POV Y/N

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Mein Kopf hämmert und ich kann mich nur schwer darauf fokussieren, irgendwas zu machen. Geschweige denn, diesen bescheuerten Antrag für Fördergeld auszufüllen. Aber ich dumme Nuss habe es Selina nun einmal versprochen. Also kämpfe ich mich weiter durch bürokratischen Mist und fülle die Daten einer unverheirateten Frau mit Zwillingen, in die Felder ein.

Selina kennt sich mit diesen Sachen nicht aus und hat mich gebeten, ihr unter die Arme zu greifen. Und wie kann ich da ›Nein‹ sagen? Immerhin ist sie eine zuverlässige Angestellte und übernimmt oft Schichten, wenn jemand ausfällt. Ich mag sie und wenn ich den Laden irgendwann übernehme, ist sie einer der Ersten, deren Gehalt erhöht wird.

Ich lehne mich im Stuhl zurück und massiere meine Schläfe. »Scheiße«, brumme ich und gehe zum Wasserhahn. Ich befülle ein Glas und leere ich in einem Zug, aber auch das hilft nicht. Dann also doch eine Schmerztablette. Und das an meinem freien Abend.

Müßig schleppe ich mich zum Spiegelschrank im Badezimmer und öffne das blöde Teil. Aber gerade als ich nach der Dose mit den Pillen greifen will, klingelt meine Haustür. Stirnrunzelnd gehe ich Richtung Wohnungseingang, schaue aber auf dem Weg dort hin, auf die Uhr. Es ist fast Mitternacht. Wer zum Geier will jetzt was von mir?

»Wer ist da?«, rufe ich, als ich mir sicher bin, dass, wer auch immer da ist, hört mich. Ich schnappe mir eine Dekofigur von dem Tisch im Flur und bin bereit, den Miniatur ›David‹ von Michelangelo als Waffe zu benutzen. »Hallo?«

»Mach die Tür auf.«

Mein Stirnrunzeln vertieft sich. »Ähm ... Nein. Erst möchte ich wissen, wer da ist.«

»Mach die scheiß Tür auf, oder ich trete sie ein, Prinzessin.«

Prinzessin.

Ich erstarre, als mich der unbekannte Besucher so nennt, und werde sofort gedanklich zu dem Abend befördert, der mich beinahe meinen Job gekostet hätte. Triss und ich sind nur knapp noch rechtzeitig ins Büro gekommen. Denn gerade als das Band gelöscht war, kam Jasper ins Zimmer.

Jasper ist der durch und durch homosexuelle Mitarbeiter im ›Halleluja‹, der für die Sicherheit der Mädchen verantwortlich ist. Das heißt, er ist für das Melden gefährlicher Situationen an die Security zuständig. Er selbst kann nicht mal eine Fliege an der Wand zerquetschen.

Mein Glück war es gewesen, dass er zu genau der Zeit einen Quickie mit einem der Barkeeper hatte. Aber ich bin mir sicher, er weiß, dass wir etwas gelöscht haben. Doch weil Triss und ich auch wissen, dass er gegen die Regeln verstoßen hat, schwiegen wir unsere Fehltritte gegenseitig tot.

»Prinzessin«, knurrt es und bei mir legt sich ein Schalter um. »Ich zähle bis drei. Eins ... Zwei ...«

Ich stampfe zur Tür, reiße sie auf und öffne den Mund, um dem Scheißkerl zu sagen, dass er sich verpissen kann. Aber ...

Kein Ton kommt heraus, als ich Satoru sehe, der lässig am Türrahmen lehnt. Er ist mir näher als erwartet und ich trete einen stolpernden Schritt zurück. Sein Grinsen sieht schroff und zugleich schmeichelnd aus.

»Ich hasse es, zu warten.«

»Pech für dich«, entgegne ich verwegener, als ich mich fühle. »Sei froh, dass ich überhaupt aufgemacht habe.«

Gott er war noch heißer, als ich ihn in Erinnerung hatte. Blaue, strahlende Augen, weiße, schimmernde Haare, verdammt männliche Züge und scharf geschnittene Konturen. Für einen Mann verhältnismäßig volle Lippen und eine wunderschöne, gerade Nase. Seine Augen stehen, wie ich jetzt bemerke leicht schräg und sind von hellen, dichten und vor allem langen Wimpern umrahmt. Und dann war da ja noch sein Körperbau, der dem eines verdammten ... ich habe keine Ahnung, mit was ich das vergleichen sollte. Er ist groß, schlank aber dennoch spannt sich der Stoff seines schwarzen T-Shirts über der Brust und dem Bauch. Es lässt quälend erahnen, was sich ein sehenswertes Muskelspiel er vorzuweisen hat. Seine Arme werden heute nicht verdeckt, und auch sie sind ... zum Anbeißen. Stark, muskulös aber nicht zu übertreiben.

Satoru x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt