Das verschaffte mir in Sachen Durchsetzungsvermögen meiner Argumente einen Nachteil. 

Er lachte kühl auf und kam ebenso einen Schritt auf mich zu um mich von oben herab anzusehen. »Entführt? Ernsthaft? Jetzt übertreib Mal nicht, das war nur ein dummer Spaß. Das ist Tradition. Machen wir immer mit den Frischlingen.«

Ich verzog keine Mine und verschränkte die Arme vor der Brust. »Spaß ist es nur, wenn beide lachen. Und hast Du mich gestern lachen sehen? Ich glaube nicht.«

Er atmete angestrengt aus und massierte sich genervt die Schläfe. »Das gibt Dir trotzdem nicht das Recht, in mein Zimmer einzubrechen und bei mir ohne Einverständnis zu schlafen.«

Wutentbrannt starrte ich ihn an und fühlte mich aufgrund meiner Größe wie ein frisch geschlüpftes Küken, ohne Federn, auf wackeligen Beinen, das dem Hahn seine Meinung geigen wollte, aber kein bisschen ernst genommen wurde.

Ich war vielleicht das Küken. Aber ich hatte genauso Recht darauf, im Stall Respekt zu bekommen wie alle anderen, Möchtegern-Bio-Freiland-Hühner, die sich als was besseres fühlten nur, weil sie schon eine halbe Ewigkeit im Stall lebten.

Dann stellte ich mich auf Zehenspitzen und öffnete den Mund. »Genauso wenig, wie es Dir nicht das Recht gibt in mein Zimmer einzubrechen und mich ohne mein Einverständnis zu verschleppen. Ihr« Ich warf die Hände in die Luft und schüttelte fassungslos den Kopf. »Ihr seid so arrogant und abgehoben, ihr denkt wirklich Euch gehört die Welt und ihr könnt tun und lassen was ihr wollt.«

Er sah mich unbeeindruckt an. »Das ist wieder typisch Stipendiaten.«

»Was?!«, zischte ich und war ihm mittlerweile so nah, das ich seinen Atem auf meinen Lippen spürte und mein Oberkörper nur wenige Millimeter von seinem entfernt war. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging und das herbe Parfüm das sich bereits in seine Bettwäsche eingebrannt hatte.

Er zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen. »Ihr Stipendiaten denkt immer, alle wären gegen Euch auf dieser Schule. Die Eltern, die Schüler, die Lehrer - eben alle. Dann versucht ihr uns als arrogante intelligenzfremde Säcke abzustempeln, regt euch selbst aber darüber auf, wenn wir das Gleiche tun und behauptet dann, wir würden die Lehrer bestechen und unser Leben würde nur aus Nutten, Koks und Alkohol bestehen während ihr arme unsichtbare Minderheit rum jammert es so schwer hier zu haben.« Seine bernsteinfarbenen Augen fixierten mich die Ganze Zeit über während er mir im Grunde genommen vorwarf, kein Stück besser zu sein.

Touchdown ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt