POV Satoru

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Das Telefon klingelt und ich sehe mich um. Megumi reinigt gerade seine Waffe und Yuji hat sich sonst wohin verzogen. Das Haus ist groß genug, um sich zurückzuziehen, doch ich glaube, zu wissen, das er im Fitnessraum ist. Da der dunkelhaarige Scheißkerl keine Anstalten macht, das Telefon zu nehmen, – das wohlbemerkt direkt neben ihm liegt und fröhlich vor sich hin bimmelt – stehe ich von dem Sofa auf. Mein Blick ist auf Megumi gerichtet und als ich das schnurlose Gerät nehme, sieht er mich nur einmal kurz an. Er grinst und ich bin versucht, ihm eine reinzuhauen. Das Arschloch hat nichts getan und keine Ahnung, warum ich so mies drauf bin, aber dennoch ist die Versuchung groß.

Ich unterdrücke ein Knurren, als ich daran denke, wie Y/N seinen Namen gestöhnt hat, während sie im Traum was weiß ich mit Megumi und Yuji getrieben hat. Ich hatte nach ihr sehen wollen und sie dann gefunden, während sie sich im Bett hin und her gewälzt hatte. Sie hatte sich nicht selbst berührt, und der Anblick wie sie im Schlaf heißer stöhnt und seufzt, hatte mich ziemlich heiß gemacht. Allerdings hat dieses kleine Schauspiel mir nur gefallen, bis sie eben deutlich die Namen meiner beiden Kumpel gewispert hatte.

Gott, am liebsten hätte ich meine Prinzessin gestern Nacht an die Wand gedrückt und ihr die Bilder der beiden aus dem Kopf gevögelt, bis alles, was sie noch weiß, mein verfluchter Name ist.

»Ja?«, nehme ich das Gespräch an und sehe weg. Das ist ein Thema, mit dem ich mich später befassen werde. Vorerst heißt es, anderes zu klären. Und damit meine ich zuerst, dieses Gespräch zu überstehen.

Es gab nur eine Person auf dieser Welt, die die Nummer des Safehouse kannte und obwohl ich keine Lust hatte, mich genau jetzt mir dieser Person zu unterhalten, war das aber ein Punkt, den es sowieso abzuharken galt. Also warum nicht gleich ins kalte Wasser hüpfen.

»Begrüßt man seine eigene Mutter so lieblos?«, erklang eine rauchige Stimme am anderen Ende der Leitung.

»Was willst du?«, frage ich und höre sie lachen. Ich schmeiße mich wieder in die Kissen des Sofas und lehne den Kopf zurück.

Sie kichert weiter und ich sehe regelrecht vor mir, wie die Frau ihren Kopf schüttelt. »Was ich will? Ich will nur wissen, wie es meinem Sohn geht und warum er seit vierundzwanzig Stunden in das sichere Haus verschwunden ist?«

Ich schnaube und frage, wohl wissend, dass ihre Quellen ihr schon alles über unser Abtauchen erzählt haben. »Warum fragst du nach, wenn du es schon weißt?«

Wieder erklingt dieses Lachen, das mir schon immer eine Gänsehaut beschert hat. »Na, weil ich auf deine Sicht der Dinge neugierig bin.« Ich beiße die Zähne zusammen und für einige Sekunden senkt sich Stille. Dann fragt meine Mutter: »Was ist bei dem Kaito-Auftrag passiert? Und was soll das Theater mit dem Mädchen, Satoru?«

Megumi, der auch weiß, wer am Apparat ist, sieht mich an, als ich meiner Mutter und seiner Ausbilderin alles erzähle. Knapp und mit möglichst wenigen Details. Als ich fertig bin, höre ich sie tief einatmen.

»Kaito ist kein Gegner, den du auf die leichte Schulter nehmen solltest. Was du dir da mit ihm eingebrockt hast, kann im schlimmsten Fall mein ganzes Geschäft in Verruf bringen.«

Ein lustloses Schmunzeln entkommt mir und ich beuge mich vor, die Ellenbogen auf meinen knien abgestützt. »Weißt du, für normale Mütter wäre der schlimmste Fall wohl, dass ihr leiblicher Sohn und die zwei, die sie mehr oder weniger adoptiert hat, bald sterben könnten.«

»Nun, wie gut, dass ich keine normale Mutter bin, was?« Ich lache erneut tonlos und ihre nächsten Worte sind schärfer als sonst. »In diesem Geschäft ist kein Platz für Gefühle, Satoru.«

Ich verziehe den Mund, weil ich mir sicher bin, dass sie das sowohl auf die Sache mit ›dem Mädchen‹ als auch auf Megumi, Yuji und mich überträgt. Sie liebt uns nicht, dass ist mir schon als Kind klar geworden. Meine Mutter benutzt mich und meine Freunde nur für ihre eigenen Zwecke. Wenn wir nicht so nützlich und gut für ihre Sache wären, dann würde sie und wahrscheinlich selbst die Kugel geben.

Satoru x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt