Kapitel 10 - Außer Kontrolle

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Evelyn

„Ich fahre in einer Woche und morgen beginnt meine Ausbildung?" Ich konnte die Informationen nicht miteinander verbinden also sagte ich das Erste, was mir einfiel. Doch diese Aussage ließ meinen Vater nur wieder den Kopf schütteln.

Als mein Blick jedoch zu der Ursache meiner derzeitigen Probleme glitt, stieg die Wut in mir auf. Er versuchte sich ein Lachen zu verkneifen und sah mich mit Belustigung in den Augen an. Ich jedoch konnte mir ein Knurren nicht verkneifen und ließ meine Gabel auf den Teller fallen.

„Findest du das etwa lustig?" Er nippte an seinem Glas und sah mich wieder an. „Was genau meinst du?" Er faltete die Hände vor sich und lehnte sich in dem Stuhl zurück als würde ihm die Welt gehören. „Evelyn, zügle deinen Ton. Denk daran mit wem du sprichst!"

Ich ließ meinen Blick kurz zu meinem Vater schweifen, ehe ich mich wieder zurück zu ihm drehte. „Ohh, ich weiß genau mit wem ich spreche." Er zog eine Augenbraue hoch. „Ist das so?" Ich nickte. „Ich spreche mit dem größten Übel und der Hauptursache meiner Probleme!"

Er fing wieder an zu Grinsen, doch mein Blick war weiterhin eiskalt. Mein Vater schien über meine Aussage empört zu sein und schlug auf den Tisch. „Evelyn Lockwood! Es reicht jetzt! Genug!" Doch ich dachte nicht einmal daran.

„Nun, Alpha hätte mir auch gereicht, aber ich denke das andere trifft es auch ganz gut." „Was zur Hölle ist, falsch mit dir?!" Ich stand von meinem Stuhl auf und stützte mich mit den Händen am Tisch ab.

„Evelyn! Sei still und setz dich verdammt nochmal hin!" Die Stimme meines Vaters dröhnte durch den Raum und ich spürte, wie er versuchte seine Macht gegen mich einzusetzen, doch heute würde ich nicht klein beigeben.

Es war vorbei, dass ich all das tat, was mir gesagt wurde. Schiebt es auf den Alkohol oder die Uhrzeit, mir egal, aber ich hatte es satt immer als der kleine hilflose Omega angesehen zu werden. „Nein!" Er sah mich schockiert an und stand nun ebenfalls auf. „Wie war das?"

Ich richtete meinen Blick auf ihn. „Ich sagte nein! Ich werde nicht still sein und ich werde mich verdammt nochmal nicht hinsetzen!" Er sah mich aus geschlitzten Augen an und ich spürte bereits, wie sein Wolf dabei war an die Oberfläche zu kommen.

„Was ist denn los mit dir?! In letzter Zeit benimmst du dich völlig daneben! Ich erkenne dich kaum wieder!" Ich lachte höhnisch auf. „Ja! Genau. Jetzt bin ich wieder schuld. Frag dich doch mal, warum ich mich so verhalte! Vielleicht liegt es ja daran, dass ich von allen und jedem allein gelassen werde! Dass ich ein Leben ohne Perspektive führe und jetzt auch noch an ein anderes Rudel verkauft wurde! Für nichts!"

Meine Hände fingen an sich zu verkrampfen und ich spürte bereits die ersten Schritte der Verwandlung. „Fräulein! Ich rate dir jetzt ein letztes Mal dich zusammenzureißen. Ansonsten kann ich für nichts garantieren! Zügel deine Wölfin!"

Ich schluckte die Schmerzen herunter und versuchte meine Wölfin in die hinterste Ecke meines Kopfes zu verbannen. Ich war heute schon zu weit gegangen, da konnte ich es nicht noch riskieren die Kontrolle zu verlieren. „Weißt du was." Ich schmiss meine Arme in die Luft und trat hinter dem Tisch hervor.

„Tu, was du für richtig hältst. Denn du bist ja schließlich ein Beta. Du weißt alles und kannst alles. Zumeist immer besser. Ich habe es satt von dir herumkommandiert zu werden. Ich für meinen Teil bin durch mit der ganzen Scheiße hier! Aber vor allem bin ich durch mit dir!"

Ich drehte mich also um und war gerade dabei den Raum zu verlassen als er mir folgendes zurief. „Morgen um acht Uhr wirst du dieses Rudel verlassen! Und glaub ja nicht, dass du zurückkommen kannst, wenn sie es leid sind, sich mit dir herumzuschlagen! Denn dann ist hier kein Platz mehr für dich! Hast du verstanden?"

Die Bürde einer Werwölfin zu tragenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt